Arzneimittel und Therapie

Zervixkarzinom: Neuer DNA-Test auf Gebärmutterhalskrebs

Die Krebsvorsorge in Deutschland ist insgesamt sehr erfolgreich, doch nach wie vor sterben bei uns mehr Frauen an Gebärmutterhalskrebs als an Hepatitis B und AIDS - womit Deutschland eine fatale Spitzenposition unter den europäischen Ländern einnimmt. Eine schwer nachvollziehbare Tatsache, denn im Gegensatz zu anderen Krebsarten ist der Verursacher des Gebärmutterhalskarzinoms, das humane Papillomavirus (HPV), bekannt - und mit einem neuen DNA-Test sehr früh und leicht nachweisbar. Theoretisch müsste also keine Frau mehr an dieser Krebsart sterben.

Das Zervixkarzinom bietet wie kein anderer Krebs optimale Voraussetzungen für eine echte Vorsorge, behauptet Priv.-Doz. Dr. K. Ulrich Petry von der Frauenklinik der medizinischen Hochschule Hannover. Man weiß nämlich nicht nur, dass dieser Krebs durch eine Infektion mit HPV ausgelöst wird, sondern man kennt auch Übertragungswege und einige Möglichkeiten, sich davor zu schützen.

Vor allem aber besteht die Chance, erste Symptome frühzeitig festzustellen und noch vor Ausbruch der Krebserkrankung zu therapieren, denn der Tumor entwickelt sich erst nach einer Latenzphase von mehreren Jahren bis Jahrzehnten aus Vorstufen. Diese sogenannten Dysplasien oder zervikalen intraepithelialen Neoplasien lassen sich bei rechtzeitigem Erkennen organerhaltend mit überwiegend ambulant durchführbaren, gering invasiven Operationen zu beinahe 100 Prozent erfolgreich behandeln.

100 unterschiedliche HP-Viren

Inzwischen sind rund 100 unterschiedliche Human-Papilloma-Viren identifiziert. Davon sind die meisten harmlos, etwa 30 Typen infizieren Haut und Schleimhaut des Anogenitaltraktes und führen zu Kondylomen (Genitalwarzen) und intraepithelialen Neoplasien unterschiedlicher Schweregrade:

  • So werden die wenig kanzerogenen HPV der Typen 6, 11, 42, 43 und 44 beispielsweise beim invasiven Gebärmutterhalskrebs nicht gefunden, doch die durch sie verursachten genitalen Kondylome sollten auf jeden Fall vom Arzt abgeklärt werden.
  • Die mittelgradig kanzerogenen HPV- Typen 31, 33, 35, 51 und 52 sind dagegen mit hochgradigen zervikalen intraepithelialen Läsionen, seltener jedoch mit invasivem Gebärmutterhalskrebs assoziiert.
  • Fünf HPV-Typen gelten als gesicherte Auslöser für ein invasives Zervixkarzinom: HPV 16, 18, 31, 33 und 45. Das HP-Virus vom Typ 16 beispielsweise ist für mehr als 50 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich.

    Übertragung durch Geschlechtsverkehr

    HP-Viren werden in erster Linie durch Geschlechtsverkehr übertragen, in seltenen Fällen durch Kontamination. Männer sind gegen HP-Viren wesentlich unempfindlicher, obwohl sie diese übertragen können. Bei Analverkehr kann es auch zu Plattenepithelkarzinomen kommen. Nach der Ansteckung ist die betroffene Person 18 Monate lang infektiös, jedoch heilt bei rund 80 Prozent der Frauen die Infektion problemlos aus. Anschließend ist die Frau gegen diesen speziellen Virustyp immun.

    Erst seit kurzem vermutet man bei anfälligen Frauen auch eine genetische Prädisposition, die durch weitere Faktoren wie Rauchen oder ein gestörtes Immunsystem, möglicherweise durch Chlamydien, noch verstärkt werden kann.

    Regelmäßige Vorsorge ist wichtig

    Seit Einführung des bei der gynäkologischen Vorsorge durchgeführten Papanicolaou-Abstrichs (Pap-Test) ist es möglich, ein Zervixkarzinom bereits in den Vorstadien zu erfassen - vorausgesetzt, die Frau geht regelmäßig zur Vorsorge und der Abstrich wird fachgerecht durchgeführt und interpretiert. Doch nur in 70 Prozent der Fälle können Schleimhautveränderungen festgestellt werden. Der Pap-Test ist nämlich, wie Dr. Petry betont, eine Screeningmethode, die häufig als definitive Diagnostik missverstanden wird. Nur bei zytologischem Verdacht auf das Vorhandensein von mindestens schweren Dysplasien (Pap IVa und mehr) erfolgt eine weitergehende Diagnostik wie Kolposkopie und Therapie (z.B. Konisation).

    Dagegen werden die zahlenmäßig viel häufigeren unklaren zytologischen Befunde der Klassen Pap II, IIId und Pap IIw/k in Deutschland nur beobachtet und üblicherweise erst nach zwei Jahren Persistenz weiter diagnostiziert. So berichtet Petry, dass zwölf von 570 Frauen, die in der Frauenklinik Hannover zur Abklärung eines Pap II oder IIId vorgestellt wurden, bereits an einem invasiven Karzinom erkrankt waren und 23 Prozent an schweren Dysplasien oder Karzinoma in situ. Andererseits ist seiner Meinung nach eine operative Abklärung aller unklaren Befunde durch eine Konisation nicht zu rechtfertigen, da diesen meistens gar keine Atypien oder aber leichte bis mäßiggradige Vorstufen zugrunde liegen, die zu 60 bis 70 Prozent spontan ausheilen.

    Neuer HPV-DNA-Test

    Mit einem neuen HPV-DNA-Test ("Digene Hybrid Capture II", Abbott GmbH) besteht nun die Möglichkeit, HP-Viren und Vorstufen des Zervixkarzinoms auf die Spur zu kommen. Dieser HPV-DNA-Test weist keine infektiösen Viren nach, sondern das Erbgut unterschiedlicher Papilloma-Viren, bevor sich sichtbare Veränderungen in der Schleimhaut entwickelt haben. Dabei differenziert er außerdem zwischen hoch und niedrig kanzerogenen HPV-Typen im Zervixabstrich. Seine Nachweisgenauigkeit liegt bei knapp 100 Prozent.

    Der DNA-Test kostet etwas unter 60 Mark und soll den Pap-Abstrich nicht ersetzen, sondern bei nicht eindeutigen oder grenzwertigen zytologischen Ergebnissen, aber auch in Problemsituationen helfen, eine definitive Diagnose zu erstellen. In solchen Fällen werden die Kosten von den Kassen übernommen. Durch den HPV-DNA-Test bekommt der behandelnde Arzt objektive und standardisierte Ergebnisse ohne jene Entnahme- und Interpretationsfehler, welche die Vorsorgeprogramme für das Zervixkarzinom so erschwert haben. Insofern lassen sich mit ihm auch Kosten sparen, da er nicht wie der Pap-Abstrich wiederholt werden muss, sondern sofort eine verlässliche Auskunft gibt - dem Gynäkologen für das sicherste und schonendste Therapieverfahren, der Frau erspart er Ungewissheit, eine Anzahl von Untersuchungen - und kann so möglicherweise ihr Leben retten.

    Quelle Symposium "Frau und gesunde Lebensführung - Neue Methoden zur Krebsvorsorge und Therapie", München, 1. Oktober 1999, unterstützt von der Firma Abbott.

  • Die Krebsvorsorge in Deutschland ist insgesamt sehr erfolgreich, doch nach wie vor sterben bei uns mehr Frauen an Gebärmutterhalskrebs als an Hepatitis B und AIDS – womit Deutschland eine fatale Spitzenposition unter den europäischen Ländern einnimmt. Eine schwer nachvollziehbare Tatsache, denn im Gegensatz zu anderen Krebsarten ist der Verursacher, das humane Papillomavirus (HPV), bekannt – und mit einem neuen DNA-Test sehr früh und leicht nachweisbar. Theoretisch müsste also keine Frau mehr an einem Zervixkarzinom sterben.

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