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Galantamin: Zweifachwirkung gegen Alzheimer

Ein wesentliches Ziel der Demenzbehandlung ist die Neuroprotektion. Dadurch sollen die an Denk- und Lernprozessen beteiligten Neurone vor einem weiteren Zelluntergang bewahrt und die Progression der Erkrankung verlangsamt werden. Galantamin ist eine Substanz, die diese Neuroprotektion vermitteln soll.

Galantamin ist ein Wirkstoff pflanzlichen Ursprungs und besitzt – im Gegensatz zu anderen Cholinesterasehemmern – einen dualen Wirkmechanismus. Zum einen hemmt er reversibel die Acetylcholinesterase und verzögert somit den Abbau von Acetylcholin, zum anderen bewirkt er eine allosterische Modulation präsynaptischer nicotinerger Acetylcholinrezeptoren im Gehirn und erhöht dadurch die Freisetzung von Acetylcholin. Möglicherweise kann Galantamin auch die Biosynthese von Nervenwachstumsfaktoren fördern. Auch dies könnte eine Neuroprotektion bedingen.

Eine weitere Option für den Schutz der Neurone durch Galantamin bietet der offenbar direkte Zusammenhang zwischen nicotinergen Aceylcholinrezeptoren und amyloiden Plaques, den charakteristischen Zeichen der Alzheimer-Krankheit. Das Auftreten der amyloiden Plaques geht einher mit: 1. einer verminderten Aktivität der Acetyltransferase, 2. einer reduzierten Freisetzung von Acetylcholin in den synaptischen Spalt und 3. einer Verringerung der Zahl an Nicotin-Bindungsstellen. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Galantamin eine Hochregulation der nicotinergen Acetylcholinrezeptoren bewirkt.

Galantamin (Handelsname Reminyl) wurde von der Janssen Research Foundation gemeinsam mit Shire Pharmaceuticals Group plc. entwickelt. In Schweden und der Schweiz ist das Präparat seit März bzw. Juni zugelassen. In Deutschland ist mit einer Zulassung noch in diesem Jahr zu rechnen.

Quellen: Presseinformation vom 6. Internationalen Springfield Symposium, Stockholm, April 2000, und vom World Alzheimer Congress, Washington, Juli 2000 Scrip 2000, Nr. 2564, S. 19

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