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Pharmaübernahme: Procter & Gamble dringt in die Pharmabranche ein

STUTTGART (rüd). Der geplante Einstieg in die pharmazeutische Industrie soll dem Konsumgüterriesen Procter & Gamble zusätzlichen Aufschwung bringen. Trotz Kursverlust der Aktien an der Börse soll die Übernahme zweier Pharmafirmen, nämlich Warner Lambert und American Home Produkts, beschleunigt werden.

Langsame Umsatzsteigerung auf das aktuelle Niveau von 38,13 Mrd. US-Dollar zwingen den Firmenvorstand zum Umdenken, berichtet das Handelsblatt vom 24. Januar. Unter der Bezeichnung "Organisation 2005" soll das gesamte Unternehmen Procter & Gamble umstrukturiert werden, dabei werden 15000 Stellen wegfallen.

Interne Firmenstrukturen sollen aufgebrochen werden

Statt hunderter von Profit Centern soll künftig das gesamte Geschäft des Konzerns in sieben Global Business Units (GBU) unterteilt werde: Babypflege, Kosmetik, Reinigungsmittel, Hygieneartikel, Lebensmittel, Hygienepapiere und Gesundheit und Neue Produkte. In dem Segment Gesundheit und Neue Produkte wird u. a. Blendamed und Wick betreut. Jede Einheit wird eigenverantwortlich arbeiten und kann weltweit neue Produkte und Marken in die Märkte bringen. Unterstützt werden sie dabei durch acht Market Development Organizations (MDO), die über die Produktgruppen hinweg die Aktivitäten in den einzelnen Ländermärkten anstoßen sollen und die GBUs mit Marktwissen versorgen, schreibt das Handelsblatt. So entwickelte z. B. die GBU "Reinigungsmittel" den Textilspray Fébrèze und konzipierte Verpackung und Werbung. Die MDO Westeuropa entwarf dann ein Vermarktungsprogramm, zu dem die Kooperation mit Taxiunternehmer gehörte. Die Wagen trugen nicht nur den Werbeschriftzug auf der Karosse, sie wurden auch mit dem Produkt gereinigt. Der Zeitraum zwischen Entwicklung und Markteinführung solcher Produkte soll von 18 Monaten auf neun reduziert werden.

Bisher wurde der Erfolg eines Produktes bis zur Neige ausgeschöpft, bevor etwas Neues versucht wurde. So verfügt die Firma auch über 25000 Patentanmeldungen, von denen nur einige hundert genutzt werden. Die Erfolge der Produkte Fébrèze, dem Textilreinigungssystem Dryel und dem elektrostatischen Besen Swiffer geben dem neuen Konzept Recht. Sogar die Treue der Mitarbeiter kann zum Nachteil einer Firma werden. So fehlen dann äußere Denkanstöße durch neues Fachpersonal. Auch hier wird es Veränderungen geben, ein Teil der deutschen Mitarbeiter wird in der Zukunft im Ausland arbeiten, z. B. in Genf in der Marketingabteilung für den deutschsprachigen Raum. Selbst die Honorierung der Werbeagenturen wird vom Verkauf der Produkte abhängig gemacht. Geplant sei eine Umsatzsteigerung von 6% auf 8%, so das Handelsblatt.

Übernahme

Die "neue Organisation 2005" beschränkt sich aber nicht nur auf interne Änderungen. Es werden neue Firmen akquiriert. Zuvor hat sich P&G mit der Firmenübernahme von dem Tierfutterhersteller Iams in einen völlig anderen Geschäftsbereich begeben. Nun will Procter & Gamble in der Pharmaindustrie Fuß fassen und zwei Pharmafirmen übernehmen: Warner Lambert und American Home Produkts. Die Bekanntmachung führte zwar an der Börse zu einem Kursrückgang um 8,8% auf 102,69 US-Dollar, trotzdem sollen Möglichkeiten der Beschleunigung der Übernahme vom Vorstand angeregt werden. Bedenken wegen anderer Spielregeln in diesem Geschäftsbereich hat Procter-Vorstandschef Durk Jager keine: "Wer wirklich innovativ ist, hebt sich vom Durchschnitt ab, ist unkonventionell und denkt rebellisch".

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