Feuilleton

Mineralien: Von Wavellit bis Ronneburgit

Im Rahmen des dezentralen Expo-Projekts "Sanierung und Revitalisierung der Wismut-Region um Ronneburg" zeigt das Museum für Naturkunde Gera bis zum 31. Oktober eine repräsentative Ausstellung Ronneburger Mineralien mit vielen Raritäten und einer Auswahl besonders schöner Kristallbildungen.

Fundgrube Abraumhalde

Das Wochenende hatte begonnen wie viele Male zuvor: Auf einer Abraumhalde des ehemaligen Uranerzbergbaugebiets um Ronneburg in Ostthüringen suchten Dr. Thomas Witzke und Fritz Rüger nach Mineralien. Plötzlich entdeckten sie einige leuchtend rotbraune und rote Kristalle.

Die Röntgendiffraktometrie sowie eine halbquantitative chemische Analyse mittels energiedispersiver Spektrometrie am Rasterelektronenmikroskop erhärteten die vage Vermutung, dass es sich um ein neues Mineral handelte. Nach der quantitativen chemischen Analyse und der Strukturanalyse bestätigte sie sich. Am 2. März 1999 wurde der Name "Ronneburgit" durch die "Commission of New Minerals and Mineral Names" der IMA anerkannt.

240 Mineralien

Seit der Einstellung des Uranerzbergbaus in Ronneburg vor nunmehr zehn Jahren konnten dort 150 neue Mineralarten nachgewiesen werden. Zuvor hatte die Sowjetisch-Deutsche Aktien-Gesellschaft (SDAG) Wismut fast ausschließlich Minerale untersuchen lassen, die für die eigene Produktion brauchbar waren. Somit waren im Verlauf von 40 Jahren etwa 90 Arten identifiziert worden.

Für die Uranproduktion waren Uraninit und Coffinit, die in Ronneburg zumeist kaum mit dem bloßen Auge wahrzunehmen sind, interessant. Sekundäre Uranminerale spielten lediglich anfangs eine gewisse Rolle.

Zehn Mineralarten, die gegenwärtig in Gera gezeigt werden, sind weltweit in Ronneburg erst zum zweitenmal nachgewiesen worden, so zum Beispiel der Hannebachit, der erstmals bei Hannebach in der Eifel gefunden wurde, oder der Spheniscidit, dessen Typ-Lokalität in der Antarktis ist. Die Ostthüringer Stufen gelten jedoch ebenso wie die des extrem seltenen Minerals Lyonsit als weltweit am besten ausgebildet. Immerhin mehr als 25 Minerale aus der Ronneburger Region stellen deutschlandweit Erstfunde dar. Und schließlich ist fast ein Drittel aller im Freistaat Thüringen bekannten Mineralien ausschließlich im ehemaligen Uranerzabbaugebiet zu finden.

Seltene Prachtstücke

Schon vor Jahrzehnten machte die Ronneburger Region unter Fachleuten und Sammlern wegen ihrer Wavellit-Vorkommen Furore. Dieses farblich stark variierende Mineral besitzt eine typische radialförmige Struktur.

Sehr selten, möglicherweise sogar einmalig sind kegelstumpfartig aussehende Baryt-Aggregate mit meißelförmig ausgebildeten Seiten. Andere Exemplare erinnern wiederum an Korallen oder Schwämme. Überraschenderweise wurden um Ronneburg auch sieben Vanadiumminerale gefunden, die derzeit im Museum gezeigt werden. Der Hummerit wie auch Sincosit und Simplotit gelten deutschlandweit als Erstfunde.

Auch endogene Brände haben Mineralbildungen bewirkt. Der Schwefel- und Kohlenstoffgehalt der Kiesel- und Alaunschiefer ist ein idealer Nährboden für die Bakterienarten Thiobacillus ferrioxidans und T. thiooxidans. Wird die infolge des Stoffwechsels entwickelte Wärme nicht rechtzeitig abgeleitet, kommt es aufgrund chemischer Oxidation zu Schwelbränden und Temperaturen bis über 1000ľC. Dabei entstehen unter anderem Schwefelwasserstoff, Schwefeldioxid, Selenwasserstoff, Chlorwasserstoff und Ammoniak.

Zu den neugebildeten Mineralien gehören der sehr seltene Bazhenovit, der Rambergit, bizarre Schwefelstufen, vorzügliche Selenkristalle oder verschiedenfarbige Salmiakstufen von beachtlicher Größe.

Ort: Naturkundemuseum Gera Nicolaiberg 3 07545 Gera Tel. (0365) 52003 www.gera.de/Tourismus

Geöffnet: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr. Am 28. Oktober wird im Barocksaal des Naturkundemu- seums Gera ein Kolloquium über Neufunde veranstaltet. Im Mittelpunkt stehen die Minerale aus der Ronneburger Region sowie aus dem Steinbruch Leutzsch. Weitere Informationen durch das Museum.

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