Kommentar

2005 ist Schluss

Vor kurzem hat der Bundestag die zehnte Novelle des Arzneimittelgesetzes verabschiedet, die die unendliche Geschichte der Nachzulassung zum Abschluss bringen soll. Ich denke, die Beteiligten können damit leben. Auch die Industrie hat sie schließlich mit Murren akzeptiert. Ein Kelch wird glücklicherweise an uns Apothekerinnen und Apothekern vorüber gehen. Wir müssen künftig unseren Patienten nicht erklären, was "Altarzneimittel" sind. Ursprünglich hatte die Regierung daran gedacht, die Präparate, die noch nicht nach dem 78er Zulassungsverfahren auf dem Markt sind, so abzustempeln. Ich bin sicher, dass das zu großer Verwirrung geführt hätte. Altarzneimittel, Altöl, Altpapier - diese Assoziationen liegen zu nahe und da bliebe ein negativer touch an den Medikamenten hängen. Jetzt kommt eine Abschwächung. Die Kranken werden künftig in der Packungsbeilage lesen, bei diesem Präparat sei die behördliche Prüfung noch nicht abgeschlossen. So richtig toll ist das nicht. Wer liest das schließlich? Doch gerade nicht die Pharmazeuten, sondern Patienten, die mit dem Fachchinesisch nichts anfangen können. Ein Kranker überfliegt den Beipackzettel flüchtig und wird irritiert - mindestens. Patienten werden Sie womöglich dazu befragen. Besser wäre die komplette Streichung des Passus gewesen. Sie können nur versuchen, Ängste zu reduzieren. Von den zigtausenden "ungeprüften" Präparaten sind jetzt noch 12590 im Nachzulassungsstau. Diese immer auch noch große Zahl ergibt sich zum Teil aus der deutschen Zählweise, nämlich alle Darreichungsformen und die Wirkstärken eines Arzneistoffs einzeln zu zählen. Die tatsächliche Zahl ist gemessen an Wirkstoffen deutlich kleiner. Auch können Sie darauf verweisen, dass es in vielen Fällen die Behörde nicht geschafft hatte, alles rechtzeitig zu bearbeiten, Unterlagen von Firmen lagen zum Teil vor. Ich möchte Ihren Blick noch auf die Neuregelung bei Parallel-Importen lenken. Künftig soll der Name des Importeurs nicht mehr auf Blistern auftauchen müssen. Hier zeigen die Politiker ein Herz für diese spezielle kleine Gruppe in Deutschland. Offenkundig finden Importeure ein offenes Ohr bei den Regierungsfraktionen, vor allem die SPD war ihren Argumenten gegenüber immer sehr aufgeschlossen. Durchdrückpackungen sind nun nicht die Welt, aber mir ist diese Protegierung unverständlich. 2005 soll Schluss sein mit der "unendlichen Geschichte", bei der es auch verbesserungsbedürftige Kompromisse durch die Politik gab. Das Erreichen des 2005er Ziels ist so unwahrscheinlich nicht. Hoffen wir, dass es gelingt! Susanne Imhoff-Hasse

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