Arzneimittel und Therapie

Typ-2-Diabetes: Kombination von Nateglinid mit Metformin

Die Kombination von Nateglinid, einer in der Forschung befindlichen Substanz zur Behandlung des Typ-2-Diabetes (nicht-insulinabhängiger Diabetes mellitus, NIDDM), mit dem Arzneimittel Metformin scheint zwei entscheidende Störungen des Glucosestoffwechsels zu korrigieren und damit zu einer besseren Kontrolle des Blutzuckerspiegels beizutragen. So lauten nach einem Bericht der Novartis Pharma die Ergebnisse einer Phase-III-Studie, die anlässlich eines Meetings der European Association for the Study of Diabetes vorgestellt wurden.

In der Studie senkte Nateglinid postprandiale Glucosespitzen über eine Steigerung der Insulinsezernierung in der Frühphase. Metformin senkte die Nüchternwerte der Plasmaglucose durch eine Verringerung der Glucoseproduktion in der Leber und eine Verbesserung der Insulinsensibilität. Die Kombination von Nateglinid und Metformin erbrachte eine synergistische Wirkung für eine Verringerung des glykosylierten Hämoglobins (HbA1c), ein Parameter für die langfristige Beherrschung der Erkrankung.

Hohe Glucosespiegel nach Mahlzeiten sind charakteristisch für Personen mit Typ-2-Diabetes und können zur Entstehung schwerer Langzeitkomplikationen beitragen.

Risikofaktor Glucosespitzen

In einer Studie von 24 Wochen Dauer mit 685 Patienten mit Typ-2-Diabetes untersuchten Wissenschaftler Nateglinid (120 mg vor drei Mahlzeiten) im Vergleich zu und in Kombination mit Metformin (500 mg zu drei Mahlzeiten) in einem randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten Aufbau.

Im Vergleich zu den Ausgangswerten gingen die Werte für HbA1c unter Nateglinid um 0,5 Prozentpunkte zurück, unter Metformin um 0,8 Prozentpunkte, und unter Kombination von Nateglinid und Metformin um 1,4 Prozentpunkte. Daneben gingen die Werte für die Nüchternglucose im Vergleich zu den Ausgangswerten unter Nateglinid um 0,7 mM, unter Metformin um 1,6 mM und unter der Kombination von Nateglinid und Metformin um 2,4 mM zurück.

Die Daten lassen darauf schließen, dass die Wirkung von Nateglinid auf HbA1c hauptsächlich über eine Senkung postprandialer Glucosespitzen ausgeübt wird, während Metformin hauptsächlich eine Senkung der Nüchternglucosewerte bewirkt. Glucosespitzen stellen versteckte Risikofaktoren dar, die zum Auftreten schwerer Langzeitkomplikationen des Diabetes beitragen können, wie Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erblindung und Nervenschädigung.

Verschiedene Substanzklassen

Nateglinid, ein Derivat der Aminosäure Phenylalanin, ist ein Vertreter einer neue Substanzklasse, die zu Mahlzeiten die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse stimuliert. Metformin gehört zu einer anderen Substanzklasse, zu den Biguaniden, die eine Senkung der Glucoseproduktion durch die Leber bewirken und die Aufnahme von Glucose in die Skelettmuskulatur steigern.

In diesen Studien waren eine geringe Gewichtszunahme und eine niedrige Inzidenz leichter Hypoglykämie die einzigen mit der Substanz in Zusammenhang stehenden Nebenwirkungen. Nateglinid wird von Ajinomoto Company, Inc. an Novartis Pharma AG lizensiert.

Diabetes und seine Komplikationen

Schätzungen zufolge leiden weltweit 125 Millionen Menschen an Typ-2-Diabetes. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis zum Jahr 2025 auf 300 Millionen ansteigen wird. Die Hauptgründe für diese Zunahme der Prävalenz sind: frühere Erkennung, längere Lebenszeit sowie zunehmende Verstädterung und Veränderungen der Lebensweise wie Abnahme der körperlichen Aktivität und Veränderungen der Ernährung, die zu Übergewicht führen.

Überhöhte Glucosespiegel führen nach einiger Zeit zu Schädigungen von Blutgefäßen im gesamten Körper. Dies hat kardiovaskuläre und mikrovaskuläre Komplikationen zur Folge, wie Retinopathie, Neuropathie und Nephropathie. Diese Komplikationen werden oftmals durch gleichzeitig vorliegende Störungen des Fettstoffwechsels und Bluthochdruck verschlimmert. Daher besteht bei Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nierenversagen, Erblindung und Amputationen. Jedoch wurde in der National Institutes of Health's Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) sowie in anderen Studien gezeigt, dass das Risiko für derartige Komplikationen durch eine verbesserte Einstellung des Blutzuckers deutlich gesenkt werden kann.

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