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Gesundheitsinfos von NetDoktor.de

MÜNCHEN (ms). Das Internet boomt. Viele Surfer durchsuchen das weltweite Netz auch nach Gesundheitsinformationen. Angesichts der Flut an Informationen von zweifelhafter Qualität wünschen sich viele Internetbenutzer Orientierungshilfen. Das Münchener Unternehmen "NetDoktor.de", im Dezember 1999 gegründet und von einer Risikokapitalgesellschaft finanziert, ist ein Gesundheitsportal, das unabhängige und qualifizierte Informationen rund um die Gesundheit anbietet. Ziel ist es, Kunden und Patienten seriös und verständlich zu informieren und damit die "Barrieren zwischen Arzt und Laien abzubauen".

Der mündige Patient

"NetDoktor ist das größte unabhängige europäische Gesundheitsportal", sagte Geschäftsführer Dr. Markus Kirchgeorg am 6. Juli auf einer Pressekonferenz des Unternehmens in München. In Europa würden pro Monat eine Million Menschen NetDoktor nutzen, davon in Deutschland etwa 250 000. Das zeige, wie groß das Interesse für die Gesundheit im Internet sei. "Wir bieten Informationen und stellen eine Plattform dar für mündige Patienten, Informationen zum Thema Gesundheit auszutauschen", betonte Kirchgeorg. Dabei setze man auf "Evidence based medicine", auf wissenschaftlich belegbare Informationen. Entstanden sei NetDoktor vor zwei Jahren in Dänemark aus der Zusammenarbeit eines Arztes mit einem Journalisten, erzählte Dr. Carl Brandt, einer der beiden Firmengründer. Ausgangspunkt waren Brandts Arbeiten über die Raucherlunge und die Verbreitung der Forschungsergebnisse in den Medien durch einen Journalisten, auch auf einer Webseite im Internet. "Unser Ziel war es damals", so Brandt, "für jedermann den Zugang zu zeitgemäßen medizinischen Informationen zu ermöglichen."

Medizin und Journalismus

"Die Webseite von NetDoktor (www.netdoktor.de) gliedert sich in verschiedene Bereiche", erklärte Chefredakteur Frank Miltner. In einem enzyklopädischen Teil würden Krankheiten, wichtige Untersuchungen und Medikamente in populärer Sprache beschrieben, auch eine Datenbank zur Reisemedizin sei vorhanden. Hier folge man dem Gründerprinzip, sagte Miltner, denn "wir haben einen Medical Director, der den medizinischen Überblick hat, und einen Menschen wie mich, dessen Job es ist, komplexe Inhalte zu verpacken und zielgruppenspezifisch anzubieten". In der Medikamentendatenbank seien zum Beispiel bis jetzt 8000 von 12 000 Medikamenten beschrieben, mit einem leicht verständlichen Beipackzettel. Neben dem enzyklopädischen Teil gebe es bei NetDoktor einen internetspezifischeren Teil, der Interaktionen mit dem User ermögliche. "Es gibt da etwa moderierte Online-Diskussionen, zurzeit zu 200 verschiedenen Themen, zum Beispiel aus den Bereichen Schwangerschaft und Geburt, Gesundheit der Kinder, Verhütung und Sexualität." Mit dieser Plattform könnten sich die User Hilfe zur Selbsthilfe holen.

Virtueller Arztbesuch hat Grenzen

"Wir haben derzeit ein Panel von 25 Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen, die sich bereit erklärt haben, Anfragen von Usern zu beantworten", erklärte Miltner. Dabei würden aber keine Diagnosen erstellt und keine Therapieempfehlungen gegeben. Die Patienten bekämen aber, so Miltner, allgemeine Erklärungen zu Fragen der Diagnose und Therapie. "Wie lange die Antwort des Arztes dauert, hängt vom einzelnen Arzt ab, denn die sind auch nur Menschen und keine Maschinen", sagte Miltner. In der Regel erhielten die Leute aber innerhalb von 48 Stunden eine Antwort. "Die E-Mail-Frage an den Arzt kann den Arztbesuch nicht ersetzen", räumte Prof. Dr. Stefan Endres ein, der neben seiner Tätigkeit als Medical Director bei NetDoktor die Abteilung Klinische Pharmakologie an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität leitet. "Der E-Mail-Kontakt soll helfen", so Endres, "die wenigen Minuten, die beim Arztbesuch für das Gespräch mit dem Patienten bleiben, effektiver zu nutzen. "Wenn sich der Patient bereits zuvor über seine Krankheit informiert habe, könne er dem Arzt kompetentere Fragen stellen, als wenn er bei Null beginne. Eine ähnliche Erfahrung hat auch die Apothekerin Melanie Goronzy gemacht, die bei NetDoktor die Pharmaanfragen bearbeitet. "Wenn ein Patient eine E-Mail schreibt", so Goronzy, "überlegt er sich seine Frage viel genauer und ist auch für die Antwort viel empfänglicher als in der Apotheke."

Die Medizin im Informationszeitalter

"Im Industriezeitalter standen die ambulante und die klinische Medizin im Mittelpunkt, im Informationszeitalter kommen Cybermedizin und Telemedizin hinzu", erklärte Dr. Gunther Eysenbach, Arbeitsgruppenleiter der Forschungsgruppe "Cybermedizin" am Institut für klinische Sozialmedizin der Universität Heidelberg. Bei der Telemedizin gehe es um die Übertragung von klinischen Patientendaten von Arzt zu Patient oder von Arzt zu Arzt (z. B. Röntgenbilder). Bei der Cybermedizin würden keine klinischen Daten, sondern Informationen übertragen, von Patient zu Arzt, aber auch von Patient zu Patient. In der Medizin des Informationszeitalters werde sich der Patient zunächst im Internet informieren, um Krankheiten zu vermeiden (Primärprophylaxe) oder um Krankheiten zum Beispiel mit Fragebögen frühzeitig zu erkennen (Sekundärprophylaxe). Aspekte der Selbsthilfe und der Prävention würden, so Eysenbach, in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Qualitätsstandards im Internet

"Die Realität im Internet sieht anders aus, als wir uns das als Präventivmediziner wünschen", sagte Eysenbach. Denn Studien zufolge seien bis zu 60 Prozent der Gesundheitsinformationen im Internet unseriös. Oftmals komme es zu einer Vermengung von Werbung und redaktionellem Inhalt. Um diesen Missstand zu beseitigen, hätten sich in den USA die Betreiber von Gesundheitsdiensten zusammengesetzt, um einen Ethikkodex zu entwickeln. Wie Eysenbach ausführte, war das Ergebnis der "Washington Code of e-Health Ethics", der den älteren Health on the Net (HON)-Code ablöste. Im Washington Code, der auch im Internet steht (www.symposion.com/jmir/2000/2/e9/), werden Prinzipien wie Offenheit und Ehrlichkeit sowie formale Kriterien wie etwa das Erstellungsdatum einer Information festgeschrieben. Ein weiterer Ansatz zur Qualitätssteigerung besteht laut Eysenbach darin, Webseiten von externen Experten zertifizieren zu lassen. In Heidelberg werde das EU-Projekt med-CERTAIN koordiniert (siehe www.medpics.org/medcertain/), bei dem Experten nach dem Evaluieren von Webseiten Gütesiegel vergeben könnten.

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