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Blutzuckerbestimmung: Licht als Diagnosemittel

STUTTGART (la). Zwei Forscher aus Herdecke, Schietzel und Jungmann, versuchen mit Hilfe von Licht Blutwerte unblutig zu bestimmen. Ihr Ziel ist es, einen Test für Diabetiker zu entwickeln, der es ermöglicht, den Blutzuckerwert direkt an der Haut ohne Einstich in den Finger zu bestimmen. "Der Spiegel" berichtet in seiner Ausgabe 4/2000 über die Möglichkeiten der "Streulichtdiagnose".

Viele Pharmakonzerne und Forschungslabors arbeiten daran, den Diabetikern die Blutzuckerbestimmung zu erleichtern. Bislang ohne Erfolg. Der Physiker Holger Jungmann und der Mediziner Michael Schietzel glauben sich schon kurz vor dem Ziel, sie wollen die Messung ohne Stich in den Finger ermöglichen. Anstatt der Stechhilfe benutzt der Diabetiker von morgen eine bleistiftgroße Lampe, deren Strahl er auf die Fingerkuppe richtet. Ein Teil des Lichts wird als Streulicht reflektiert und mit Hilfe einer Glasfaser in eine elektronische Analyse-Einheit gelenkt. Ein Computer wertet das Signal aus, der Messwert erscheint sofort. Je nachdem welches Licht ausgesendet wird, ultraviolett oder infrarot, geben die reflektierten Strahlen Auskunft über Art und Menge der Substanzen, an denen sie gestreut wurden.

Schon heute findet der "Leuchtfinger" in unterschiedlichen Bereichen Anwendung. So kann bei Gebärenden der Sauerstoffgehalt im Blut mit dieser Methode bestimmt werden. Auch die rasche Messung von Methadon und anderen Betäubungsmitteln bei Süchtigen ermöglicht gerade bei Vergiftungsfällen eine schnelle Behandlung. Vergleichstest mit Messergebnissen von Blutproben zeigten übereinstimmende Werte. Nur Zuckermoleküle konnten die beiden Forscher bislang noch nicht nachweisen, sie entziehen sich derzeit noch einer Messung mittels dieser Methode. Jungmann aber wolle nicht aufgeben, heißt es im Bericht des "Spiegel", er habe eine raffinierte Software zur Analyse des Streulichts entwickelt. Mit Veränderungen im mathematischen Algorithmus und der Wellenlänge könne er auch den Blutzucker in einigen Monaten bestimmen.

Die Reflexionsspektroskopie hat ihren Preis. Ein Glucose-Tester würde etwa 3000 Mark kosten. Auf lange Sicht gesehen lohnt es sich jedoch nach Meinung der Herdecker Forscher für die Kassen. Momentan werden 500 Millionen Mark für Blutzuckertests in Deutschland ausgegeben. Teststäbchen sind bei der Streulichtdiagnose nicht nötig. Die Kosten würden also nur einmalig anfallen.

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