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Lutz Bäucker: Xundheit

Natürlich kennen auch Sie diese Bemerkung Ihrer Kunden: "Sie als Apotheker können ja gar nicht krank sein - Sie müssen ja nur hinter sich greifen!" Logo - denn dort in unseren Zieh- und Schubschränken, da lagern ja schließlich die Elixiere für ewige Gesundheit und ein langes Leben. Und so erregt schon ein gelinder Schnupfen auf Apothekerseite - "X'undheit!" - riesiges Aufsehen und ungläubiges Kopfschütteln: "Sie als Pharmazeutin - wie können Sie denn krank werden?I" Nu ja - weil wir eben auch nur Menschen sind und keine gedopten, auf immer immungestärkten Wundertiere. Trotzdem - ein bissl gesünder als der Rest der Menschheit sind wir aber doch. Jawohl: wir sind in der jüngsten Erhebung des Statistischen Bundesamtes mit dem niedrigsten Anteil an Kranken verzeichnet! Toll: nur 5 Prozent der deutschen Pharmazeuten sind - Zitat des Amtes - "in ihrer Gesundheit beeinträchtigt". Ist doch schön - nur die Ärzte sowie Unternehmer und deren Berater sind genauso fit wie wir. Auch logo: Sind wir nicht alle auch ein bisschen Arzt und Unternehmer?! Sehen Sie! Es muss an dieser unvergleichlichen Mischung aus Überlebenskampf, zwischenmenschlicher Kommunikation und Pfennigfuchserei liegen, angereichert mit täglichem Ärger über staatliche Regulierungssucht, rudimentär vorhandenem Forscherdrang und latentem Frustrationsgefühl. Dazu kommt dann die einmalige Zusammensetzung der Raumluft deutscher Apotheken: ein bisschen Baldrian, ein Hauch von Pfefferminz, angereichert mit Schwaden von "extase" ("pure passion", wie wir wissen!) und - je nach Altersschnitt auf Kundenseite - Kölnisch Wasser bzw. "Cool water". Natürlich tragen immer wieder auftretende apothekenspezifische Ereignisse zur Ausschüttung von Hormonen bei, die u. U. ebenfalls zum stabilen gesundheitlichen Status dieser unserer kleinen Berufsgruppe sicher auch ihren Teil beisteuern. Positiv z. B. das Auftauchen bestimmter Lieblingskunden(innen) vorm Tresen sowie die regelmäßig zu beobachtende Vorfreude unter den Angestellten auf einen freien Mittwochnachmittag. Inwieweit der geringe Krankenstand unter unseresgleichen auch auf Kontrollsucht, Unfähigkeit zum Delegieren, Langeweile (auf Inhaberseite) bzw. Angst vor Arbeitsplatzverlust (auf Angestelltenseite) zurückzuführen ist - das steht leider nicht in der Statis- tik. Wie auch immer: die deutschen Apotheker leben es der Öffentlichkeit vor, dass unser Motto mehr ist als platte Werbung: die Apotheke ist wirklich das Haus der Gesundheit! X'undheit!

Lutz Bäucker

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