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Interpharm machts möglich: Patentrezepte für Wiedereinsteiger

Stuttgart (lub). Die Rückkehr in den Beruf ist für viele Pharmazeutinnen und PTAs ein schwieriges Thema (s. DAZ vom 18. Februar 1999!). Angeregt durch zahlreiche Zuschriften fand deshalb auf der "Interpharm" jetzt zum ersten Mal ein Seminar für Wiedereinsteigerinnen statt.

Das Fazit macht Mut: Rückkehrer haben sehr gute Aussichten, eine neue Stelle zu finden. Und es gibt erstmals eine kompakte Info-Mappe für Interessenten. "Wo sind die Patentrezepte für den Wiedereinstieg?" So fragten die drei Experten. Petra Seestädt vom "Pfalztechnikum" in Ludwigshafen, Silke Flathmann von der PTA-Schule Bückeburg und Kurt Grillenberger von der FH Isny, allesamt selbst Apotheker.

Ihre Antworten lassen Rückkehrerinnen - männliche Wiedereinsteiger sind eher selten! - Hoffnung schöpfen. Nach den Recherchen der Fachleute sind die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt nämlich "wunderbar!" (Seestädt). So wurden z. B. in Rheinland-Pfalz 1999 86 Apotheker gesucht - und nur 42 wollten eine neue Stelle. Ähnlich bei den PTAs: 53 freie Stellen standen nur 10 Gesuchen gegenüber!

Entscheidend ist, die Hemmschwelle zu überwinden. Die Frauen, die zum Teil bis zu 18 Jahre aus dem Beruf raus sind, scheuen sich oft, die Initiative zu ergreifen, zum Arbeitsamt zu gehen, sich bei Fortbildungsveranstaltungen anzumelden. Viele wissen auch nicht so recht, ob sie tatsächlich wieder hinter den HV-Tisch zurück möchten oder nur die Nase voll haben vom täglichen Einerlei in der Familie.

Eigeninitiative ist also gefragt. Als erstes sollten die Rückkehrwilligen eine Analyse ihrer persönlichen Stärken und Schwächen durchführen - und zwar durchaus selbstbewusst: so ist Alter keine Schwäche, sondern Lebenserfahrung. Und die Familie hängt nicht als Klotz am Bein, sondern vermittelt der Rückkehrerin Organisationstalent, Teamfähigkeit und Selbstdisziplin - alles Eigenschaften, die in der Apotheke sehr geschätzt werden!

Ein Abwägen persönlicher Möglichkeiten ist ebenfalls wichtig: Wie lange bin ich raus? Wo will ich wieder arbeiten - in der Nähe oder ruhig auch weiter entfernt? Welche Arbeitszeit ist für mich und meine Familie zumutbar? Und was darf der Einstieg kosten an Zeit- und Geldaufwand? Hilfestellung dabei leisten bei den Arbeitsämtern die "Beauftragten für Frauenbelange" und Frauennetzwerke.

Natürlich muss frau sich fit machen für die neuen Herausforderungen. Silke Flathmann empfiehlt: "Besuchen Sie Gastvorlesungen an den Unis, melden Sie sich in Baden-Württemberg bei den Tutorenkursen für Pharmaziepraktikanten, fragen Sie bei PTA-Lehrveranstaltungen nach Kursen und nehmen Sie teil an Wiedereinsteigerveranstaltungen!" Auch die begleitenden Unterrichtsveranstaltungen für Pharmaziepraktikanten sind gut geeignet. Daneben lohnt es sich, auch beim Großhandel mal nachzufragen. Speziell auf die Bedürfnisse der Rückkehrerinnen zugeschnittene Kurse gibt's am Berufskolleg Dr. Grübler in Isny, am Pfalztechnikum in Ludwigshafen und in Bückeburg - von jeweils unterschiedlicher Dauer, Inhalt und Intensität.

Apothekerkammern und -verbände sind dagegen immer noch eher zurückhaltend, was solche Angebote angeht. Die Entscheidung über den geplanten Wiedereinsteigerkurs für Apotheker in Bayern dümpelt seit Monaten in München vor sich hin, andere Kammern winken nur ab oder dokumentieren ihr Desinteresse durch Schweigen. Dabei lohnt sich ein entsprechendes Engagement offensichtlich: "Die Teilnehmer sind immer super-motiviert!" beobachtet Kurt Grillenberger in Isny, "die fragen uns Löcher in den Bauch!" Außerdem hilft das Gespräch unter "Schicksalsgenossinnen" ungemein, die eigene Unsicherheit abzulegen.

Nach den Erfahrungen der Experten ist es relativ einfach, "Schnupper-Apotheken" zu finden. Und bei Festanstellung ist mit einem Anfangsgehalt zu rechnen, das dem beim Ausstieg entspricht. Manchmal werden auch gestaffelte Gehälter für Rückkehrerinnen vereinbart. Ein Tipp: Unter bestimmten Voraussetzungen bezahlt das Arbeitsamt 50 Prozent des Einsteigergehalts!

Die Rückkehr in den Beruf ist also durchaus machbar. Und damit alle, die sich für ein "Comeback" interessieren, die dazu nötigen Informationen erhalten, macht Petra Seestädt ihnen ein besonderes Angebot: das von ihr und den Kollegen recherchierte Material (Adressen, Telefonnummern etc.) ist als kompakte Info-Mappe erhältlich. Schreiben Sie an: Petra Seestädt, "Pfalztechnikum", Bürgermeister-Grünzweig-Str. 65, 67059 Ludwigshafen. Stichwort: "Wiedereinstieg". Bitte legen Sie unbedingt (!) einen ausreichend frankierten DIN-A4-Umschlag bei!

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