Prisma

Angriffspunkt der Benzodiazepine entdeckt

Schweizer Forscher haben das Zielmolekül entdeckt, an dem Benzodiazepine mit ihrer angstlösenden Wirkung ansetzen.

Im Gehirn von Mensch und Tier wird die Hemmung der Nervenzellaktivität hauptsächlich durch eine Aktivierung der zahlreich vorhandenen Gamma-Amino-Buttersäure A(GABA A)-Rezeptoren vermittelt. Die Wirkung der Benzodiazepine besteht darin, dass sie die Funktion dieser GABA-A-Rezeptoren begünstigen und dadurch die Angst vermindern.

Klassische Benzodiazepine wie Diazepam interagieren unspezifisch mit allen GABA-A-Rezeptor-Subtypen (α1, α2, α3 und α5). Derzeitige Forschungsprojekte konzentrieren sich daher hauptsächlich auf die Rolle der Rezeptor-Subtypen bei den therapeutischen Wirkungen und Nebenwirkungen der Benzodiazepine.

Schweizer Forschern ist jetzt der Nachweis desjenigen Rezeptor-Subtyps gelungen, der die angstlösende Wirkung von Benzodiazepin-Tranquilizern vermittelt. Die Arbeiten wurden von Forschern der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich sowie der Universität Zürich mit Unterstützung von Roche-Wissenschaftlern durchgeführt.

Im Rahmen der Studien wurden zwei verschiedene Mauslinien verglichen, bei denen je ein Subtyp des GABA-A-Rezeptors - entweder der α2- oder α3-GABA-A-Rezeptor - gegenüber Diazepam unempfindlich gemacht worden war. Hierzu wurden gentechnisch veränderte Mäuse gezüchtet, die in einer Untereinheit des GABA-A-Rezeptors eine Variation (in Form einer so genannten Punktmutation) aufwiesen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die angstlösende Wirkung von Diazepam bei Mäusen selektiv von Neuronen im limbischen System vermittelt wird, die einen α2-GABA-A-Rezeptor besitzen.

Das limbische System ist ein Gehirnabschnitt, in dem emotionale Impulse - in diesem Fall die Angstreaktion - verarbeitet werden. Die Studie sowie frühere Untersuchungen weisen den Weg für die Entwicklung angstlösender Medikamente, die gezielt an diesen α2-GABA-A-Rezeptoren ansetzen. Damit besteht Hoffnung auf die Entwicklung selektiver Tranquilizer, die beispielsweise keine unerwünschten sedierenden Nebenwirkungen haben. hel

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