DAZ aktuell

Vitaminkampagne des Dr. Rath: Geschickter Geschäftemacher

STUTTGART (diz). Seit Monaten überzieht ein gewisser Dr. med. Matthias Rath das Land mit einer Kampagne gegen die Pharmaindustrie. Sein Credo: die Pharmaindustrie will eine ausreichend hohe Dosierung von Vitaminpräparaten verhindern, um teure Arzneimittel verkaufen zu können. Denn Vitaminpräparate in hohen Dosen könnten nahezu alle schlimmen Krankheiten bis hin zum Krebs verhindern.

Hintergrund: Rath ist selbst Hersteller und Vertreiber von hochdosierten Vitaminpräparaten, die allerdings nach deutschem Recht aufgrund der hohen Dosierung als Arzneimittel zugelassen sein müssten. Doch Rath hat sich nicht um diese Zulassung bemüht. Stattdessen vertreibt er - illegal - aus dem niederländischen Almelo per Versandhandel seine Produkte, auch nach Deutschland.

Das Fernsehmagazin "report" nahm am vergangenen Montag eine Demo von Rath in Berlin zum Anlass, auf den geschickten Geschäftemacher in Sachen Vitamine hinzuweisen. Aus Anlass der Codex-alimentarius-Tagung, die vom 19. bis 23. Juni in Berlin stattfindet und die von der Weltgesundheitsorganisation und einigen angeschlossenen Verbänden veranstaltet wird, versuchte Rath und einige seiner Anhänger (es sollen insgesamt 35000 sein) in Berlin darauf aufmerksam zu machen, dass ein "Pharma-Kartell" den Zugang zu einer ausreichenden Vitaminversorgung behindern wolle. Auf der Codex-alimentarius-Tagung wird z. B. über sinnvolle und akzeptable Höchstgrenzen von Vitaminen zur Nahrungsergänzung diskutiert.

"report" ließ u. a. den Lebensmittelchemiker Pollmer zu Wort kommen, der darauf hinwies, die Eigenschaften und Wirkungen von Vitaminen würden maßlos überschätzt. Bis heute habe Rath keine wissenschaftlichen Studien vorgelegt, die belegen könnten, dass seine Aussagen und Wirkungen, die er den hochdosierten Vitaminen zuschreibe, zuträfen. Der Pharmakritiker Becker-Brüser nannte Rath in dieser Sendung einen "geschickten Macher in eigener Sache".

Rath hat seine Anhänger, die ihm beim Vertrieb der Produkte helfen, nach Art eines Netzwerkes aufgebaut. Mit seinem Vitaminpräparate-Vertrieb von den Niederlanden aus soll er, so der report-Bericht, 200 Mio. DM Umsatz erzielen. Rath geht dabei mit seiner Kampagne gegen die Pharmaindustrie nicht zimperlich vor. Er erhebt z. B. den Vorwurf des "Völker- und Massenmords" und scheut auch Vergleiche zum Dritten Reich nicht. Der in Stuttgart geborene 45-jährige Rath sieht sich dabei selbst als Reformator, als Martin Luther der Medizin.

Wie "report" in Erfahrung bringen konnte, will Rath daher in Wittenberg - in Anlehnung an Martin Luther - seine Vitaminthesen anschlagen. Außerdem beabsichtige er in diesem sächsisch-anhaltinischem Städtchen ein Vitaminzentrum zu gründen. Die Behörden werden dort dann einiges zu tun bekommen...

Seit Monaten überzieht ein gewisser Dr. med. Matthias Rath das Land mit einer Kampagne gegen die Pharmaindustrie. Sein Credo: die Pharmaindustrie will eine ausreichend hohe Dosierung von Vitaminpräparaten verhindern, um teure Arzneimittel verkaufen zu können. Denn Vitaminpräparate in hohen Dosen könnten nahezu alle schlimmen Krankheiten bis hin zum Krebs verhindern. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat den Vorwurf als "bewusste, grobe Irreführung" zurückgewiesen, die Pharmaindustrie wolle den Verbrauchern die notwendige Vitaminversorgung vorenthalten. "Die marktschreierischen Werbeplakate des Dr. Rath, die bundesweit in deutschen Großstädten aushängen, haben den Zweck, nicht zugelassene Arzneimittel auf unlautere Weise an den Mann zu bringen. Das ist durch und durch unseriös", so BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Hans Sendler.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.