Arzneimittel und Therapie

Beta-Interferone bei MS: Unterschiede sind nicht nachweisbar

Die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) hat mit Einführung des gentechnisch hergestellten Botenstoffs Interferon beta einen wichtigen Durchbruch erlebt. Große doppelblinde, plazebokontrollierte Therapiestudien widmeten sich den frühen Formen einer MS-Erkrankung, bei denen die Krankheitsschübe im Vordergrund stehen. Unabhängig von der Struktur des Beta-Interferons und der Herstellungsweise zeigte sich bei allen Studien ein deutlicher Behandlungseffekt. Das teilt die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) mit.

Die DMSG geht auf eine Vergleichsstudie der Beta-Interferon- Präparate Betaferon®, Avonex® und Rebif® von Dr. O. Khan ein (s. DAZ 46/99,S.33 –34). Diese anlässlich einer Tagung der American Neurological Association im Oktober 1999 vorgestellte Studie führt nach Aussage der DMSG bei MS-Patienten wie bei behandelnden Ärzten gleichermaßen zu Unsicherheiten bezüglich der Einsatzmöglichkeiten der zugelassenen Präparate zur immunmodulatorischen Therapie der Multiplen Sklerose. Um hier Klärung zu schaffen, initiierte der Ärztliche Beirat des DMSG-Bundesverbandes e.V. unter Federführung von Prof. Dr. med. Klaus V. Toyka, Vorsitzender des Ärztlichen Beirates, Priv.-Doz. Dr. med. Peter Rieckmann, Mitglied des Ärztlichen Beirates, und Priv.-Doz. Dr. med. Ralf Gold (alle Mitglieder der Klinischen Forschungsgruppe für MS und Neuroimmunologie, Neurologische Universitätsklinik Würzburg) die nachfolgende Stellungnahme. Ihr Ziel ist es, einer weiteren Verunsicherung bei Patienten und Ärzten entgegenzuwirken.

Stellungnahme der DMSG

  • Es gibt bisher keine überzeugende Vergleichsstudie der einzelnen Beta-Interferon-Präparate untereinander, die eine wissenschaftlich abgesicherte, unterschiedliche Wirksamkeit der einzelnen Präparate beweist. Die Therapiestudie aus den USA (O. Khan und andere), in der unterschiedlich behandelte MS-Patienten miteinander verglichen wurden, ist wissenschaftlich unhaltbar. Die Therapiegruppen sind nicht miteinander vergleichbar, die Fallzahlen zu klein, die Ärzte und Patienten waren nicht für ihre Therapie geblindet, und die Verteilung auf die verschiedenen Therapiegruppen war willkürlich.
  • Eine Dosisabhängigkeit der Wirkung von Beta-Interferon ist bei der schubförmigen Verlaufsform der Multiplen Sklerose für Betaferon® und Rebif® (jeweils als Einzelpräparat) – in der subkutanen Applikationsweise nachgewiesen worden. Eine Dosis-Vergleichsstudie der einmal wöchentlich intramuskulären Injektion von Avonex® läuft derzeit noch. Grundsätzlich erscheint es wichtig, dass die Frage einer Dosis-Wirkungs-Beziehung für Beta-Interferon-Präparate formell geprüft wird, um zu klaren Empfehlungen zu kommen.
  • Die Wirksamkeit jedes der drei Beta-Interferone beim schubförmigen Verlauf der MS ist in großen multizentrischen Phase-III-Studien im doppelblinden, plazebokontrollierten Design belegt worden. Dies hat auch zu der entsprechenden Zulassung der Präparate in der bekannten Dosierung und Verabreichungsform geführt. Entsprechend diesen Vorgaben wurde auch eine Einstufung der immunmodulatorischen Therapie der schubförmigen Multiplen Sklerose mit einem Beta-Interferon-Präparat als Basis-Therapie definiert.

    Differenzierte Bewertung noch nicht möglich

    Im Konsensus-Statement der schweizerisch-österreichisch-deutschen Expertengruppe (Der Nervenarzt 70/1999,S.371ff.) ist man auch zu dem Schluss gekommen, dass nach den bisher vorliegenden Daten aus den Studien eine weitergehende, differenzierte Bewertung der Wirksamkeit der einzelnen Beta-Interferone untereinander zurzeit noch nicht vorgenommen werden kann. Auf Grund des hohen Standards, der an die Qualität und Aussagekraft von Studien im Rahmen dieser Konsensus-Gruppe gelegt wurde (die so genannte "Klasse-I-Evidenz"), sollte nach Abwägung der individuellen Gegebenheiten die Behandlung bei einem MS-Patienten hiernach ausgerichtet werden. Der Ärztliche Beirat der DMSG ist daran interessiert, dass es auf Grund der vorschnellen Veröffentlichung und Überinterpretation zweifelhafter Studienergebnisse nicht zur Verwirrung der MS–Patienten und Ärzte kommen darf.

  • Die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) hat mit Einführung des gentechnisch hergestellten Botenstoffs Interferon beta einen wichtigen Durchbruch erlebt.Unabhängig von der Struktur des Beta-Interferons und der Herstellungsweise zeigte sich bei allen bisher durchgeführten Studien ein deutlicher Behandlungseffekt. Unterschiede in der Wirkungsstärke der Beta-Interferone sind derzeit nicht nachweisbar. Darauf weist die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)in einer Stellungnahme hin.

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