Prisma

Spinnengift als Ausgangsstoff für neue Arzneimittel

Ob Ameisen, Skorpione, Blutegel oder Schlangen - so manches, was da kreucht und fleucht, ist schon als potenzieller Arzneistofflieferant ins Blickfeld der Wissenschaft geraten. Seit kurzem zählt auch die Rosen-Tarantel zum Kreis der "Potenziellen". Ihr Gift soll sich als Heilmittel für Herzattacken und Hirntumore eignen.

Wissenschaftler von der Universität Buffalo haben das Gift der chilenischen Rosen-Tarantel untersucht und darin ein Protein entdeckt, das bestimmte spannungsabhängige Ionenkanäle blockiert. Diese Ionenkanäle sind unter anderem dafür verantwortlich, dass die Herzmuskulatur nach einer Herzattacke ungewöhnlich rasch kontrahiert und somit für weitere Attacken anfällig wird. "Wenn sich diese Kanäle blockieren lassen, können wir das Hauptrisiko für weitere Herzattacken vermindern", erläuterte Frederick Sachs, der an der Entdeckung des Proteins beteiligt war.

Einen weiteren Effekt könnte das von den Forschern GsMTx-4 genannte Protein bei Hirntumoren bewirken. Die durch GsMTx-4 blockierten Ionenkanäle sind im Hirngewebe vermutlich dafür verantwortlich, dass Krebsgewebe auf umliegende gesunde Zellen Einfluss nehmen kann. Das Protein soll in nächster Zeit nun näher erforscht werden. Für Tierschützer muss dies allerdings kein Grund zur Sorge um die Rosen-Tarantel sein. Den amerikanischen Wissenschaftlern ist es gelungen, die genetische Information für GsMTx-4 auf einen Bakterienstamm zu übertragen, der das Protein nun in ausreichenden Mengen produziert - die Tarantel darf ihr Gift also behalten. ral

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