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LAK Baden-Württemberg: "Gibt es da nichts anders?"

Diese Frage wird häufig von Patienten in der Apotheke gestellt, die von Neurodermitis geplagt sind. Meist sind sie der externen Therapie überdrüssig und auf der Suche nach einer alternativen Behandlungsform. Dr. med. Markus Wiesenauer, Weinstadt, sprach am 18. Juli im Rahmen einer Vortragsreihe der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg in der Industrie- und Handelskammer in Reutlingen über alternative Behandlungsmöglichkeiten der Neurodermitis.

Neurodermitis beginnt oft schon im Säuglingsalter

Neurodermitis, auch atopisches oder endogenes Ekzem genannt, beginnt häufig im Säuglingsalter und kann die Betroffenen über lange Zeit begleiten. Die Erkrankung tritt schubweise - gehäuft im Frühjahr - auf und äußert sich in einer entzündeten, gereizten und geröteten Haut ("unruhige Haut"). Hauptproblem für die meisten Patienten ist jedoch der extrem starke Juckreiz. Betroffen sind vor allem die Wangen, Ellbogen, Kniekehlen und der Halsbereich hinter den Ohren. Neurodermitis gehört zum allergischen Formenkreis und tritt bei einem Teil der Patienten in Kombination mit verschiedenen Formen der Atopie wie allergische Rhinitis, Asthma bronchiale oder einer Lebensmittelallergie auf. Wie auch bei Asthma und Heuschnupfen ist ein Anstieg der Erkrankungsfälle in den industrialisierten Ländern zu verzeichnen. Der im Säuglingsalter auftretende Milchschorf ist ebenfalls ein atopisches Ekzem und geht mit Juckreiz, Rötung und Krustenbildung vor allem an den Wangen und dem behaarten Kopf einher. Eine äußerliche Behandlung reicht meist aus, solange das Ekzem nicht länger als ein halbes Jahr andauert. In diesem Fall hat sich, so Dr. Wiesenauer, der Einsatz fetthaltiger Externa wie beispielsweise Befelka®-Öl bewährt. Neben Johanniskraut, Ringelblume und Kamille ist das bei Ekzemen besonders wirkungsvolle Stiefmütterchenkraut darin enthalten.

Neurodermitis - eine mehrdimensionale Krankheit

Neurodermitis ist keine eindimensionale Erkrankung. Viele Dispositionsfaktoren wie beispielsweise Allergene oder Stress, aber auch die Persönlichkeitsstruktur spielen bei der Manifestation eine Rolle (Tab. 1). Aus diesem Grund ist es wichtig, den Patienten als "Ganzes" zu betrachten. Um Neurodermitis zu heilen, reicht es nicht aus, die Symptome zu behandeln. Vielmehr müssen die Auslöser (Katalysatoren) im Rahmen einer guten Anamnese definiert und dann - wenn möglich - nach und nach beseitigt werden. Eine genaue und strukturierte Anamnese ist in der Homöopathie von zentraler Bedeutung. So werden zum Beispiel mögliche "Herde", die chronische Erkrankungen unterhalten können, lokalisiert: zum einen aus dem Spontanbericht des Patienten, der durch gezieltes Nachfragen des Therapeuten präzisiert wird, und zum anderen durch indirekte Befragung nach dem "Kopf-zu-Fuß-Schema", durch das weitere Lokalsymptome erhoben werden. Solche entzündeten "Herde" können zum Beispiel an den Zähnen, Mandeln oder in Stirn- und Nebenhöhlen sitzen. Sehr wichtig in der Homöopathie ist die zusätzliche biographische Anamnese. In der Biographie eines Menschen lassen sich häufig mögliche Ursachen von Erkrankungen entdecken.

Richtige Behandlungsmethode finden

Der Patient muss die für ihn richtige Behandlungsmethode finden, ob dies nun beispielsweise eine Therapie mit Glucocorticoiden oder Nachtkerzenöl ist oder der Einsatz homöopathischer Arzneimittel. Jedes Therapiekonzept - ob konventionell oder alternativ - hat auch Non-Responder, also Menschen, die nicht darauf ansprechen. So muss jeder Betroffene eine Behandlungsstrategie wählen, die seine Beschwerden im akuten Schub zu lindern vermag, und eine ganzheitliche Therapie, die letztendlich zur Heilung der Neurodermitis führt. Zur Beeinflussung der Disposition ist eine konstitutionelle Behandlung erforderlich. Hierzu können auch allgemeine Maßnahmen wie zum Beispiel Ernährungsumstellung und Psychotherapie gehören (Tab. 2).

Akuter Schub - was tun?

Doch was kann in der Apotheke empfohlen werden, wenn Patienten mit einem akuten Schub nach einem homöopathischen Mittel fragen? Wenn sich das Ekzem im Anfangsstadium befindet und der Juckreiz nur leicht ist, ist ein Versuch mit Cardiospermum D 3 sinnvoll. Hat der Patient verquollene Augen und eine rote und heiße Haut, wäre dies eine Indikation für Apis mellifica D 6. Weiterhin kann bei Ekzemen zu Stiefmütterchenkraut geraten werden, das entweder in Form von Globuli oder auch als Tee (drei Tassen pro Tag) eingenommen werden kann (Tab. 3). Tritt keine Besserung ein, sollte auf einen Homöopathen verwiesen werden, der vor der weiteren Behandlung eine genaue Anamnese durchführt und auch die Biographie des Menschen in die Therapie mit einbezieht. la Kastentexte

Kastentext: Literaturtipp

"Homöopathie für die ganze Familie" von Dr. med. Markus Wiesenauer und Annette BoĎs aus der Reihe Erlebnis Gesundheit. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000, 288 Seiten. DM 39,-.

Tab. 1: Pathogenese einer chronischen Hauterkrankung aus ganzheitlicher Sicht am Beispiel der Neurodermitis

JAtopie

  • Nahrungsmittelunverträglichkeit
  • Allergene
  • Mikronährstoffmangel
  • Darmdysbiose
  • Schadstoffe
  • Immundysbalance
  • Hormonale und vegetative
  • ysbalancen
  • Externe Hautirritation
  • Spezielle Auslöser (Klima)
  • Psychosozialer Stress
  • Spezifische Persönlichkeitsstruktur

Tab. 2: Therapiemaßnahmen bei chronischen Haut-

erkrankungen am Beispiel der Neurodermitis

JFastenkur

  • Ernährungsumstellung
  • Mikrobiologische Therapie
  • Naturheilverfahren
  • Immuntherapie
  • Klassische Homöopathie
  • Physikalische Therapie
  • Externe Hauttherapie
  • Psychologische Betreuung
  • Gesundheitsberatung
  • Langfristige Ernährungsumstellung

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