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Öko-Test warnt vor Versandhandel

(uk). In seiner neuesten Ausgabe 8/2000 warnt das Verbrauchermagazin Öko-Test vor illegalem Arzneimittelversand. Unter dem Titel "Risikopillen frei Haus" wird aufgezeigt, wie die Münchner Firma Sinclair Distribution risikoreiche Arzneimittel ohne Rezeptvorlage über den Postweg vertreibt.

Das Angebot erreicht den Verbraucher als Postwurfsendung, die für verschreibungspflichtige oder in Deutschland nicht zugelassene Arzneimittel wie Dehydroepiandrosteron (DHEA) oder Melatonin wirbt. Man bestellt einfach in München das gewünschte Arzneimittel und innerhalb weniger Tage wird es über die britische Firma Long Life frei Haus geliefert. Hergestellt wurden die Medikamente in den USA, bezahlt wird per Überweisung auf das Münchner Postbankkonto einer Firma namens Naturapura. Melatonin wird durch die Firma Sinclair als gut verträgliches Schlafmittel beworben. Öko- Test rät ausdrücklich von der unkritischen Einnahme des Zirbeldrüsenhormons ab. Zitiert wird das "arzneitelegramm" mit der Aussage, dass Melatonin aufgrund fehlender Langzeitstudien und Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit in Deutschland nicht zugelassen ist. Auch vor dem Geschlechtshormon DHEA, das in Deutschland nur in Form eines verschreibungspflichtigen Kombinationspräparates auf dem Markt ist, wird durch die Schilderung schwerwiegender Nebenwirkungen wie Bartwuchs bei Frauen oder Haarausfall dringend gewarnt. Ein völlig überteuertes Ibuprofen-Präparat mit ungewisser Reinheit ist über die Firma Sinclair ebenfalls zu beziehen. Dr. Ulrich Hagemann, Experte für Arzneimittelsicherheit beim BfArM erläutert die Unsinnigkeit, Ibuprofen auf der Verpackung als pflanzlichen Wirkstoff zu deklarieren. Außerdem zitiert die Zeitschrift Dr. Lutz Tisch, Jurist bei der ABDA, der auf die Strafbarkeit des Versandhandels mit nicht freiverkäuflichen Arzneimitteln hinweist. Es liege zudem ein Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz vor, erläutert Tisch, der den Fall bereits der zuständigen Aufsichtsbehörde bei der Regierung von Oberbayern angezeigt hat. Von der Firma Sinclair Distribution konnte Öko-Test bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme erhalten: Unter der angegebenen Telefonnummer gab es keinen Anschluss, bei der Auskunft keinen Eintrag und per Fax keine Antwort.

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