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Es gibt ein deutsches Arzneimittelgesetz, es gibt eine Fernabsatzrichtlinie der Europäischen Union, es gibt die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und es gibt ein deutsches Heilmittelwerberecht und ein europäisches Werberecht für Arzneimittel - da haben wir eine jede Menge von Gesetzen, die sich gegen den Versandhandel mit Arzneimitteln in Deutschland und nach Deutschland wenden. Und trotzdem macht ein niederländischer Apotheker zusammen mit zwei deutschen Kaufleuten eine Internetapotheke auf, wirbt für den Arzneimittelversand per Internet und verschickt auf Bestellung apothekenpflichtige Arzneimittel nach Deutschland.

Großer Aufschrei in Deutschland, alle schauen zu, keiner tut etwas. Falsch, da wird doch etwas getan: Der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller beispielsweise hat das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium gebeten, aufsichtsrechtlich tätig zu werden (wir berichteten in DAZ-Apotheker Zeitung Nr. 28). Der Verband hat durch Testkäufe herausgefunden, dass Bestellungen in Kerkrade gesammelt und durch ein Neusser Paketserviceunternehmen zugestellt werden.

Ein neuer Vorstoß gegen die niederländische Internetapotheke 0800.DocMorris.com kommt jetzt von rechtswissenschaftlicher Seite. Professor H. J. Meyer fertigte im Auftrag des Großhandelsverbands ein Rechtsgutachten an, das aufzeigt, dass das deutsche Versandhandelsverbot für apothekenpflichtige Arzneimittel auch für Internetangebote aus dem europäischen Ausland gilt (siehe DAZ-Apotheker Zeitung Nr. 32/33).

Mit diesem Rechtsgutachten wird deutlich: DocMorris verstößt gegen geltendes Recht. Ein Interview mit Meyer, das wir in dieser Ausgabe auf Seite 16 veröffentlichen, erklärt noch einmal, warum die Internetapotheke illegal ist. So munitioniert sollten Zoll, Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden tätig werden können, um den gesetzeswidrigen Versandhandel mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln einen Riegel vorzuschieben - die Tage von DocMorris sind wohl gezählt.

Doch es droht nicht nur Gefahr von außen: Apotheker selbst sind es, die dem Ansehen des deutschen Apothekerberufs mächtig zusetzen und das gute Image verspielen. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet in dieser Woche vom "Schwindel auf Rezept". Fahnder der AOK Niedersachsen haben herausgefunden, dass die Krankenkassen jedes Jahr durch Betrug mit Rezepten um Millionen geprellt werden. Erst vor kurzem sind z. B. die Betrügereien einer ostfriesischen Apotheke aufgeflogen, in der Patienten Rezepte gutschreiben lassen konnten und für den Gegenwert "Bettwärmer, Anti-Falten-Creme oder Viagra" erhielten, berichtet das Magazin.

Weitere Beispiele von Rezeptbetrügereien, teils zusammen mit Ärzten oder mit Patienten, werden aufgeführt. Der AOK-Fahnder spricht sogar von "Organisierter Kriminalität". Zitiert wird in diesem Bericht auch Hessens Kammerpräsidentin Gabriele Heller, die sich auf ihre Fahnen geschrieben hat, die schwarzen Schafe zu bekämpfen: "Man muss schon einen guten Charakter haben, um dieser Versuchung zu widerstehen", so Frau Heller.

Ich bin überzeugt davon, dass die Mehrheit diesen guten Charakter hat und nicht betrügt. Mehr als ärgerlich, dass die Wenigen, die betrügen - angefangen beim kleinen Mogeln bis hin zur organisierten Kriminalität -, die Ehrlichen in den Schmutz ziehen. Ich bin auch überzeugt, dagegen lässt sich was machen.

Peter Ditzel

Da lässt sich doch was machen

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