Arzneimittel und Therapie

Ketolide: Neue Antibiotika mit größerem Wirkungsspektrum

Makrolidantibiotika sind bei Infektionen der unteren Atemwege seit vielen Jahren Mittel der ersten Wahl. Sie haben den Vorteil, gegen zahlreiche der so genannten "typischen" bakteriellen Erreger wirksam zu sein und auch gegen die "atypischen". Durch zunehmende Resistenzen ist in den letzten Jahren die Zahl der Therapieversager gestiegen. Jetzt werden Abkömmlinge der Makrolide entwickelt, die dieses Problem umgehen können: die Ketolide.

Ketolide sind semisynthetische Makrolid-Derivate. Bei ihnen ist der Neutralzucker Cladinose, der sich typischerweise im Erythronolid-A-Ring der Makrolide befindet, durch eine 3-Ketofunktion ersetzt. Sie greifen wie Makrolide am 50-S-Ribosom der Bakterienzelle an, jedoch an anderen Stellen als die Makrolide, und verhindern so die Proteinsynthese des Bakteriums.

Erweitertes antibakterielles Spektrum

Im Vergleich zu konventionellen Makroliden weisen die Ketolide ein erweitertes antibakterielle Spektrum gegenüber grampositiven Stäbchen und intrazellulären Erregern auf. Ketolide sind auch bei erythromycinresistenten grampositiven Keimen wirksam. Auch atypische Keime wie Mykoplasmen und Chlamydien werden erfasst. Ketolide wirken gegen die meisten relevanten Erreger von Atemwegsinfektionen.

Neues Ketolid Telithromycin

Hauptindikation der Ketolide sind bakterielle Infektionen der Atemwege. Eines der neuen Ketolide trägt die Prüfbezeichnung HMR 3647, der INN-Name ist Telithromycin. In ersten klinischen Studien (randomisiert, doppelblind, multizentrisch) bei ambulant erworbenen Pneumonien bei Erwachsenen konnte nachgewiesen werden, dass die Einmalgabe von 800 mg Telithromycin oral hinsichtlich Therapieerfolg und Therapiesicherheit der Gabe von Amoxicillin 3 x 1,0 g oral mindestens gleichwertig ist: Bei nahezu identischem Erregerspektrum war eine klinische Heilung in 94,6% der Fälle in der Ketolidgruppe gegenüber 90,1% in der Amoxicillingruppe zu erzielen. Ähnliche Ergebnisse erbrachte eine offene, multizentrische Studie bei fast 200 Patienten mit einer ambulant erworbenen Pneumonie mit einer klinischen Heilungsrate von 92,9%.

Eine randomisierte, doppelblinde Studie bei Patienten mit Pharyngitis und Tonsillitis in den USA zeigte, dass in Hinblick auf die klinischen und bakteriologischen Ergebnisse die Einmalgabe von 800 mg Telithromycin für 5 Tage der Verabreichung von Clarithromycin 2 x 250 mg für 10 Tage mindestens gleichwertig war. In einer weiteren europäischen Untersuchung war bei akuter Sinusitis maxillaris eine 10-tägige Behandlung mit Telithromycin einmal täglich 800 mg einer 5-tägigen Therapie bei gleicher Dosis nicht überlegen.

Telithromycin ist bei pH1 säurestabil und penetriert gut in Lungen- und Bronchialgewebe. Die Substanz akkumuliert in Makrozyten und Granulozyten und weist keine Interaktionen mit Arzneimitteln auf, die über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt werden. Verträglichkeit und Nebenwirkungen sind mit den Makroliden vergleichbar.

Quelle: Dr. A. Bryskier, Paris; Prof. Dr. F. H. Kayser, Zürich; Prof. Dr. K. G. Naber, Straubing; Prof. Dr. W. Petermann, Paderborn; Prof. Dr. P. M. Shah, Frankfurt; Symposium und Fachpressegespräch "Mit den Ketoliden in das neue Jahrtausend", München, 26. November 1999, veranstaltet von Hoechst Marion Roussel, Bad Soden.

Makrolidantibiotika sind bei Infektionen der unteren Atemwege seit vielen Jahren Mittel der ersten Wahl. Sie haben den Vorteil, gegen zahlreiche der "typischen" bakteriellen Erreger wirksam zu sein und auch gegen die "atypischen". Durch zunehmende Resistenzen ist in den letzten Jahren die Zahl der Therapieversager gestiegen. Jetzt werden Abkömmlinge der Makrolide entwickelt, die dieses Problem umgehen können: die Ketolide.

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