Arzneimittel und Therapie

Malariaprophylaxe: Drei Tage Einnahme – sieben Wochen Schutz

Mit Tafenoquin vergrößert sich das therapeutische Arsenal zur Malariaprophylaxe. In einer Studie in Lambarene im afrikanischen Gabun konnte die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von Tafenoquin zur Prophylaxe der Malaria tropica nachgewiesen werden. Möglicherweise kann Tafenoquin in Zukunft einige herkömmliche Arzneimittel zur Malariaprophylaxe ersetzen.

Zurzeit gibt es nur relativ wenig Medikamente, die sich zur Malariaprophylaxe eignen. Weltweit werden am häufigsten Mefloquin (Lariam), Doxycyclin und die Kombination aus Chloroquin (Resochin) plus Proguanil (Paludrine) eingesetzt. Jeder dieser Wirkstoffe hat indes seine Nachteile; darüber hinaus ist die Compliance für Medikamente, die über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen, häufig unzureichend.

Neues Prophylaktikum

Mit Tafenoquin steht nun ein neues, potentes Prophylaktikum zur Verfügung, das - dem jetzigen Kenntnisstand zufolge - relativ wenig unerwünschte Wirkungen aufweist. Tafenoquin (WR 238605) ist ein Aminochinolin, das sich von Primaquin ableitet, über eine sehr lange Halbwertszeit von 14 Tagen verfügt und im Blut- und Leberstadium wirksam ist. Nachdem Tierversuche und einige kleinere Studien die gute Wirksamkeit von Tafenoquin bei einer Infektion mit Plasmodium vivax gezeigt haben, wurde in einer großen Studie untersucht, ob sich der Primaquin-Abkömmling auch als Schutz vor einer Infektion mit Plasmodium falciparum eignet.

Studie in afrikanischem Endemiegebiet

Zwischen Februar und Juli 1999 wurde in Lambarene eine randomisierte, doppelblinde und plazebokontrollierte Studie durchgeführt. Lambarene ist ein Endemiegebiet, in dem der Erreger Plasmodium falciparum weit verbreitet ist. Die Studienteilnehmer waren Schüler im Alter von 12 bis 20 Jahren, bei denen kein Malariaerreger im Blut nachweisbar war bzw. bei denen die Malaria zuvor mit Halofantrin auskuriert worden war. Die 426 Studienteilnehmer wurden in fünf Gruppen mit vergleichbaren demographischen und klinischen Charakteristika aufgeteilt und erhielten während drei Tagen Tafenoquin in unterschiedlicher Dosierung (250 mg, 125 mg, 62,5 mg, 31,25 mg) oder ein Plazebo. 410 Schüler beendeten die Studie und wurden während der folgenden 70 Tage beobachtet. Das Blut der Probanden wurde in wöchentlichen Abständen untersucht; ferner wurden die unerwünschten Wirkungen der Therapie festgehalten.

Keine Infektion in der 250-mg-Gruppe

Nach 56 Tagen lagen acht positive Blutproben vor: vier aus der Plazebogruppe und vier aus der 31,25-mg-Tafenoquin-Gruppe. Nach 77 Tagen wurden 34 positive Blutgruppen gefunden: 14 in der Plazebogruppe, 16 in der 31,25-mg-Tafenoquin-Gruppe, 3 in der 62,5-mg-Tafenoquin-Gruppe und 1 in der 125-mg-Tafenoquin-Gruppe. Bei den Probanden, die 250 mg Tafenoquin eingenommen hatten, wurde kein Malariaerreger nachgewiesen. Die Probanden der Verumgruppen klagten etwas häufiger über abdominale Schmerzen und Kopfweh als die Teilnehmer der Plazebogruppe. Der Unterschied war allerdings statistisch nicht signifikant, und die unerwünschten Wirkungen standen in keiner klaren Dosis-Wirkung-Beziehung.

Gute Verträglichkeit

In dieser Studie konnte die gute Wirksamkeit und problemlose Verträglichkeit von Tafenoquin gezeigt werden. Die nur dreimal notwendige Einnahme, die wochenlange Wirkdauer, die Wirksamkeit gegen verschiedene Plasmodium-Arten sowie die Arzneistoffaktivität im präerythrozytären und im erythrozytären Stadium könnten Tafenoquin zum idealen Kurzzeitprophylaktikum machen. Um das Potenzial von Tafenoquin genauer einschätzen zu können, sind allerdings noch umfangreiche Studien erforderlich. Zu klären ist insbesondere, ob Tafenoquin auch bei Menschen mit dem in Afrika sehr häufig auftretenden Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (Primaquin kann hier zu einer akuten Hämolyse führen) und bei Schwangeren eingesetzt werden kann.

Kasten: Malariaerreger und ihr Entwicklungszyklus

Malaria tertiana wird durch Plasmodium vivax, Malaria quartana durch Plasmodium malariae hervorgerufen. Die weiteste Verbreitung und zugleich höchste Letalität findet man bei der Malaria tropica, die durch eine Infektion mit Plasmodium falciparum bedingt ist. Die Malariaparasiten vermehren sich geschlechtlich in der Mücke (Sporogonie) und ungeschlechtlich im Menschen (Schizogonie). Die Übertragung der Plasmodien erfolgt durch den Stich der weiblichen Anopheles-Mücke. Dabei gelangen Sporozoiten in die Blutbahn, die im präerythrozytären Stadium in der Leber zu Gewebeschizonten reifen. Bei der Ruptur der Gewebeschizonten werden Merozoiten freigesetzt, die dann die Erythrozyten befallen. Die über eine Zwischenstufe entstehenden Blutschizonten führen unter Ruptur der Erythrozytenmembran zur erneuten Freisetzung von Merozoiten. Diese dringen wieder in die Erythrozyten ein, und der Zyklus beginnt von neuem. [nach Mutschler, Ernst: Arzneimittelwirkungen, 7. Aufl., Stuttgart 1996]

Mit Tafenoquin vergrößert sich das therapeutische Arsenal zur Malariaprophylaxe. In einer Studie in Lambarene im afrikanischen Gabun konnte die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von Tafenoquin zur Prophylaxe der Malaria tropica nachgewiesen werden. Möglicherweise kann Tafenoquin in Zukunft einige herkömmliche Arzneimittel zur Malariaprophylaxe ersetzen.

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