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Fernsehsendung Kennzeichen D: Rezeptbetrügereien und legale Rabattgewährung

Rezeptbetrügereien und legale Rabattgewährung in einen Topf geworfen

Das war Hau-drauf-Journalismus in seiner übelsten Form, was die ZDF-Sendung "Kennzeichen D" am Mittwoch vergangener Woche (27. September) bot. Die von Krankenkassen in den letzten Monaten aufgedeckten Rezeptbetrügereien von Ärzten und Apothekern warf Kennzeichen D in einen Topf mit den legalen Funktions- und Rationalisierungsrabatten, die der Pharmagroßhandel und die Pharmaindustrie den Apotheken gewähren. Auch ABDA-Präsident Friese wurde in dieser Sendung zu den Rezeptbetrügereien interviewt. Die Interview-Filmsequenz war allerdings eingereiht in Filmszenen, in denen ein Krankenkassenvertreter die Weiterleitung der legal gewährten Rabatte an die Krankenkassen fordert und diese Rabatte selbst quasi als nicht rechtens hinstellt.

Den Beitrag leitete der Moderator ein mit Hinweisen auf die unlängst aufgeflogenen Rezeptbetrügereien von Ärzten und Apothekern. "Die meist laschen Kontrollen der Krankenkassen laden zu Betrug und Mauscheleien ein", hieß es. Würde korrekt abgerechnet, müssten die Krankenkassenbeiträge nicht steigen. Insgesamt habe die Kennzeichen D-Recherche festgestellt, dass es hier um 4 Mrd. DM gehe, Rabatte, bei denen es bis heute unklar scheine, "ob Apotheken die Provisionen weiterhin einstecken dürfen oder an die klammen Kassen weitergeben müssen" - ein Satz, mit dem der Moderator die Rezeptbetrügereien mit den an die Apotheken von Großhandel und Pharmaindustrie gewährten legalen Rabatten verknüpfte.

In der nächsten Szene führte der Beitrag dann die Abrechnungsbetrügereien mit gefälschten Rezepten in Lüneburg und in Bremen vor. Diese Szene verknüpfte der Beitrag wiederum mit "Abrechnungsmodalitäten aller Apotheken", nämlich mit den vom Großhandel eingeräumten Rabatten. 5 bis 8 Prozent seien gesetzlich erlaubt und handelsüblich, aber Pharmaunternehmen gewährten beispielsweise 25 Prozent und mehr. Diese Rabatte steckten die Apotheker ein und rechneten mit den Krankenkassen die hohen Listenpreise ab. Nach Auffassung eines AOK-Sprechers würden diese Rabatte den Krankenkassen zustehen, die auf diese Weise 3,3 Mrd. DM einsparen könnten. In diesem Zusammenhang zitierte der Beitrag die Arzneimittelpreisverordnung, in der die Preisspanne für Großhandel und Apotheke festgeschrieben ist, ausgehend vom Herstellerabgabepreis und letzterer berechnet sich, so die Argumentation der Krankenkassen, einschließlich der Rabatte. Forderung der Krankenkassen: Möglichkeit zur direkten Preisverhandlung mit Arzneimittelherstellern, um Rabatte nutzen zu können.

Im Anschluss an diese Szene wurde dann das Interview mit ABDA-Präsident Friese eingespielt, der allerdings zu den Rezeptbetrügereien befragt wurde und "erstmals einräumte", so die Sprecherin im Film, dass es dieses Rabattgebaren gibt, dies aber Einzelfälle seien. Ein Sprecher des BPI bestätigte, dass die Pharmaindustrie Rabatte gewähre, von denen die Apotheken profitierten. Auch durch diese beiden Szenen erfolgte wieder eine Verflechtung von echten Rezeptbetrügereien mit den legalen Großhandelsrabatten.

Der Beitrag im Kennzeichen D endete mit der Bemerkung, dass die AOK Niedersachsen seitenweise Belege für Rabattgewährung in Millionenhöhe habe. Man wolle diese Unterlagen der Staatsanwaltschaft zur Prüfung übergeben.

Fazit: Die Sendung suggerierte der Bevölkerung, dass nahezu alle Apotheken in Deutschland die klammen Kassen betrügen und ihnen zustehende Rabatte in Milliardenhöhe vorenthalten.

Meine Meinung: da haben wohl AOK-Vertreter den armen ZDF-Redakteur auf ihre Seite gebracht und ihn womöglich bewusst zu einer nicht statthaften Verquickung angestiftet - es passt ja derzeit so schön in die Landschaft, den Apotheken wieder einmal eins drauf zu geben.

Denn in einem Gespräch der DAZ mit ABDA-Präsident Friese erfuhren wir, dass der zuständige Redakteur von Kennzeichen D, Reinhard Laska, ein Vorgespräch mit Friese führte, in dem Friese erklären konnte, dass hier zwei Paar Stiefel miteinander verglichen werden. In der ausgestrahlten Sendung jedoch wurden diese Hinweise nicht berücksichtigt, Friese: "Es kam heraus, was dieser Redakteur herauskommen lassen wollte." Und ich ergänze: das ist übler Prawda-Journalismus.

Peter Ditzel

Das war Hau-drauf-Journalismus in seiner übelsten Form, was die ZDF-Sendung Kennzeichen D am Mittwoch vergangener Woche (27. September) bot. Die von Krankenkassen in den letzten Monaten aufgedeckten Rezeptbetrügereien von Ärzten und Apothekern warf Kennzeichen D in einen Topf mit den legalen Funktions- und Rationalisierungsrabatten, die der Pharmagroßhandel und die Pharmaindustrie den Apotheken gewähren. Auch ABDA-Präsident Friese wurde in dieser Sendung zu den Rezeptbetrügereien interviewt. Die Interview-Filmsequenz war allerdings eingereiht in Filmszenen, in denen ein Krankenkassenvertreter die Weiterleitung der legal gewährten Rabatte an die Krankenkassen fordert und diese Rabatte selbst quasi als nicht rechtens hinstellt. 

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