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Die Pressekonferenz, die der Deutsche Apothekerverband (DAV) zu seinem 37. Wirtschaftsforum, dem ersten in Berlin, gegeben hat, war schlicht ein Desaster. Die Botschaft, die rüberkam, war für die Journalisten aus den Publikumsmedien eindeutig: Die Apotheker sind schlicht gegen alles, stur und von gestern: gegen Ketten, gegen Versandhandel, gegen Arzneimittel aus dem Internet, gegen die Dispensation von Arzneimitteln durch Ärzte, gegen die Versorgung von ambulanten Patienten aus der Krankenhausapotheke. Das stärkste Argument, das dem DAV dafür offensichtlich einfiel war: ...so ist nun einmal die Gesetzeslage.

Dieses Argument ist, mit Verlaub, das dümmste, was man anführen kann. Gesetze kann man ändern, wenn wenig dagegen und scheinbar manches dafür spricht, neue Wege einzuschlagen. Dass dies nicht so ist - dass eine Fülle von Argumenten dafür spricht, die bisherigen Regelungen im Großen und Ganzen beizubehalten, gerade im Sinne der Verbraucher - das kam bei der Pressekonferenz so gut wie gar nicht rüber. DAV-Vize Wolf und Dr. Diener von der Geschäftsführung versuchten zwar noch zu retten, was offensichtlich nicht mehr zu retten war. Die Situation war verkorkst. Es ist unendlich schwer, nachträglich Punkte zu machen, wenn man gegen das kleine Einmaleins der Kommunikation verstoßen hat: Sag's positiv! Sage, wofür du bist, und sage warum. Dann hast du die Chance, auf Verständnis zu stoßen. Diese Chance hast du nicht, wenn du nur aufzählst, was du alles ablehnst.

Die Quittung für diese Fehlleistung kam prompt in der Samstagsausgabe der FAZ: "Die deutschen Apotheker befürchten vor allem den Verlust des Monopols. Sie begründen die Berechtigung dieses Monopols damit, dass sie ihre Kunden beraten. Doch jedermann weiß, dass diese Beratung in den rezeptpflichtigen Fällen kaum stattfindet. Wohl mag es sinnvoll sein, rezeptpflichtige Medikamente nur über Apotheken zu vertreiben. Doch für alle anderen Heilmittel sollte es weitere Vertriebsformen geben dürfen".

Diesen Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kann man mit guten Argumenten kritisieren - zumal er glücklicherweise in sich nicht schlüssig ist. Wenn bei verschriebenen Arzneimitteln wirklich keine Beratung stattfinden würde - warum sollten die Kunden und Patienten der Apotheke die Apotheker beim jährlich ermittelten Kundenbarometer immer wieder auf Spitzenwerte wählen? Aber selbst wenn es so wäre, dass bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln keine Beratung stattfände: Warum soll es dann sinnvoll sein, gerade die rezeptpflichtigen Arzneimittel weiter über Apotheken zu vertreiben, die anderen aber nicht? Hier hat der Kollege aus der FAZ-Redaktion offensichtlich nur an-, quer- und krumm-, aber nicht zu Ende gedacht.

Immerhin: sein Satz, die Apotheker befürchteten doch nur den Verlust ihres "Monopols" - dafür hat der DAV in der Pressekonferenz selbst das Stichwort gegeben. Der DAV-Vorsitzende Keller sprach sich ausdrücklich für das "Arzneimittelmonopol" aus - dies sei schließlich die Gesetzeslage. Ist ja richtig - aber dass ein Apotheker den negativ besetzten Begriff des Monopols als Argument für die Apotheken meint nutzen zu können - mich macht das einfach sprachlos. "Monopole sind des Teufels" - so denkt das Volk, so denken nicht nur die Volkswirte in Zeitungsredaktionen. Meist stimmt das ja auch. Ohne den verfänglichen Begriff des Monopols hätte Keller die Chance gehabt zu erklären, dass es sehr überzeugende Gründe gibt, den Arzneimittelvertrieb (bis auf wenige Ausnahmen) exklusiv über Apotheken zum Verbraucher laufen zu lassen. Diese Bestimmungen dienen zu allererst dem Verbraucherschutz. Zusammen mit anderen Regelungen, so z. B. der Arzneimittelpreisverordnung, sichern sie zusätzlich auch, dass Kranke wirtschaftlich nicht über den Tisch gezogen werden. All dies kann man deutlich machen, an überzeugenden Beispielen darstellen - wenn man auf negative Reizworte verzichtet, bei denen z. B. ein FAZ-Journalist reflexartig zubeißen muss.

Klaus G. Brauer

Ein Desaster

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