Arzneimittel und Therapie

Spurenelemente: Selen schützt vor verschiedenen Krankheiten

Eine höhere Selenzufuhr kann vor einigen Erkrankungen schützen. So lautet das Ergebnis einer Übersichtsarbeit, die jetzt im medizinischen Fachmagazin Lancet veröffentlicht wurde.

Anhand zahlreicher Studien belegt die Autorin Dr. Margret P. Rayman vom Zentrum für Ernährung und Lebensmittelsicherheit der Universität Surrey, England, die Bedeutung von Selen unter anderem für die Entstehung von Krebs und die Prognose von HIV-Infektionen.

Studienteilnehmer, die ergänzend zur täglichen Ernährung 200 µg Selen über Supplemente zugeführt hatten, wiesen 63 Prozent weniger Prostata-, 58 Prozent weniger Dickdarm- und 46 Prozent weniger Lungenkarzinome auf als die Kontrollgruppe.

Darüber hinaus stimuliert Selen das Immunsystem. Hinweise dafür liefert beispielsweise eine Studie, in der HIV-Patienten mit einem Selenmangel nahezu 20 Mal mehr an HIV-vermittelten Ursachen starben als solche mit höheren Blutspiegeln. Selen verbessert darüber hinaus die Immunantwort, aktiviert das Schilddrüsenhormon, erhöht die Spermienmobilität, reduziert das Risiko für Fehlgeburten und entgiftet Schwermetalle. Möglicherweise kann Selen auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.

Mangelversorgung in Deutschland

Über die Versorgung mit dem essenziellen Spurenelement Selen in Deutschland wie auch in vielen anderen Ländern Europas äußert sich Rayman sehr besorgt. Im Durchschnitt nimmt der Bundesbürger über die Nahrung 35 µg Selen pro Tag auf. Diese Mengen reichen jedoch nicht aus, um die protektiven Eigenschaften auszuschöpfen. Eine tägliche Gesamtzufuhr (Nahrung und Supplemente) von 400 bis 450 µg Selen ist für Erwachsene unbedenklich.

Schlecht aus Böden verfügbar

Ursache für die europäischen Selendefizite ist die schlechte Verfügbarkeit des Spurenelements aus den Böden. Auch Weizen, der beispielsweise in den USA ein guter Selenlieferant ist, stellt für Europa keine befriedigende Quelle dar. In Lebensmitteln kommen hauptsächlich organische Selenverbindungen wie Selenomethionin und Selenocystein vor. Diese sind auch in Selenhefe enthalten. Insbesondere Selenomethionin erhöht effektiv die Selenspiegel im Blut. Im Organismus muss es dann in die aktive Form Selenocystein umgewandelt werden.

Zur Zeit werden in Europa und den USA mit PRECISE (Prevention of Cancer by Intervention with Selenium) und SELECT (Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial) umfangreiche Studien zu Selen durchgeführt. Sie sollen weiteren Aufschluss über die Bedeutung einer Nahrungsergänzung mit organischen Selenverbindungen für die Entwicklung von Krebserkrankungen geben.

Literatur: Rayman, M. P.: The importance of selenium to human health. Lancet 356, 233-41 (2000).

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