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Was längst überfällig ist, nimmt jetzt eine wackere bayerische Apothekergruppe in die Hand: Sie arbeiten an einem gemeinsamen Internetauftritt für Apotheker. Das tut man zwar in Eschborn auch, doch irgendwie scheint sich das als unendliche Geschichte hinauszuzögern. Irgendwann im Herbst oder gegen Ende des Jahres soll es angeblich soweit sein, dass auch "die deutsche Apotheke" als Gemeinschaftsaktion der Bevölkerung dieses Landes kompetente Informationen rund ums Arzneimittel im Netz anbietet. Sehr spät, wie ich meine, das Internet wartet nicht. Das sieht man allein daran, dass der Name für ein solches Eintrittsportal schon lange besetzt ist: gibt man apotheke.de als Internetadresse an, dann landet man bei irgendeiner branchenfremden Firma, aber nicht bei uns Apothekern. Ein Riesen-Manko! Da helfen auch die besten Ersatzlösungen wie aponet oder ähnliches nicht weiter. Bayerische Apotheker machen jetzt Nägel mit Köpfen. Sie haben den Verein "Apotheker im Internet e.V." gegründet. Ziel ist es, Apotheker bei der Nutzung des Internets zu unterstützen und ein Portal für Apotheken-Homepages und eine Informationsplattform für Kunden aufzubauen. Zweck des Vereins ist "die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesen durch Nutzbarmachung der Möglichkeiten des Internet für die allgemeine Arzneimittelversorgung". Bereits ab September soll ein Pilotprojekt von Münchner Apotheken starten. Angeboten werden Gesundheits- und Arzneimittelinformationen sowie Links zu einzelnen Apotheken. Ein Arzneimittelvertrieb ist laut Satzung selbstverständlich ausgeschlossen. Man könnte sich allerdings vorstellen, dass Arzneimittel übers Netz zwar bestellt werden, aber bei der für den Besteller gewünschten Apotheke zur Abholung bereit liegen. Während die Apotheker noch diskutieren oder Vereine gründen, werden täglich neue Server installiert mit Gesundheitsadressen, -infos und -angeboten. Da waren auch unsere großen Großhandlungen bereits aktiv in Sachen Netz. Sie haben allesamt ansehnliche Seiten aufgebaut mit komfortablen Suchfunktionen in Sachen Apotheken und Gesundheitsinfos. Auch der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller, der die Selbstmedikationsindustrie vertritt, wird spätestens Anfang 2001 mit einer Kommunikationsplattform im Web vertreten sein unter der Adresse arzneimittelnet.de. Geplant sind Infos zu Selbstmedikationsarzneimitteln (quasi die Freiwahl der rezeptfreien Präparate im Internet) und Links zu den Herstellerfirmen. Angedacht ist sogar der Aufbau eines Gesundheitsportal als gemeinsame Plattform der Industrie, der Apotheker und des pharmazeutischen Großhandels. Aber nicht nur die pharmazeutische Seite ist aktiv dran und drin im Netz. Ein Münchner Unternehmen mit dem Namen NetDoktor.de, finanziert mit Risikokapital, baute ein Gesundheitsportal auf, das unabhängige und qualifizierte Informationen rund um die Gesundheit anbietet. Jedermann soll mit dem NetDoktor Zugang zu zeitgemäßen medizinischen Informationen haben. Sogar eine Medikamentendatenbank (!) findet sich dort, die bis jetzt schon 8000 Arzneimittel beschreibt. Außerdem finden sich in diesem Dienst moderierte Online-Diskussionen und eine E-Mail-Adresse, über die der User Rat einholen kann. Eine Apothekerin bearbeitet bei NetDoktor die Anfragen zu pharmazeutischen Themen. Während die seriösen Gesundheitsdienste im Netz in Deutschland eben erst starteten oder so nach und nach ins Laufen kommen oder - siehe ABDA - noch in der Planung sind, arbeiten die unseriösen bereits munter drauf los. Zum Beispiel: Die europäische Internet-Apotheke 0800DocMorris.com mit Sitz im niederländischen Kerkrade zieht die Bilanz ihres ersten Monats: nach eigenen Angaben konnte sie 65 000 Besucher und 2300 Bestellungen verzeichnen, die Umsatzrenner waren Antibabypillen, Viagra, Xenical und Zyban. Die Initiative der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg und der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat es in der letzten Woche auf den Punkt gebracht: man muss ein Gegengewicht im Internet setzen, um den Verbraucher über die unseriösen Arzneimittelanbieter aufzuklären (medikamenteninformation.de). Man werde zwar keinen davon abhalten können, übers Internet zu bestellen, aber er hat so wenigstens die Möglichkeit, im Internet auch Infos zu finden, die ihn über die Gefahren des Arzneikaufs im Netz informieren. Da bleibt nur die Hoffnung, dass wir Apotheker auch bald drin sind...und das Schönste wäre, wenn wir's gemeinsam wären. Vielleicht schließt sich - sorry - Eschborn an München an? Peter Ditzel

Apotheker sind dran und bald drin

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