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Deutsches Museum: Pharmazieausstellung eröffnet

München (ms). "Neue Wege der Wissensvermittlung" will das Deutsche Museum in München mit der Dauerausstellung "Pharmazie" beschreiten, die am 6. Mai 2000 eröffnet wurde. Mit Hilfe modernster Medien soll der Besucher spielerisch und interaktiv Einblicke in die Wirkungsweise von Arzneimitteln erhalten. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die den Untertitel "You are chemistry" trägt, steht der "Mikrokosmos Mensch" mit seinen biochemischen Prozessen, welche die Grundlage für das Verständnis von Gesundheit und Krankheit bilden. Die 8,1 Millionen Mark teure Pharmazieausstellung ist der erste Teil der Gesamtausstellung "Chemie", die bis zum hundertsten Geburtstag des Deutschen Museums im Jahre 2003 neu gestaltet wird.

Das Unsichtbare sichtbar machen

Mit der Ausstellung "Pharmazie" greift das Deutsche Museum zum ersten Mal das Thema Life Sciences auf. "Die Darstellung der Biochemie im Körper soll die Grundlage sein, um die Wirkung von Arzneimitteln zu erklären", sagte Dr. Elke Müller, die Projektleiterin der Ausstellung. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen die unsichtbaren, biochemischen Prozesse auf interaktive, verständliche und wissenschaftlich fundierte Weise kennen lernen. Ausgehend von den normalen biochemischen Vorgängen im Körper lässt sich zeigen, wie die verschiedenen Krankheiten entstehen und wie Arzneimittel wirken. Dabei kann der Besucher, so Müller, je nach seinem Vorwissen unterschiedlich tief in die Themen der Ausstellung einsteigen.

Emotionen wecken

"Wir wollen den Besucher zu einer Entdeckungsreise in den Mikrokosmos verleiten", sagte der Architekt Christian Raupach, der zusammen mit der Designerfirma Ergon3 und einem Kölner Lichtkünstler für die künstlerische Gestaltung zuständig war. Die Ausstellungsräume sind bewusst dunkler gehalten, weil das Tageslicht den emotionalen Zugang zu den Themen verhindert. Der Besucher betritt die Ausstellung über einen Einführungsraum, in dem ein Beet mit lebenden Pflanzen angelegt ist. Von dort gelangt er durch einen grün gefärbten Tunnel in den Hauptausstellungsraum. "Der Tunnel ist ein dramaturgisches Element, das den Besucher in den Ausstellungsraum quasi hineinsaugt", erklärte Raupach. Das Zentrum des Hauptraumes bildet eine große, begehbare Körperzelle, ein Meisterwerk der Modellbauer und Bildhauer des Deutschen Museums. Die 350 000fach vergrößerte Zelle wird von außen mit einer bewegten Lichtlandschaft bespielt und macht dadurch einen lebenden Eindruck.

Themen der Ausstellung

Betritt der Besucher die Zelle, kann er sich dort über die Funktion der Zellbestandteile informieren und versteht, was sich im Körper abspielt, wenn eine Zelle von Krankheitserregern befallen ist. Virale Erkankungen werden am Beispiel von AIDS erklärt, bakterielle Infektionen an Hand der Tuberkulose. In diesem Zusammenhang wird auch das Thema Krebs behandelt.

Dass Krankheiten nicht nur einzelne Zellen, sondern auch Organsysteme betreffen, lernt der Besucher an Hand der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Atemwegserkrankungen kennen, die anschaulich und fundiert dargestellt sind. Die "Kommunikation mit dem Körper" wird mit zwei Themen behandelt. Die Weiterleitung von Signalen über die Nervenbahnen wird mit dem Thema Schmerz erklärt, die Kommunikation über das Hormonsystem mit dem Thema Sexualhormone und Empfängnisverhütung.

Neben den biochemischen Inhalten erfährt der Ausstellungsbesucher auch, wie ein Arzneimittel gewonnen wird, welche Schritte bis zu dessen Zulassung notwendig sind und welche Kosten für die Herstellerfirma dabei entstehen.

Alte Apotheke findet neuen Platz

"Das Deutsche Museum in München will den Mix von Neuem und Altem", sagte Prof. Dr. Wolf Peter Fehlhammer, der Generaldirektor des Deutschen Museums. Aus diesem Grund wurde die alte Museumsapotheke mit dem Deckengemälde, das eine Allegorie der Heilkunst zeigt, verlegt und in die Pharmazieausstellung integriert.

Die alte Apotheke, ein Nachbau der Klosterapotheke von St. Emmeram in Regensburg, die bislang nur auf Führungen besichtigt werden konnte, ist jetzt immer zugänglich. Hier kann sich der Besucher mit Hilfe eines interaktiven Multimediasystems auch über den Wandel des Apothekerberufs informieren. Darstellungen aus historischen Kräuterbüchern im Eingangsbereich der Ausstellung weisen auf die Wurzeln der Pharmazie und die Bedeutung der Heilpflanzen in der Geschichte der Arzneimittelkunde hin.

Medien in der Ausstellung

Da die Pharmazieausstellung vor allem unsichtbare Prozesse im Körper vermitteln will, war man auf moderne Visualisierungsmethoden angewiesen, sagte Fehlhammer. Die dreidimensionalen Exponate, wie zum Beispiel die begehbare Zelle oder ein Zellwald im Maßstab 1:20000, erschließen den Mikrokosmos ebenso wie die zahlreichen Multimediasysteme, die einen interaktiven Zugang zu den komplexen Themen ermöglichen, schwierige Sachverhalte anschaulich visualisieren und auf spielerische Weise Wissen vermitteln. Neben den Mulitmediastationen gibt es Lichtinszenierungen, informative Dias und Filme zum Thema.

Im Dienst der Aufklärung

Ein wissenschaftlicher Fachbeirat unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Ernst Biekert hat gemeinsam mit Wissenschaftlern des Deutschen Museums die Themen der Ausstellung erarbeitet. Der Fachbeirat wird auch weiterhin die Pharmazieausstellung begleiten. So ist geplant, aktuelle Themen zu Arzneimitteln und Medizin in Veranstaltungen und Diskussionsforen am Deutschen Museum aufzugreifen.

Da jährlich etwa 14 000 Schulklassen das Deutsche Museum besuchen, will man die Jugendlichen mit der Ausstellung auch über gesundheitliche Risiken informieren. Der Schwerpunkt ist dabei die Immunschwächekrankheit AIDS, sagte Dr. Dr. Wolfgang Müller von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln. Die Jugendlichen können sich etwa beim Projekt "mach dir dein eigenes AIDS-Plakat" mit Hilfe eines Multimediasystems ihr eigenes Poster zum Thema AIDS gestalten und erhalten dabei gleichzeitig wichtige Informationen über diese Krankheit.

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