Ernährung aktuell

Adipositas: Leitlinien für die Ernährungsberatung

Das Angebot an Diäten und Mitteln zum Abnehmen ist riesig und unübersichtlich. Ernährungsberater arbeiten zum Teil unqualifiziert - für die Patienten entstehen hohe Kosten bei unbefriedigendem Ergebnis. Allgemeingültige Qualitätskriterien existieren bislang nicht. Diesem Missstand versucht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nun mit der Entwicklung von Leitlinien zur ambulanten Adipositastherapie entgegenzuwirken.

Rund 20% der erwachsenen Deutschen haben Übergewicht, und auch die Zahlen von adipösen Kindern und Jugendlichen sind in den letzten Jahren besorgniserregend angestiegen. Bereits jedes sechste Kind bringt bei der Einschulung zu viele Pfunde auf die Waage. Prof. Dr. G. Wolfram, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, zum Thema: "Adipositas ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung, die sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung erheblich mindert. Angesichts der Größenordnung des Gesundheitsproblems sind die medizinischen Behandlungsangebote in Deutschland völlig unzureichend. Das Krankheitsbild erfordert eine qualifizierte ernährungsmedizinische Betreuung."

Das Angebot an Diäten und Diätpräparaten ist groß, Ernährungs- und Gesundheitsberater bieten ihre Dienste an, und auch in Arztpraxen und Apotheken werden verstärkt Programme zur Adipositasbehandlung durchgeführt. Nicht immer ist die Beratung jedoch fachlich qualifiziert, ein Anforderungskatalog für die Durchführung einer ambulanten Adipositastherapie existiert bislang nicht. Leitlinien, die sich auf wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse in der Ernährungsberatung stützen können, sind daher dringend notwendig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Deutsche Adipositas Gesellschaft, die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) haben nun gemeinsam Qualitätskriterien für die ambulante Adipositastherapie entwickelt, die wir im Folgenden kurz zusammengefasst haben.

Anforderungen an ein qualifiziertes Adipositas-Therapieprogramm:

  • Die medizinische Eingangsuntersuchung und Indikationsstellung erfolgt durch den Arzt.
  • Die Schulung des Patienten muss strukturiert erfolgen.
  • Das multidisziplinäre Therapiekonzept sollte aus Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie bestehen, gegebenenfalls müssen zusätzlich gewichtssenkende Medikamente gegeben werden.
  • Gruppensitzungen sollten regelmäßig stattfinden.
  • Notwendig ist eine regelmäßige Verlaufskontrolle inklusive Dokumentation.
  • Die Therapiedauer sollte mindestens sechs bis zwölf Monate betragen.
  • Der Therapieverlauf sollte mindestens ein Jahr, nach Möglichkeit bis zu drei Jahren dokumentiert werden, wobei Parameter wie Gewicht, Blutfett- und Cholesterinwerte, Blutzuckerwerte, sonstige Erkrankungen, Lebensqualität, Medikamenteneinnahme und Therapieverlauf erfasst werden sollen.

Als Erfolgskriterien für eine ambulante Adipositastherapie gelten:

  • Eine Gewichtsabnahme von mindestens 5% bei 50% der Teilnehmer und eine Gewichtsabnahme von 10% bei mindestens 20% der Teilnehmer.
  • Die Verbesserung der mit Adipositas assoziierten Risikofaktoren Hypertonie, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen.
  • Eine langfristige Verbesserung des Gesundheitsverhaltens und der Lebensqualität der Patienten.

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