Apothekertag

B. RallAufatmen – durchatmen – gestalten

Vom 19. bis 20. August fand in Bad Kreuznach der von Landesapothekerverband und Landesapothekerkammer gemeinsam veranstaltete Rheinland-Pfälzische Apothekertag statt. Trotz Urlaubszeit und schwülwarmem Wetter nutzten rund 140 interessierte Apothekerinnen und Apotheker die Gelegenheit, sich über aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und den Fortschritt der Bemühungen hin zu einer standardisierten Pharmazeutischen Betreuung zu informieren. Sie wurden nicht enttäuscht. Heiße Diskussionen gab es am ersten Tag der Veranstaltung zwischen Vertretern der Krankenkassen und Apothekern zum Thema "Arzneimittelpolitik und die Rolle des Apothekers im Gesundheitswesen". Etwas ruhiger, aber keineswegs weniger intensiv wurden am zweiten Tag die Ergebnisse der Hamburger Asthmastudie diskutiert, die Fragen zu Sinn und Zweck der Pharmazeutischen Betreuung klären wollte und konnte.

Die Aufgabe der Eröffnungsrede teilten sich Hermann S. Keller, Vorsitzender des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz sowie des Deutschen Apothekerverbandes, und Dr. Hartmut Schmall, Präsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz und der Bundesapothekerkammer. Die Gestaltung der Gegenwart im Interesse der Kollegen sei die Hauptaufgabe der Standespolitik, betonte Schmall. Unter das Motto "Aufatmen - Durchatmen - Gestalten" stellte er auch das Wochenende des diesjährigen Rheinland-Pfälzischen Apothekertags. Rheinland-Pfalz sei ein junges, dynamisches Bundesland, dessen Apotheker sich durch konstruktive Mitarbeit auszeichnen würden. Diese Bestrebungen gelte es zu erhalten und zu vertiefen, um gesundheitspolitische Fragen auch in der Zukunft im Sinne der Apothekerschaft lösen zu können.

Schmall betonte, dass sich die Apotheker dabei nicht auf die Hilfe anderer verlassen, sondern aktiv dazu beitragen, das Gesundheitswesen in Deutschland aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung des Qualitätsmanagementsystems, das in vielen Punkten bereits abgeschlossen sei und so bald wie möglich aus der Versuchsphase in die konkrete Anwendungsphase eintreten solle.

Versandhandelsverbot ist europafest

Auch Keller dankte zunächst den Kolleginnen und Kollegen für ihr Engagement und vor allem ihre Bereitschaft, mit Politikern von Bund und Ländern bei gesundheitspolitischen Fragen in Kommunikation zu treten. Dass diese Vorgehensweise richtig sei, habe nicht zuletzt die erfolgreiche Abwehr der Angriffe auf den Paragraphen 47 Arzneimittelgesetz, sprich die Angriffe auf das Versandhandelsverbot in Deutschland, gezeigt. Das Versandhandelsverbot ist europafest, betonte Keller. Es wird nicht nur durch das Arzneimittelgesetz, das Fernabsatzgesetz und die Richtlinien des Europäischen Gerichtshofs, sondern auch durch verschiedene aktuelle Gutachten gestützt (s. a. DAZ Apothekerzeitung Nr. 32/33 vom 14. August und DAZ Nr. 33 vom 17. August).

Damit dies so bleibt, gelte es aber auch in Zukunft, gegenläufige Bestrebungen wie die Internet-Apotheke DocMorris im Keim zu ersticken und die Argumente für die Aufrechterhaltung des Versandhandelsverbots zu stärken. Keller verwies in diesem Zusammenhang auf eine Klage, die der Deutsche Apothekerverband mittlerweile gegen DocMorris eingereicht hat, und rief Politiker und auch die anwesenden Vertreter der Krankenkassen auf, die Bemühungen der Apotheker im Kampf um das Versandhandelsverbot zu unterstützen.

Weg von der Vollkaskomentalität, hin zu mehr Eigenverantwortung Keller räumte ein, dass es beim derzeitigen Einnahmedefizit der gesetzlichen Krankenkassen verständlich sei, wenn nach Einsparmöglichkeiten gesucht werde. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass die Vertriebswege von Arzneimitteln geändert werden. Als Lösungsvorschläge für das Finanzproblem der GKV nannte Keller vielmehr ein Überdenken der gängigen Praxis der "Vollkaskokrankenversicherung". So sei es notwendig, darüber nachzudenken, ob und welche versicherungsfremden Leistungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gestrichen werden sollten. Schwangerschaft und Mutterschaft beispielsweise seien keine Krankheiten und daher auch nicht notwendigerweise Bestandteil des GKV-Leistungskatalogs.

Ebenfalls müsste die Diskussion über beitragsfreie Mitversicherungen diskutiert werden. "Die Frage der Zukunft ist", so Keller, "ob wir eine Solidargemeinschaft auf hohem Niveau und unter Einbeziehung der Eigenverantwortung der Versicherten wollen oder eine Vollversicherung auf niedrigem Level".

Im Zusammenhang mit den jüngst veröffentlichten Berichten über Rezeptbetrug und Abrechnungsmanipulationen sprach Keller im Namen von Kammer und Verband die Ablehnung und Missachtung derartiger Machenschaften aus. Er betonte aber auch, dass das Fehlverhalten einzelner Kollegen nicht zu einer Verurteilung der gesamten Apothekerschaft führen dürfe.

Den vollständigen Bericht vom Rheinland-Pfälzischen Apothekertag finden Sie in unserem Kongressbereich.

Heiße Diskussionen zwischen Vertretern der Krankenkassen und Apothekern zum Thema "Arzneimittelpolitik und die Rolle des Apothekers im Gesundheitswesen" gab es auf dem Rheinland-Pfälzischen Apothekertag, der vom 19. bis 20. August in Bad Kreuznach stattfand. Außerdem wurden die Ergebnisse der Hamburger Asthmastudie besprochen, bei der gezeigt werden konnte, wie wichtig die Pharmazeutische Betreuung für eine effektive Therapie ist. 

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