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Die tibetanische Gebetsmühle der BKK (Randnotiz)

{te}Jedes Jahr ein, zwei Mal verbreitet der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) eine Pressemitteilung, in der auf die ach so hohen Distributionskosten für Arzneimittel und die Einsparungsmöglichkeiten durch Versandapotheken und Internethandel hingewiesen wird. Ein Zitat aus der letzten Pressemitteilung vom 18. September:

"...Außerdem sollte nach Ansicht der Betriebskrankenkassen der Vertrieb von Arzneimitteln moderner und wirtschaftlicher organisiert werden. Deutschland hat derzeit eines der teuersten Vertriebssysteme in Europa. Der Arzneimittelvertrieb über Großhandel und Apotheken hat einen Anteil von fast 40 Prozent an den Medikamentenkosten (ohne Mehrwertsteuer). Das betrifft den gesamten Arzneimittelmark, nicht nur den Markt der gesetzlichen Krankenkassen.

Durch Versandapotheken und Internethandel mit Medikamenten lassen sich nach Meinung der Betriebskrankenkassen beachtliche Wirtschaftlichkeitsreserven beim Arzneimittelvertrieb realisieren. Für die Regelung des Internethandels mit Arzneimitteln sind nach Ansicht der Betriebskrankenkassen allerdings umfassende Bestimmungen zum Datenschutz und zum Verbraucherschutz unverzichtbar. Dabei sollte für den Vertrieb verschreibungspflichtiger Arzneimittel aus dem Ausland auf das "Empfängerlandprinzip" abgestellt werden, damit die deutschen Zulassungs- und Abgabebestimmungen gelten...

In den USA werden bereits rund 13 Prozent aller Arzneimittel über das Internet vertrieben. Dabei werden Preisnachlässe bis zu 30 Prozent vom Endverbraucherpreis gewährt. Der Vertriebsweg über das Internet bietet den Versicherten überdies eine bequeme Versorgung mit Arzneimitteln zu Hause. Vor allem für chronisch kranke und immobile Patienten sei dies ein Vorteil."

Sorgten solche Pressemitteilungen anfangs noch für Diskussionsstoff, locken Sie heute weniger Reaktionen hervor. Denn: mittlerweile hat die öffentliche Diskussion zu diesem Thema Fortschritte gemacht. Ein Internethandel mit Arzneimitteln wird auch in der Bevölkerung nicht gewünscht. Gerade "verbraucherfreundliche" Medien wie Stiftung Warentest oder Fernsehsendungen wie Plusminus, stehen dem Internethandel mit Arzneimitteln sehr kritisch gegenüber. Und selbst Frau Fischer kann dem Internethandel mittlerweile nichts mehr abgewinnen. Was man dem BKK-Bundesverband auch noch sagen muss: die USA ist nicht mit Deutschland vergleichbar, die Distributionskosten der Arzneimittel machen keine 40 Prozent aus, auch Paketzustelldienste und Logistikunternehmen würden verdienen wollen und Arzneimittel braucht man in aller Regel heute und sofort und nicht erst in zwei, drei Tagen.

Am besten: man nimmt die Pressemitteilung, rollt sie hübsch zusammen, macht ein Schnürchen drum rum und hängt sie an eine tibetanische Gebetsmühle. Und wenn sie nicht heruntergefallen ist, dann dreht sie sich noch heute...

Peter Ditzel

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