DAZ aktuell

Wiedereinstieg in den Beruf: DAZ-Leser(innen) fordern: "Helft uns!"

MÜNCHEN (lub). "Endlich! Sie sprechen uns aus der Seele! Glückwunsch zu diesem Thema! Gut, dass Sie dieses Problem ansprechen! Herzlichen Dank für diesen Artikel!" So reagierten die Leserinnen der DAZ auf unseren Beitrag "Wiedereinsteigerinnen" in DAZ Nr. 2, S. 21!

Wie eine Lawine überrollen seitdem die Zuschriften unsere Redaktion, Dutzende von Apothekerinnen und Apotheker schreiben uns ihre Gedanken, Erfahrungen und Vorschläge zum Thema "Berufspause und Wiedereinstieg". Wie aus den Briefen zu entnehmen ist, bewegt es viele Pharmazeuten in Deutschland. Leider wird auch deutlich: es gibt kaum Hilfen für solche KollegInnen. Vielleicht ändert sich das aber, vielleicht bewegen die Leserzuschriften etwas bei den zuständigen Stellen, bei Kammern und Vereinen, auch bei der ABDA! Deshalb zitieren wir die wichtigsten Passagen aus den Briefen, die bis heute die DAZ erreicht haben.

"Endlich befasst sich mal jemand mit der Problematik der Wiedereinsteigerinnen!" schreibt Apothekerin Ingrid Klocke aus Hannoversch-Münden. Sie hat bisher vergebens nach Einstiegshilfen gesucht. Und sie weiß, wie schwer das "Comeback" ist: "Man ist furchtbar unsicher!" Die 36jährige macht aber auch Mut: "Nach zwei Tagen ist frau wieder einigermaßen drin, nach dem zehnten Kunden kann man die Kunden schon ohne Zittern bedienen, nach dem 20. schafft man sogar wieder ein Lächeln!"

Ein Seminar für den Wiedereinstieg muss nach Klockes Meinung u.a. folgendes enthalten:

  • neue Arzneimittel, aber nur "gängige Sachen!"
  • Wiederholung der wichtigsten Wirkstoffgruppen, "kurz und ohne Chemie", also praxisnah!
  • Verkaufs- und Beratungstraining,
  • Wiederholung Teedrogen,
  • gesetzliche Änderungen,
  • Notdienst-Fallbeispiele ("Was mache ich, wenn..."),
  • Computerschulung - Grundkenntnisse.

    "Schön, dass endlich jemand drüber schreibt!" So bedankt sich Kollegin Jutta Ludewig aus Stuttgart. Sie hat nach 15jähriger Berufspause erfahren, wie schwer die Rückkehr ist. Die baden-württembergische Kammer "unterstützte" sie gerade mal mit dem Vorschlag "Besuchen Sie Uni-Vorlesungen!" Sie verspürt "Lust auf einen Auffrischkurs!"

    Auch Regine Achstetter aus dem badischen Oberkirch war 14 Jahre lang "draußen", hat es aber dank Mithilfe ihres Chefs "gepackt": erst ein paar Tage - "es war ein Sprung ins kalte Wasser!" Das erste Mal - so schreibt Regine - "erfüllte mich die Vorstellung mit Unbehagen", ja Angst, wieder im Kittel in der Offizin zu stehen und Kunden zu beraten. "Ihr Tip: arbeiten Sie ein paar Wochen ohne Unterbrechung zum Einstieg."

    Eine 48jährige Pharmazeutin aus dem Taunus hat wieder eine Stelle gefunden, weil ihr Chef gern mit "älteren Kolleginnen" arbeitet: "Wir haben Erfahrung, wir sind motiviert, wir springen gern ein!" Und sie vermisst bei der Kammer Hessen solche "von der DAZ angeregten Auffrischseminare!"

    Beate Engelmann hatte da mehr Glück: sie besuchte vor sechs Jahren ein entsprechendes Angebot der Kammer Nordrhein: "Ich habe sehr davon profitiert. Leider war das eine einmalige Aktion." Christiane Pfirsch aus München hat zwei Kinder und wünscht sich sehr "gezielte Wiedereingliederungskurse"! Sie hat 20Stunden als "Trainee" gearbeitet, meint aber, dass es schwierig ist, entsprechend aufgeschlossene ApothekenleiterInnen zu finden, "erst recht in wirtschaftlich angespannter Situation".

    Auch Ulrike Werkman aus Ritterhude, Iris Erdelmeier aus Karlsruhe, Anghela Förster aus Oberschleißheim und Hannelore Briehl aus Ötisheim wären sofort bei entsprechenden Auffrischkursen dabei: "Ich bin 40 und möchte nach drei Kindern und elf Jahren Pause wieder mitmachen!" Anghela Förster regt an: "Wenn sich bei den Kammern wenig Leute melden, dann sollten Sie im Rahmen der Interpharm solche Seminare anbieten!" Genau, sagt Jutta Aring aus Meckenheim am Rhein: "die Interpharm wäre ideal!"

    Die DAZ-Leserin gibt Tips fürs Comeback hinterm Apothekentresen:

  • abonnieren Sie eine Fachzeitung (Anm. d. Red.: am besten die DAZ!),
  • kaufen Sie sich ein Pharmakologiebuch wie den "Mutschler",
  • besuchen Sie einen Computerkurs an der VHS o.ä.,
  • zu Beginn möglichst mal eine Woche lang 20 Stunden oder mehr arbeiten,
  • alle Apotheken in der Umgebung ansprechen und Kurzbewerbung hinterlassen!

    Außerdem - so Jutta Aring - sollten die Arbeitgeber wissen, "dass eine Teilzeitbeschäftigte mit geringer Stundenzahl ein sehr guter Puffer ist"! Susanne Lange (40) aus St. Augustin beschreibt ihre traurigen Erfahrungen mit ihrem "Comebackversuch". "Bisher 37 Apotheken ohne Erfolg angeschrieben!" Dabei hat sie während einiger Kurzeinsätze in Apotheken "Hemmungen abgebaut und den Schritt in den HV gewagt". "Einigen Apothekenbesitzern war ich wohl auch zu teuer", schreibt Susanne.

    Dutzende von Frauen aus ganz Deutschland haben bisher geschrieben, aber auch ein Mann: Michael Witt aus Siegburg. Er wollte nach der Bundeswehr wieder in eine öffentliche Apotheke "einsteigen". "Ich habe es geschafft!" freut sich Witt. Und rät allen, die mal Pause gemacht haben: "Man muss leider hart an sich arbeiten, viel Eigeninitiative entwickeln und beim Neuanfang ,kleine Brötchen backen!" Sein optimistisches Fazit: Das "Comeback" ist viel leichter, als man es sich vorstellt!"

    Von offizieller Seite sind die Reaktionen bisher enttäuschend: Nur die Apothekerkammer Rheinland-Pfalz weist darauf hin, dass in ihrem Bereich ein Kurs für Wiedereinsteiger besteht. Der läuft am "Pfalztechnikum" in Ludwigshafen, dauert ca. sechs Monate und kostet knapp 2000 Mark. Und was machen alle Nichtpfälzerinnen...?

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