Arzneimittel und Therapie

Gastrointestinaltrakt: Tegaserod für Patienten mit Reizdarmsyndrom

Mehr als 10 Prozent der Bevölkerung in den Ländern der westlichen Welt leiden unter einem Reizdarmsyndrom. Die Behandlung dieser Patientengruppe ist bislang noch unzureichend und stützt sich auf Allgemeinmaßnahmen wie eine Ernährungsumstellung und auf den Einsatz von Medikamenten. Mit dem zur Zulassung eingereichten selektiven 5-HT4-Agonisten Tegaserod (Zelmac) von Novartis Pharmaceuticals Corporation ist nach Information der Firma nun eine neue Behandlungsoption für Reizdarmpatienten vom Obstipations-Typ in Aussicht.

Serotonin und Darmperistaltik

In den letzten Jahren wurde deutlich, dass Serotonin nicht nur im menschlichen Gehirn eine wichtige Rolle spielt, und dass Substanzen, die in das serotonerge Transmittersystem eingreifen, eine wachsende Bedeutung erhalten. Etwa 95 Prozent des körpereigenen Botenstoffes sind im Gastrointestinaltrakt lokalisiert. Dies lässt vermuten, dass die neuronale Erregungsübertragung auch dort maßgeblich über serotonerge Leitungsbahnen abläuft. Unumstritten ist, dass die Steuerung der Magen-Darm-Motorik im Wesentlichen über Serotonin erfolgt. Im Gastrointestinaltrakt lassen sich für Serotonin - chemisch 5-Hyroxytryptamin (5-HT) - eine Vielzahl unterschiedlicher Bindungsstellen nachweisen. Eine besondere Bedeutung haben offenbar die 5-HT4-Rezeptoren. Bindet Serotonin an diese Rezeptoren, werden unter anderem Darmperistaltik sowie Wasser- und Elektrolytfreisetzung stimuliert - Effekte, die bei Reizdarmpatienten vom Obstipations-Typ sehr erwünscht sind. Darüber hinaus spielen 5-HT4-Rezeptoren auch eine Schlüsselrolle bei der Schmerzwahrnehmung.

Tegaserod - partieller 5-HT4-Agonist

Mit dem partiellen 5-HT4-Agonisten Tegaserod steht demnächst eine Substanz zur Verfügung, welche die Serotonineffekte am 5-HT4-Rezeptor teilweise nachahmen kann. Nachdem tierexperimentelle Untersuchungen den motilitätsfördernden Effekt von Tegaserod bereits belegt hatten, wurde eine entsprechende Wirkung bei gesunden Probanden bestätigt. Mit modernen Untersuchungstechniken mit markierten Partikeln ließ sich auch beim Menschen eine verkürzte Magen-Darm-Passage experimentell nachweisen. Inzwischen konnten die positiven Ergebnisse umfassender klinischer Phase-III-Studien Wirksamkeit und Verträglichkeit von Tegaserod in einem großen Kollektiv von Reizdarmpatienten bestätigt werden. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde das Zulassungsdossier (new drug application, NDA) am 11. Februar bei der FDA für Zelmac zur Behandlung des Reizdarmsyndroms eingereicht und ein beschleunigtes Verfahren (priority review) bewilligt. Dementsprechend wurde am 16. Februar bei der Europäischen Behörde (European Medicine Evaluation Agency, EMEA) der Zulassungsantrag gestellt.

Rasche und dauerhafte Symptomlinderung

Im Rahmen einer plazebokontrollierten Doppelblindstudie wurden 881 Reizdarmsyndrom-Patienten über 12 Wochen mit zwei unterschiedlichen Dosierungen von Tegaserod (4 und 12 mg pro Tag) beziehungsweise Plazebo behandelt. Die Patienten ließen sich der Patienten-Gruppe mit einem Reizdarmsyndrom vom Obstipations-Typ zuordnen. Primärer Endpunkt der Studie war der Verlauf eines Symptom-Scores (Subject's Global Assessment), der Symptome wie Abdominalschmerzen, veränderte Darmfunktion oder Faktoren wie allgemeines Wohlbefinden umfasst. Bereits innerhalb der ersten Behandlungswoche ergaben sich signifikante Unterschiede zugunsten der mit Verum behandelten Patienten, die über den gesamten Beobachtungszeitraum persistierten. Am Ende der Behandlung konnte unter täglicher Gabe von Tegaserod bei 47 Prozent der Patienten, unter Plazebo bei 35 Prozent, eine Abnahme des Symptom-Scores festgestellt werden. In der Verträglichkeit gab es mit einer Ausnahme keine nennenswerten Unterschiede in der Therapie zwischen Verum- und Plazebogruppe. Mit 10 versus 3 Prozent war lediglich die Rate jener Patienten, bei denen es im Studienzeitraum zu einer Diarrhö gekommen war, in der Gruppe der mit 12 mg Tegaserod behandelten Patienten etwas höher. In der Mehrzahl der Fälle trat die Diarrhö in den ersten Behandlungstagen auf und verschwand im weiteren Behandlungsverlauf spontan. Mit 2,2 Prozent war die Rate der Studienabbrecher auf Grund von Diarrhö unter Gabe von Tegaserod gering.

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