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"Millionen Menschen sagen danke, Dr. Rath"

(diz). Mit einer großen Plakataktion bedankt sich zur Zeit ein gewisser Dr. med. Matthias Rath bei "Millionen von Menschen", die ihn angeblich bei seinem Kampf um die "Vitaminfreiheit" unterstützt hätten. Doch kaum ein Bürger kennt diesen Dr. Rath geschweige denn seine Ziele. Was hat es damit auf sich? Hier einige Infos, falls Sie in der Apotheke darauf angesprochen werden.

Seit geraumer Zeit drängt sich der Arzt, Wissenschaftler und nach eigenen Angaben Begründer der "Zellularmedizin", Dr. Matthias Rath mit Sitz im niederländischen Almelo, mit diversen Publikationen und einem umfassenden mehrsprachigen Internetauftritt der Öffentlichkeit auf. Er hat die fixe Idee, dass die Pharmaindustrie ein Verbot von Gesundheitsaussagen zu Vitaminen und anderen Naturtherapien plane, um auch weiterhin einen Markt für teure Arzneimittel aufrecht zu erhalten, Arzneimittel gegen Krankheiten, an denen die Bevölkerung durch ausreichende Einnahme von Vitaminen nicht erkranken würde. So sollte auf der Tagung des Codex-alimentarius-Komitees, einer gemeinsamen Kommission von Weltgesundheits- und Welternährungsorganisation, die vom 19. bis 23. Juni in Berlin stattfand, über internationale Standards für Vitamine verhandelt werden. Rath rühmt sich nun, durch Protestaktionen solche Pläne verhindert zu haben. In einem selbst vertriebenen Infoblatt schreibt Rath hierzu: "Wenn dereinst die Geschichtsbücher über die Befreiung der Menschheit vom Würgegriff des Pharma-Kartells geschrieben werden, dann wird es Dr. Raths Weltgesundheitsnetz sein, das für diesen Etappensieg die Anerkennung erhält." Der aus Stuttgart stammende Rath, Jahrgang 1955, versandte vor kurzem einen Videofilm "Vitaminfreiheit" an zahlreiche Apotheken, in dem das Berliner Gesundheitstreffen aus seiner Sicht dokumentiert wird und über seine Protestaktion, für die er eine kleine Gruppe von Anhängern mobilisiert hatte.

Keine Zulassung als Arzneimittel

Mit diesem publizistischen Überbau und seiner von ihm ausgedachten "Zellularmedizin" versucht Rath vom niederländischen Almelo aus per Versandhandel überwiegend nicht verkehrsfähige Vitaminprodukte in Deutschland zu vermarkten. Die Vitaminprodukte sind zum Teil so hoch dosiert, dass sie in Deutschland als Arzneimittel zugelassen werden müssten. Eine Zulassung wurde bis jetzt allerdings nicht beantragt. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) befasste sich bereits im vergangenen Jahr mit Dr. Raths Vitaminprogramm und beurteilte beispielsweise den Vitamin-Zell-Komplex in weiten Teilen als gesundheitlich bedenklich, da die gewählten Vitamindosierungen zum Teil deutlich über der zulässigen Obergrenze einer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Zufuhr liegen. Hinzu kommt, dass das Produkt ausdrücklich als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben wird, aber mit nach § 18 LMBG unzulässigen arzneilichen Aussagen wirbt. Darüber hinaus stuft das BgVV die Werbeaussagen als irreführend und wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert ein. Auch das Institut für Lebensmittelwissenschaft der Universität Hannover hat im Juli des vergangenen Jahres im Auftrag des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg eine ernährungsphysiologische Beurteilung des Vitaminprogramms von Dr. Rath vorgenommen mit dem Ergebnis, dass die Produkte aufgrund ihrer Zusammensetzung aus rechtlicher Sicht als Arzneimittel einzustufen seien. Die Folge: Da sie keine Zulassung besäßen, dürften sie nicht vertrieben werden.

Vermengung mit Politik

Doch nicht nur mit Plakataktionen, Internetauftritten, Videos und Infoblättern versucht Rath den Absatz seiner Produkte anzukurbeln. In der US-Zeitung "The New York Times" vom 28. Mai 2000 wendet er sich beispielsweise in einer ganzseitigen(!) Anzeige an Präsident Clinton mit der Überschrift, Clinton habe kein Recht, die Organisatoren von Auschwitz zu begnadigen. Mit dieser Anzeige verbindet er die Diskussion der Entschädigungsregelungen für die Holocaustopfer und Zwangsarbeiter mit Anschuldigungen gegen die großen deutschen Pharmaunternehmen Bayer, BASF und Hoechst. Das Auschwitz-Konzentrationslager war, so Rath in dieser Anzeige "nichts anderes als ein Zwangslaborlager der pharmazeutischen/chemischen Firmen Bayer, BASF und Hoechst (IG Auschwitz)" gewesen. Nach wie vor undurchsichtig bleibt, woher Rath die Gelder für seine teuren Werbekampagnen und das PR-Material bekommt.

Mit einer großen Plakataktion bedankt sich zur Zeit ein gewisser Dr. med. Matthias Rath bei “Millionen von Menschen", die ihn angeblich bei seinem Kampf um die “Vitaminfreiheit" unterstützt hätten. Doch kaum ein Bürger kennt diesen Dr. Rath geschweige denn seine Ziele. Was hat es damit auf sich? Hier einige Infos, falls Sie in der Apotheke darauf angesprochen werden.

1 Kommentar

Dr. Rath

von Beetz Wolfgang am 13.04.2019 um 10:53 Uhr

Hallo,
Besuchen Sie doch einmal meine private Web-seite.
Mein Gesundheitszustand seit 18 Jahren nach einer Herz-Op spricht Bände.
https://herzinfarkt-nein-danke.hapge.de

Mfg W.Beetz

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