Arzneimittel und Therapie

Rheumatoide Arthritis: Infliximab in Kombination mit Methotrexat

Die Inaktivierung des Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) durch Infliximab ist eine neue Therapieoption bei der rheumatoiden Arthritis. In einer Studie wurde Infliximab zusätzlich zur Standardtherapie mit Methotrexat appliziert, um einen additiven Effekt zu erzielen.

Die rheumatoide Arthritis ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem die körpereigenen Gewebe und Zellen attackiert. Durch die Wechselwirkung eines noch unbekannten Antigens mit T-Zellen wird der Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) freigesetzt, ein Schlüsselenzym bei der Entstehung der rheumatoiden Arthritis. Benannt ist der Botenstoff nach seiner Fähigkeit, zytolytisch oder zytostatisch auf Tumorzellen zu wirken.

Der Tumornekrosefaktor steht an der Spitze der Kaskade der entzündungsvermittelnden Zytokine. Bereits im frühen Krankheitsstadium der rheumatoiden Arthritis wandern Leukozyten, Immun- und Entzündungszellen durch die Gefäßwände in das Gelenk ein und setzen dort Entzündungsmediatoren frei. Dadurch werden Knochen, Knorpel und Bindegewebe geschädigt.

Bausteine der Therapie

Bislang setzte sich die medikamentöse Therapie der rheumatoiden Arthritis aus drei Bausteinen zusammen:

  • der Basistherapie mit den "disease modifying antirheumatic drugs" (DMARDs),
  • der Gabe von Glucocorticoiden bei akuten Schüben und
  • dem Einsatz nichtsteroidaler Antirheumatika zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung. Ein wichtiger Vertreter der Basistherapeutika ist der Folsäure-Antimetabolit Methotrexat, der auch als Zytostatikum eingesetzt wird. Der Arzneistoff reduziert die Proliferation von Lymphozyten. Er vermindert außerdem die Zytokinsynthese. Dadurch treten weniger Leukozyten aus dem Blut ins Gewebe über, und der entzündliche Prozess wird so gebremst. Das Fortschreiten der Gelenkzerstörung wird allerdings nur verzögert, aber nicht aufgehalten, und die gewünschte therapeutische Wirkung wird nicht bei allen Patienten erzielt.

    Neue Option: Infliximab

    Der TNF-alpha-Antikörper Infliximab ist eine neue Option in der Rheumatherapie. Infliximab ist ein chimärer (Anteile von Mensch und Maus) monoklonaler Abwehrkörper, der mit hoher Affinität an den Tumornekrosefaktor alpha bindet. Er stellt das gestörte Gleichgewicht zwischen pro- und antiinflammatorischen Zytokinen wieder her. Die Wirksamkeit von Infliximab konnte in umfangreichen Studien bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, bei derer Pathogenese TNF-alpha eine Schlüsselrolle spielt, nachgewiesen werden. In Deutschland ist der Wirkstoff bis jetzt für eine andere Autoimmunerkrankung, den Morbus Crohn, zugelassen.

    Klinische Studie mit 428 Patienten

    In eine internationale, plazebokontrollierte klinische Doppelblindstudie der Phase III mit dem Namen ATTRACT (Anti-TNF-alpha Trial in Rheumatoid Arthritis with Concomitant Therapy) wurden 428 Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis eingebunden, die über drei Monate mit Methotrexat behandelt worden waren. Die Methotrexatdosis des sich wöchentlich wiederholenden Therapieregimes war über vier Wochen konstant. In der Studie erhielten die Probanden zusätzlich zu der kontinuierlichen Gabe von Methotrexat entweder Plazebo oder Infliximab. Der Verum-Arm der Studie war in vier Therapieregimes unterteilt, bei denen das Dosierungsintervall (vier oder acht Wochen) und die Dosis (3 mg/kg Körpergewicht oder 10 mg/kg Körpergewicht) von Infliximab variierte. Die Studie wurde über 30 Wochen durchgeführt.

    Wirksamkeit war deutlich

    Bei der Behandlung mit einer Kombination von Methotrexat und Infliximab verbesserte sich das Krankheitsbild. Die Patienten reagierten meist innerhalb von zwei Wochen auf die Therapie. Bei allen mit Infliximab behandelten Patienten besserten sich die subjektiven und objektiven Symptome.

    Die Ergebnisse innerhalb der Verum-Gruppe schwankten abhängig von der Dosis und dem Dosierungsintervall. Das Schmerzerleben in der Verum-Gruppe hat sich nach 30 Wochen um bis zu 50 % reduziert, in der Plazebo-Gruppe nur um 6 %. Die Anzahl der geschwollenen Gelenke reduzierte sich unter der Behandlung mit Infliximab um bis zu 64 %, in der Plazebo-Gruppe um 20 %. Bei den Patienten der Infliximab-Gruppen schritt die Gelenkzerstörung nicht weiter fort, die Patienten der Vergleichsgruppe wiesen eine deutlich stärkere Gelenkdestruktion auf. In der Studie reduzierte der TNF-alpha Antikörper Infliximab rasch die Entzündungsaktivität, verbesserte die Funktionsfähigkeit der Gelenke und somit die Lebensqualität der Patienten.

    Gut verträglich

    Generell wurden die Injektionen von Infliximab gut vertragen. Am häufigsten wurden Husten (bis zu 15 % vs. 3 %), Infekte der oberen Atemwege (bis zu 33 % vs. 16 %) und Kopfschmerzen (bis zu 25 % vs. 10 %) beobachtet. Bei keiner Behandlungsgruppe traten schwerwiegende Infusionsreaktionen auf. Einige Patienten entwickelten humane antichimäre Antikörper (HACA) gegen Infliximab. Nach dem jetzigen Wissensstand wird die Wirksamkeit von Infliximab durch einen niedrigen HACATiter nicht beeinflusst. In Einzelfällen wurde die Bildung von antinukleären Antikörpern (ANA) oder Antikörpern gegen doppelsträngige DNA (Anti-dsDNA-Antikörper) beobachtet. Nach Absetzen normalisierte sich der Anti-dsDNA-Antikörperspiegel in beinahe allen Fällen wieder.

    Literatur Maini, R., et al.: Infliximab versus placebo in rheumatoid arthritis patients receiving concomitant methotrexate: a randomised phase III trial. Lancet 354, 1932–1939 (1999).

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