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Großbritannien: EU beschlagnahmt Astra Zeneca Unterlagen

LONDON (nkh). Astra Zeneca, das zweitgrößte Pharmaunternehmen in Großbritannien, hat jetzt in einer Pressemitteilung bestätigt, dass die Firma momentan Gegenstand einer Untersuchung der Europäischen Kommission ist. Inspektoren der für Wettbewerb zuständigen Generaldirektion (DG4) waren nach Angaben der Kommission im Februar dieses Jahres ohne Vorwarnung in der Zentrale des Unternehmens in Mayfair (London) und dessen Zentrum für Forschung- und Entwicklung im schwedischen Sodertålje vorstellig geworden und hatten Dokumente bezüglich der Verkaufszahlen von Losec® (Omeprazol) beschlagnahmt.

Die EU-Kommission erklärte in einer Stellungnahme, dass man Astra Zeneca wegen möglicher Verstöße gegen das Kartellgesetz untersuche, das Missbrauch einer dominanten Stellung verbiete. Es geht dabei um die Verlängerung des Patentes für Losec auf Grund einer EU-Richtlinie aus dem Jahr 1992, von der alle Medikamente, die später als Januar 1988 eingeführt worden waren, profitieren. Astra hatte allerdings bereits im November 1987 die Zulassung von Losec in Luxemburg erhalten. Momentan laufen die meisten europäischen Patente für Losec zwischen 2002 und 2004 aus, doch die Laufzeit könnte durchaus verkürzt werden, falls die Kommission Astra Zeneca für schuldig befindet. Theoretisch könnte zusätzlich eine Strafe in Höhe von 10% des Firmenumsatzes erhoben werden.

Astra Zeneca sagte in einer Stellungnahme, dass man sich energisch gegen die Vorwürfe wehren werde und dass man momentan rechtliche und kommerzielle Schritte unternehme, die es Astra Zeneca erlauben würden, ihre "schwer erkämpfte Zulassung von Losec zu schützen". Weiter hieß es in der Pressemitteilung, dass "Astra Zeneca davon überzeugt sei, dass die Untersuchungen der Kommission durch eine Beschwerde von dritter Seite veranlasst wurden, die entweder potenziell oder schon gegenwärtig in Bereich des generischen Omeprazol tätig seien." Das Unternehmen vermutet, dass Sinn und Zweck des Ganzen sei, auf unfaire Weise einen kommerziellen Vorteil für den Beschwerdeführer herauszuschlagen.

Eine Sprecherin für die Kommission wollte Berichte in englischen Zeitungen, dass es sich bei dieser dritten Partei um die deutsche Firma Ratiopharm handele, nicht bestätigen. "Wir befinden uns immer noch in der ersten Phase der Untersuchung und wir sind immer noch damit beschäftigt, Fakten zu sammeln und zu analysieren. Im Verlaufe diesen Jahres werden wir dann zu entscheiden haben, ob die Indizien für ein Verfahren gegen Astra Zeneca ausreichen."

Losec, das vor allem zur Behandlung von Magengeschwüren verschrieben wird, ist das erfolgreichste Medikament des Pharmaunternehmens; es ist für etwa ein Drittel des Umsatzes von Astra Zeneca verantwortlich. Astra Zeneca arbeite selber an einem Nachfolgepräparat für Losec, doch die Untersuchungen von Seiten der Behörde haben zu Einbußen an der Börse geführt – der Aktienpreis fiel um 174 p auf £ 27.

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