BVA-Info

Apotheken: Kein Bedarf für längere Öffnungszeiten

Für den Apothekenbereich sieht der BVA (Bundesverband der Angestellten in Apotheken) keine Notwendigkeit, die bestehenden Ladenöffnungszeiten weiter zu liberalisieren. Durch die Notdienstbereitschaft ist die Versorgung der Kunden auch nach Ladenschluss sichergestellt. Längere Öffnungszeiten am Abend und am Wochenende gehen zu Lasten der Apothekenangestellten - d.h. vor allem von Frauen - und deren Familien. Positive Effekte für den Arbeitsmarkt sind nicht zu erwarten, wie die Erfahrungen mit dem 1996 geänderten Ladenschlussgesetz gezeigt haben.

Empfehlung der Wirtschaftsministerien

Die Staatssekretäre der Wirtschaftsministerien der Länder hatten sich am 28. August auf eine gemeinsame Empfehlung für längere Öffnungszeiten geeinigt. An Werktagen dürften demnach Geschäfte von 6.00 bis 22.00 Uhr und an Samstagen von 6.00 bis 20.00 Uhr geöffnet haben. An Sonn- und Feiertagen soll es beim weitgehenden Ladenschluss bleiben. An vier Sonntagen pro Jahr soll eine Öffnung auch ohne besonderen Anlass - wie zum Beispiel Expo oder Stadtfest - möglich sein. Allerdings dürfen diese Tage nicht in der Adventszeit liegen. Am 14. September soll diese Länderinitiative dem Wirtschaftsausschuss des Bundesrates vorgelegt werden.

Apotheken jetzt schon kundenfreundlich

"Durch die jetzigen Öffnungszeiten und die hohe Dichte an Apotheken ist gewährleistet, dass Arzneimittel, Gesundheits- und Pflegepräparate in der Woche und am Samstag für die Kunden bequem erhältlich sind", so die BVA-Vorsitzende Monika Oppenkowski. Nach Ladenschluss sowie am Sonntag wird der Bedarf an Medikamenten für den Akutfall, Produkten für die Kranken- und Säuglingspflege, Hygieneartikeln und Desinfektionsmitteln durch den Notdienst der Apotheken gedeckt.

Schon die Verlängerung der Öffnungszeiten auf 20 Uhr bzw. samstags auf 16 Uhr wurde bisher nur von Apotheken in zentralen Citylagen oder Einkaufszentren ausgenutzt. Eine weitere Liberalisierung entspricht im Apothekenbereich nicht der realen Nachfrage.

Schlechtere Arbeitsbedingungen

Für die Angestellten in Apotheken würden sich durch verlängerte Öffnungszeiten die Arbeitsbedingungen verschlechtern. Dies trifft in Apotheken - wie auch im Einzelhandel generell - vor allem Frauen. Bei Arbeitszeiten bis 22.00 Uhr und an "langen Samstagen" leiden familiäre Beziehungen und soziale Kontakte. Außerdem stellt der Heimweg am späten Abend für Frauen eine potenzielle Gefährdung dar.

Der BVA geht davon aus, dass durch verlängerte Öffnungszeiten keine zusätzlichen Stellen in nennenswertem Umfang geschaffen würden. Wie eine im Auftrag der Bundesregierung erstellte Studie der Sozialforschungsstelle (sfs) in Dortmund vom Oktober 1999 ergab, konnten die längeren Öffnungszeiten seit 1996 den Stellenabbau im Einzelhandel nicht aufhalten. Die Zahl der Arbeitsplätze im Einzelhandel ist laut sfs von 1996 bis 1999 um 6 Prozent zurückgegangen, das Volumen der Arbeitsstunden sogar um 8 Prozent.

Der leichte Anstieg der Beschäftigtenzahlen im Apothekenbereich in den letzten Jahren hat nach Meinung des BVA andere Ursachen als die Verlängerung der Öffnungszeiten.

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