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DAZ-Interview: Zentralinstitut Arzneimittelforschung – Gemeinschaftsforsch

BONN (hb). Die Forschungsvereinigung der Arzneimittel-Hersteller (FAH), 1992 mit Unterstützung des Bundesfachverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) gegründet, betreibt das Zentralinstitut Arzneimittelforschung (ZA), das insbesondere für kleinere und mittelständische Firmen Serviceleistungen erbringt für den vorwettbewerblichen Bereich im Rahmen der Pharmaforschung und -entwicklung. Die DAZ sprach mit Dr. Markus Veit, der seit Sommer des vergangenen Jahres Leiter des ZA ist, über die Aufgaben des Instituts.

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Herr Dr. Veit, Sie sind der wissenschaftliche Leiter der beiden Institute. Wo sehen Sie deren Hauptaufgaben?

Veit:

Das Zentralinstitut Arzneimittelforschung bietet als verbandseigenes Institut Serviceleistungen an, die im analytischen und im biomedizinischen Bereich angesiedelt sind. Daneben werden - wie an Universitäten - mit industriellen Partnern Forschungsprojekte bearbeitet, die die ganze Palette der im Bereich Pharmaforschung und -entwicklung relevanten Fragestellungen betreffen können. Das unterscheidet uns nicht von anderen privatwirtschaftlichen Labor- oder Forschungsinstituten. Wir sind aber das einzige privatwirtschaftliche Institut im Pharmabereich, das sich, wie im übrigen auch das FAH-Institut, der Gemeinschaftsforschung verschrieben hat, d. h. der Bearbeitung von Entwicklungsprojekten, die vor allem im vorwettbewerblichen Bereich angesiedelt sind. Das geschieht in der Regel im Firmenverbund, häufig mit öffentlicher Förderung. Aus der räumlichen Nähe und der Verzahnung beider Institute ergibt sich die Möglichkeit, Projekte unter gemeinnütziger und gewerblicher Ägide gleichermaßen zu bearbeiten.

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Für wen leisten Sie diese Forschung und wem kommt sie zugute?

Veit:

Das sind vor allem - aber nicht nur - mittelständische und kleinere Unternehmen, deren Ressourcen im Bereich Forschung naturgemäß begrenzt sind. Die Ergebnisse der Gemeinschaftsforschung kommen allen Interessierten zugute, wenngleich sich an solchen Projekten vor allem Mitgliedsfirmen des BAH beteiligen.

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Wo liegen die Forschungsschwerpunkte derzeit?

Veit:

Wir führen derzeit eine Reihe von Projekten durch. Besonders hervorheben möchte ich den Aufbau eines Kompetenzzentrums für die Bereitstellung und Qualifizierung von Referenzsubstanzen, initial vor allem für Qualitätsanalytik pflanzlicher Arzneimittel, in jüngster Zeit zunehmend auch für chemisch definierte Arzneimittel. Die öffentliche Förderung dieses Projekts durch die Innovationsstiftung Rheinland-Pfalz war ein ganz wesentlicher Motor für den Aufbau des Zentralinstituts überhaupt. Darüber hinaus bearbeiten wir eine Reihe analytischer Projekte zur Etablierung und Validierung neuerer Methoden in der Pharmaanalytik und als jüngsten Schwerpunkt Projekte, die sich mit der Bioverfügbarkeit von pflanzlichen Arzneimitteln und biopharmazeutischen Fragestellungen beschäftigen. Diese drei Bereiche sollen in Zukunft auch Kernkompetenzen des Instituts sein. Informationen zu den bearbeiteten Projekten finden Sie auch im Internet unter www.za-sinzig.de.

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Eine persönliche Frage: Sie kommen direkt von der Universität. Ist Ihnen der Wechsel schwergefallen?

Veit:

Natürlich ist mir die Entscheidung nicht leichtgefallen, zumal mir auch die universitäre Lehre viel Spaß gemacht hat. Zurückschauend auf das halbe Jahr meiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Zentralinstituts und wissenschaftlicher Leiter innerhalb der FAH bereue ich den Schritt nicht. Ich sehe durch meine neue Tätigkeit auch eine große Chance, eine Brücke zwischen Hochschule und pharmazeutischer Industrie zu schlagen. Die Kooperation mit Kollegen in beiden Bereichen gleichermaßen widerspiegelt diese Situation. Meine Vorlesung biete ich zur Zeit und in Zukunft an der Universität Bonn an und nicht zuletzt auch deshalb bleibe ich mit der Hochschule verbunden.

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Sie sehen also einen Nutzen für die Hochschulpharmazie, d. h. für die Forschung. Können auch die Studenten davon profitieren?

Veit:

Ja, sogar sehr direkt. Wir bieten nämlich derzeit bereits Praktikumsplätze für Pharmaziestudenten (Famulatur und Pharmaziepraktikum) an; im Rahmen der Bonner Diplomstudienordnung für Pharmazie können im Zentralinstitut Arzneimittelforschung auch Diplomarbeiten angefertigt werden. Und so bald wie möglich haben wir auch vor, Ausbildungsplätze für chemisch-pharmazeutische Berufe anzubieten. Durch die glückliche Lage, in meiner derzeitigen Position auch weiter unabhängig wissenschaftlich arbeiten zu können, werden im Zentralinstitut auch weiterhin Promotionsarbeiten angefertigt. So ist meine Würzburger Arbeitsgruppe mit umgezogen und durch neue Projekte in Sinzig auf sieben Doktoranden angewachsen, so dass auch dieser Teil der akademischen Ausbildung am Institut etabliert ist. DAZ Herr Dr. Veit, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

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