Arzneimittel und Therapie

Hepatitis C: Symptome zeigen sich oft erst nach langer Zeit

Die akute HepatitisC wird zu 80 bis 90 Prozent chronisch und geht je nach Intensität der Erkrankung innerhalb von 10 bis 20 Jahren in etwa jedem vierten Fall in Leberzirrhose und Leberkrebs über. Weltweit leiden mindestens 170 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis.

Betroffen sind beispielsweise 51 Millionen Chinesen, elf Millionen Ägypter, neun Millionen Europäer und vier Millionen Amerikaner. Jährlich sterben in den Vereinigten Staaten nahezu 10000 Menschen an dieser Krankheit, die geschätzte Kosten von etwa 600 Millionen Dollar verursacht. Ein Impfstoff steht noch nicht zur Verfügung. Manche der Patienten sprechen jedoch auf Alpha-Interferon an.

Hepatitis durch verschiedene Viren

Zu den maßgeblichen Virusarten, die speziell das Lebergewebe befallen, zählen die verschiedenen Erreger der HepatitisA, B, C, D, E sowie noch eventuell G. Die Infektion des Menschen mit Hepatitis-Viren führt zur Zerstörung von Leberzellen. Diese Hepatozyten blähen sich in der Folge derart auf, dass ihre Membranen durchlässig werden. Die Leber entzündet sich und kann ihre Funktion nicht mehr wahrnehmen.

Wahrscheinlich sind es aber nicht die Viren selbst, die direkt für die Zellschädigung verantwortlich sind, sondern die zur Bekämpfung des Krankheitserregers eingeleiteten Reaktionen des menschlichen Immunsystems. Häufig tritt infolge einer enorm hohen Konzentration von Gallenfarbstoffen im Blut oder einer übermäßigen Zerstörung roter Blutkörperchen auch eine Gelbsucht (Ikterus) auf, sodass sich die Haut und das weiße Gewebe des vorderen Augapfels gelblich verfärben.

Virus mit hoher Mutationsrate

Bei dem Hepatitis-C-Virus (HCV) handelt es sich um ein kleines, von einer Hülle umgebenes, einsträngiges RNA-Virus aus der Gruppe der Flaviviridae, mit einem Durchmesser von 50 Nanometern. Es wurde erst 1989 entdeckt, und noch sind nicht alle seine Eigenschaften bekannt.

Die Entwicklung eines Impfstoffes wird vor allem durch die hohe Mutationsrate der für die Zusammensetzung der Hüllproteine verantwortlichen Virusgene erschwert. So konnten bereits sechs Hauptgruppen und über 30 Subtypen des HCV beschrieben werden. Dabei weisen die verschiedenen Genotypen spezifische geografische Verteilungen auf. Zu den häufigsten Genotypen in den USA zählen beispielsweise 1a und 1b, nur 10 bis 20 Prozent der Patienten weisen den Erregertypus 2 und 3 auf. Auch wenn die Virusarten nur einen geringen Einfluss auf die Schwere der Krankheit auszuüben scheinen, sprechen gerade Patienten mit dem Genotyp 2 und 3 in vielen Fällen eher auf eine Behandlung mit Alfa-Interferon an als andere.

Oft ist die Übertragungsursache unbekannt

Das Risiko für eine akute Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus ist für bestimmte Gesellschaftsgruppen besonders ausgeprägt. Es trifft zu einem hohen Prozentsatz Patienten mit der Blutkrankheit Hämophilie, intravenös spritzende Drogenabhängige, chronische Dialysepatienten sowie auch medizinisches Pflegepersonal nach einer Verletzung mit infizierten Geräten. Unzureichend sterilisierte Nadeln bei Bodypiercing oder Akupunktur können ebenso zur Krankheit führen wie die Transfusion kontaminierten Blutes.

Seit 1992 werden Blutkonserven auf HCV getestet, sodass die Anzahl der auf diesem Weg Infizierten seither zurückgeht. Die Ursache kann allerdings sogar die Mitbenutzung von Zahnbürste oder Nagelfeile sein, wenn daran infektiöses Blut haftete. Nur selten erfolgt die Übertragung über Geschlechtsverkehr oder den Geburtsvorgang. In fast der Hälfte der Fälle jedoch bleibt der Ansteckungsweg unbekannt.

Chronisch: Leberentzündung nach sechs Monaten

Lediglich in etwa 15 Prozent der Fälle von akuter Hepatitis C vernichtet das Immunsystem das Virus komplett, sodass die Infektion spontan verschwindet und eine Heilung eintritt. Eine chronische Hepatitis C liegt vor, wenn die Leberentzündung länger als sechs Monate dauert.

Ihre Symptome wie Müdigkeit, untypische Oberbauchbeschwerden und Gelenkschmerzen sind uncharakteristisch und unterscheiden sich nicht wesentlich von chronischen Hepatitiden anderen Ursprungs. Es können Appetitlosigkeit, Muskelschmerzen wie bei einer Grippe oder Übelkeit auftreten. Manchmal, vor allem zu Beginn der Krankheit, zeigen sich jedoch gar keine Symptome.

In Abhängigkeit von der Intensität der Erkrankung geht die chronische HepatitisC in 20 bis 30 Prozent der Fälle in eine Leberzirrhose über. Das Risiko der Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms ist dann erhöht. Einfluss auf den klinischen Verlauf üben Faktoren wie Infektionen mit weiteren leberschädigenden Erregern, reduzierter Immunstatus, Alkoholmissbrauch oder die Einnahme leberbeeinträchtigender Medikamente aus.

Anstieg von Transaminasen

Eine Hepatitis ist meist mit einem Anstieg verschiedener Transaminasen im Blutplasma verbunden. Die Konzentrationen können um das bis zu Zwanzigfache normaler Werte erhöht sein. Zu diesen Leberenzymen zählen die Aspartat-Aminotransferase AST oder Alanin-Aminotransferase ALT. Ihre Aufgabe besteht in der Übertragung einer Aminogruppe von einer Aminosäure auf eine anders aufgebaute, so genannte Ketosäure. Sie lassen sich jedoch nur dann im Plasma nachweisen, wenn sich Leberzellen auflösen und ihren Inhalt ins Blutsystem ergießen. Eine Transaminaseerhöhung ALT/AST kann ein Indiz dafür sein, jedoch noch andere Ursachen haben. Manche Patienten mit chronischer HepatitisC weisen sogar normale Enzymkonzentrationen auf.

Bluttest ist notwendig

Um das HCV exakter aufspüren zu können, ist ein Bluttest wie der Enzym Immuno Assay (EIA) notwendig. Er reagiert auf HCV-Antikörper im Blut und kann etwa 95 Prozent der Patienten im chronischen Erkrankungsstadium identifizieren. Da aber von der Infektion bis zum Erscheinen der Antikörper im Blut durchschnittlich vier Wochen vergehen, werden mit dieser Methode nur etwa 50 bis 70 Prozent der akuten Infektionen entdeckt. Falsch positive Reaktionen treten auf, wenn ein Patient hohe Immunglobulinkonzentrationen oder rheumatoide Faktoren aufweist.

Um ein mit dem EIA erhaltenes, positives Ergebnis zu bestätigen, wird im Allgemeinen ein Western Blot-Test (Recombinant Immunoblot Assay, RIA) durchgeführt, bei dem das Blutserum des Betroffenen auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen vier typische Proteine des HCV hin überprüft wird. Liegen solche Antikörper vor, so werden sich diese an die Proteine im Testkit anhängen und eine Farbreaktion auslösen.

Nachweis der HCV-RNA

Noch genauere Ergebnisse bei Verdacht auf eine akute HCV-Infektion liefert der Nachweis von HCV-RNA mit Hilfe der reversen Transkriptions-Polymerasekettenreaktion (RT-PCR). Die Empfindlichkeit des Verfahrens liegt bei etwa 1000 Molekülen pro Milliliter Blutserum. Ein Auffinden von HCV-RNA sollte bei einer akuten Infektion bereits innerhalb der ersten Tage möglich sein.

Die akute Hepatitis C wird zu 80 bis 90 Prozent chronisch und geht je nach Intensität der Erkrankung innerhalb von 10 bis 20 Jahren in etwa jedem vierten Fall in Leberzirrhose und Leberkrebs über. Weltweit leiden mindestens 170 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis. Ein Impfstoff steht noch nicht zur Verfügung. Manche der Patienten sprechen jedoch auf Interferon alfa an.

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