Berichte

Akademische Abschlussfeier der Frankfurter Pharmazieschule

Aus Anlass der im Sommersemester 2000 im Fach Pharmazie erfolgten Promotionen und der zum Abschluss des Hochschulstudiums abgelegten Examina des 2. Abschnitts der Pharmazeutischen Prüfung fand im Biozentrum Niederursel am 30. Juni 2000 die mittlerweile 7. Akademische Abschlussfeier statt.

Die Studienabschlussfeier, wie sie an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität in diesem feierlichen Rahmen abgehalten wird, ist bundesweit bei Pharmazeuten immer noch einmalig. Sie bietet den Studenten einen würdigen Rahmen zum Ausklang des universitären Studiums, in dem sie gemeinsam mit Angehörigen und Freunden einen wichtigen Lebensabschnitt zu Ende bringen. Die offizielle Begrüßung aller Anwesenden erfolgte durch Dekan Prof. Dr. Dieter Steinhilber, der in seiner Ansprache die Sonderstellung der Frankfurter Pharmazie hervorhob. Nicht nur personell, sondern vor allem inhaltlich habe sich in den letzten Jahren in der Frankfurter Pharmazie vieles geändert. Verschiedene Lehrveranstaltungen und Aktivitäten wie die Sommer- und Winterschule, die zur Vorbereitung auf das 1. Staatsexamen dienen, zeigen: "Wir Frankfurter Hochschullehrer - Wir tun was!" In einem Appell an die Absolventen und ihre Angehörigen bat Prof. Dr. Steinhilber, die Ausbildung zukünftiger Pharmazeuten mit Lehrveranstaltungen wie die Sommer- und Winterschule auch finanziell zu unterstützen, indem sie dem im Jahre 1999 gegründeten Galenus Club beitreten. Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, der Promotor der diesjährigen Veranstaltung, nahm die akademische Feier zum Anlass, um einige allgemeine Überlegungen zu Forschung und Lehre an den deutschen Universitäten anzustellen. Für ihn habe wissenschaftliches Forschen immer etwas mit der Suche nach Wahrheit zu tun, wobei sich die Wissenschaft stets an der Erfahrungswelt überprüfen lassen müsse. Stichwörter wie Wettbewerb, Effizienz und Leistungsorientierung höre man schon seit einigen Monaten im Rahmen der Bildungsdiskussion, denn es habe sich längst ein alternativer Markt für Bildung im In- und Ausland etabliert, der für Wettbewerb und Veränderungsdruck an unseren Universitäten auch weiterhin sorgen werde. Auch im Hinblick auf die Leistungsorientierung werde man an den deutschen Universitäten nur dann wirklich weiterkommen, wenn sinnvolle Systeme entwickelt würden, die die Leistungs- und Qualitätsmessung mit direkten Geldzuteilungen verknüpften, denn wer in Lehre und Forschung gut ist, solle auch mehr Mittel bekommen als der weniger Gute. Solange allerdings wissenschaftliche Karrieren fast ausschließlich von den Leistungen in der Forschung, nicht aber von der Qualität der Lehre und der Betreuung der Studierenden bestimmt würden, werde sich hier nur wenig ändern. Bei allen Überlegungen solle dennoch ein entscheidendes Leitprinzip nicht aus den Augen verloren werden: "Niemand darf von einem Studium abgehalten werden, weil ihm das Geld dazu fehlt." Mit dem Rat "Investieren Sie in Ihre Zukunft! Halten Sie den Stand Ihres Wissens aktuell", beendete Prof. Dr. Schubert-Zsilavecz seine Ansprache und überreichte zusammen mit allen anderen Hochschullehrern den Absolventen ihre Urkunde.

Zwischen Ethik und Monetik

Für den diesjährigen Festvortrag konnte Prof. Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen gewonnen werden. Er folgte 1999 dem Ruf auf eine Professur für Arzneimittelversorgungsforschung nach Bremen. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zum Arzneimittelkonsum, zur Qualität der medizinischen Versorgung und zum Arzneimittelmarkt. In seinem Festvortrag zum Thema "Die Apotheke zwischen Ethik und Monetik - Zur Qualitätssicherung in der Arzneimittelversorgung" beleuchtet er diesen häufig plakativ verwendeten Titel unter Berücksichtigung der Aspekte Strukturqualität, Prozessqualität und Ergebnisqualität. Die Qualitätssicherung von Arzneimitteln gehe zum einen vom Kenntnisstand über Arzneimittelversorgung von Seiten der Apotheken aus und zum anderen von den Erwartungen der Patienten, bezogen auf diese Versorgung. Für den Bereich der Strukturqualität bedeute dies eine hohe personelle Qualifikation, die durch kontinuierliche und obligatorische Fortbildung erreicht werden müsse. Die Informationsvermittlung und öffentliche Akzeptanz des Apothekenpersonals müsse weiter verbessert werden. Im Bereich der Strukturqualität der Produkte zeige schon allein der Nachzulassungsprozess die Mängel auf. Immer noch sind ca. 30% aller Arzneimittel nicht endgültig zugelassen. Strukturqualität zeige sich aber auch in den Voraussetzungen für ein intimes Beratungsgespräch. Häufig seien technische, personelle und zeitliche Voraussetzungen in den Apotheken nicht gegeben. Betrachte man die Qualitätssicherung unter dem Aspekt der Prozessqualität, so müsse die Beratung oftmals als ungenügend, wenig aktiv herangetragen und wenig patientennah bewertet werden. Auch der Bereich der Ergebnisqualität sei weiterhin verbesserungsbedürftig und -fähig. Viele UAWs und Interaktionen seien nachweislich durch Interventionen der Apotheken vermeidbar. Der Arzneimittelmissbrauch könne in weiten Bereichen unterbunden und die Compliance, vor allem bei chronisch Kranken, nachhaltig gefördert werden. Die Umsetzung dieser zur Qualitätssicherung zugrunde liegenden Aspekte werde allerdings immer wieder durch Rahmenbedingungen wie Honorierungs- und Bezahlungsstrukturen erschwert, da Qualitätssicherung nach dem derzeitigen System nicht unbedingt als umsatzfördernd zu bewerten sei. Andere Systeme wären in diesem Zusammenhang denkbar, z.B. Betreuungspauschalen für eingeschriebene Patienten oder Fixaufschläge. Für die Zukunft solle man die Apotheken als aktive Gesundheitszentren mit qualifizierter und industrieunabhängiger Beratung aufbauen, in denen der Apotheker als Experte für Pharmaceutical Care in Zusammenarbeit mit den Ärzten fungiere. Bei der Entwicklung neuer Versorgungsstrukturen solle dabei nicht an Arzneimitteln, sondern mit Arzneimitteln gespart werden. Prof. Dr. Glaeske schloss seinen Vortrag mit einem Zitat von Martin Luther King jr. "Es ist kein Zeichen von Schwäche, zur Ebene der Selbstkritik aufzusteigen."

Immer ein wenig besser

Als Vertreter der Studenten sprach Christoph Küster, der sich auch als Fachschaftsvertreter immer für die Belange der Studierenden eingesetzt hatte, die Dankesworte an die Professoren und ihre Mitarbeiter, an die Eltern und Angehörigen, an alle Mitstudierenden und an seine Kollegen von der Fachschaft. In seinem Rückblick auf das Pharmaziestudium zeigte er, warum es sich gelohnt hatte, diesen "harten Kampf" dennoch auf sich zu nehmen. Auch wenn das Frankfurter Pharmaziestudium immer noch nicht so gut sei, wie es seiner Meinung nach sein könne, so gehöre er doch wohl einer "aussterbenden Generation" von Studenten an, da sich seit seinem Studienbeginn schon sehr vieles zum Positiven verändert habe. Er hoffe, dass weiterhin durch die Fachschaft, aber auch durch alle anderen Studenten, dieser Studiengang immer etwas besser zurückgelassen werde, als diese ihn vorgefunden haben. Die Akademische Feier endete mit einem gemeinsamen "Gaudeamus igitur" und einem anschließenden Empfang im Foyer des Biozentrums.

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