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"Aids ist kein Schicksal", überschreibt die Frankfurter Rundschau vom 17. Juli einen Kommentar zum Abschluss des Welt-Aids-Kongresses:

Der Welt-Kongress ist vorbei. Aids aber bleibt. Die größte Gesundheitskatastrophe, die die Menschheit je erfahren hat, wird immer mehr zu einem globalen Drama. Energische, wirksame Schritte gegen die sich ungebrochen ausbreitende Pandemie sind nicht in Sicht. In Afrika werden große Teile gerade der jüngeren Generation vom Virus ausgelöscht und dadurch ohnehin instabile Gesellschaften in ihren Fundamenten zerstört werden. Im Zeitalter der Globalisierung und interkontinentaler Wanderungsbewegungen und Handelsströme kennt das Virus keine Grenzen mehr. Die Vereinten Nationen haben nicht umsonst in diesem Jahr Aids erstmals als globales Sicherheitsproblem klassifiziert. Aufbruch hat der Kongress allerdings nicht vermitteln können, stand er doch wegen der Unsinnsdebatte über die Ursachen von Aids unter einem schlechten Vorzeichen. Eines ist sicher: Aids kann nur wirksam bekämpft werden, wenn alle - Politik, Industrie, Forschung, Gesundheitssysteme und Infizierte - zusammenarbeiten. Einen Impfstoff wird es in naher Zukunft für die Armen nicht geben, Medikamente auch nicht. Selbst wenn die Therapie erschwinglich wäre, könnte sie in vielen Entwicklungsländern gar nicht angewandt werden, weil die medizinische Infrastruktur dafür fehlt. Die Regierungen der am schlimmsten betroffenen Länder, wie Südafrika und Indien, wiegeln nach wie vor ab, verharmlosen und nehmen den Kampf gegen Aids nicht entschlossen auf. Wer wie Südafrikas Staatschef Thabo Mbeki Aids als Armuts- und Unterentwicklungsproblem abtut, hat wenig verstanden. Im Gegensatz zur Tuberkulose etwa, die aufgrund erbärmlicher Lebensbedingungen entsteht und gegen die sich die Menschen nicht wehren können, gehört HIV zu den vermeidbaren Erkrankungen. Aids kriegt man nicht, man holt es sich.

"Der Betrug liegt im System." Mit diesen Worten umriss Gerhard Schulte, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands Bayern der Betriebskrankenkassen, in der Süddeutschen Zeitung vom 22. Juli die Abrechnungspraktiken im Gesundheitswesen:

Vom Patienten bis zur Pharmaindustrie - alle sind an den Missständen im Gesundheitswesen beteiligt, bilanziert "Transparency International (TI) Deutschland", eine Antikorruptions-Organisation. Genau wie Schulte führt TI Deutschland Missstände, Betrug und Korruption auf mangelnde Transparenz im System zurück. Patienten zum Beispiel besorgten sich unter dem Vorwand, ihre Chipkarte verloren zu haben, einen zweiten Krankenversicherungsnachweis. Die alte Karte werde an jemanden verkauft, der sich damit Leistungen erschwindle - häufig mit Wissen von Ärzten und Apothekern. Die gesetzlichen Krankenkassen sind auch nicht besonders streng, wenn es darum geht, ihren Versicherten Kosten für eigentlich nicht erstattungsfähige Behandlungen zu ersetzen. [...] Den Schaden - Experten sprechen von einer Milliarde Mark jährlich allein im Laborbereich - tragen nicht nur die Kassenärzte, deren Honorar sinkt, sondern die gesamte Solidargemeinschaft [...]. Angesichts der langen Liste von Vergehen wollen die Krankenkassen nicht länger untätig bleiben. Der Gesamtvorstand der Ersatzkassenverbände hat kürzlich "ein Konzept zur Aufdeckung und Verfolgung von Abrechnungsmanipulationen durch Leistungserbringer" gebilligt - eine Kampfansage an Vertragsärzte, stationäre Einrichtungen und Apotheker, die durch Manipulation "unberechtigte wirtschaftliche Vorteile zu Lasten der Krankenkassen erzielen". [...]

Analysten zeigen sich optimistisch gegenüber den meisten Pharma-Titeln, erwarten jedoch, dass konkurrierende Biotechfirmen künftig vergleichsweise stärker wachen. Die Süddeutsche Zeitung vom 24. Juli schreibt dazu:

Die internationalen Pharmakonzerne konkurrieren auf einem Markt, dessen Volumen im Jahr 2002 auf 400 Milliarden Dollar taxiert wird. Einen großen Anteil an diesem Kuchen werden sich wohl nur solche Firmen abschneiden, die in der Lage sind, mit ständig neuen innovativen Produkten ihr Umsatzwachstum mindestens auf Marktniveau zu halten. [...] Doch trotz aller Forschungsanstrengungen erwarten einige Analysten, dass sich das Wachstum des Marktes verlangsamt. So prognostizieren die Experten der HypoVereinsbank, dass sich der Zuwachs weltweit von derzeit 8 Prozent pro anno auf 5,6 Prozent verringert. Zudem werden in den kommenden Jahren junge Biotechfirmen mit Medikamenten, die auf den genetischen Bauplan des Patienten maßgeschneidert sind, den Pharmakonzernen Marktanteile wegnehmen. Nicht umsonst setzen Firmen wie Bayer auf Biotech. [...]

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