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Lutz Bäucker: Schwarzer Peter

Da war er wieder: weißer Bart, weißer Kittel, ein bisschen lispelnd und unnachgiebig kritisch. Wie immer eben, so wie wir ihn seit Jahrzehnten schon kennen: Peter Schönhöfer, unser Lieblingsprofessor von der Waterkant. Alle Jahre wieder kehrt der Mann auf den Bildschirm zurück, alle Jahre wieder warnt der Weißbärtige vor Kombinationspräparaten und dergleichen fragwürdigen Spezereien aus Teufels Küche. Ein Jahr Fernsehen ohne Schönhöfers Attacken wäre ein verlorenes Jahr, wir warten fast schon auf seine Attacken, die er stoisch vorträgt, nach wie vor unbeeinflusst von irgendwelchen modischen Präsentationsströmungen des Zeitgeistes: Wenn der Bremer auf dem Bildschirm auftaucht, weiß man, was man bekommt. Peter Sch. ist längst zum Fixpunkt im Meer pseudoaufklärerischer Kritikfluten geworden. Und Professor Peter greift jedesmal in seine Kitteltasche, um das rauszuholen, was seinen Opfern gebührt: die gelbe, oft sogar die rote Karte.

Schönhöfer, der Bednarz der Pillenbranche. Schwarzer Peter für Pharmalobbyisten. Rotes Tuch für Chemie-Gläubige. Und Hoffnung der Gesundheitslektüre-Verleger: von Peter Schönhöfer gibt's stets ein paar knackige Worte wider die Arzneimittelflut (zu recht!), die skandalöse Behäbigkeit der deutschen Gesundheitsbürokratie (ebenfalls zu recht!) sowie die einseitige Fixierung auf das Allheilmittel Medikament.

Nicht dass wir uns falsch verstehen: der Mann hat auch seine Verdienste, keine Frage! Die gebetsmühlenartige Wiederholung allseits bekannter Kritik ermüdet aber auf Dauer auch den Gutwilligsten. Und noch ein Wort zu "Panorama": von "fragwürdiger bzw. trügerischer Sicherheit in deutschen Apotheken" zu sprechen, das ist zu einfach und zu billig. Wir haben leider nicht im Griff, was uns die Hersteller ins Haus liefern. Wir können aber eins tun: augenwischerische Werbung kritisch hinterfragen und durchaus auch abraten - und damit den Schwarzen Peter an die zurückgeben, die ihn verdienen!

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