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Abnehmen mit Botulinus-Toxin?

Das klingt höchst seltsam, hat zumindest im Tierversuch bei Ratten jedoch funktioniert: Das Gift von Clostridium botulinum lässt sich als Waffe gegen überflüssige Pfunde einsetzen.

Gemeint ist damit nun nicht, dass man sich zur Gewichtsreduktion eine Lebensmittelvergiftung zulegen soll - obwohl das natürlich auch funktionieren würde - hinter der Aussage steckt vielmehr ein ernsthafter wissenschaftlicher Ansatz. Bereits seit langem setzen Mediziner Botulinus-Toxin in kleinen Dosen zur Therapie verschiedener Beschwerden wie Spasmen oder stark schwitzende Hände ein.

Italienische Wissenschaftler entdeckten nun einen weiteren Effekt des Gifts: In die Magenwand von übergewichtigen Ratten injiziert, führte es innerhalb von drei Wochen zu einem deutlichen Gewichtsverlust, da die Tiere keinen Appetit mehr hatten und entsprechend wenig Futter zu sich nahmen. Das Gift legte die Muskulatur im Bereich der Magenwand lahm, der zum Weitertransport von Nahrung in den Darm verantwortlich ist. Der Magen blieb somit länger "gefüllt" und vermittelte den Tieren das Signal, satt zu sein. Nebeneffekte wurden keine beobachtet, allerdings fielen die Tiere bei Nachlassen der Giftwirkung rasch in ihre alten Essgewohnheiten zurück und hatten nach etwa 70 Tagen ihr Ausgangsgewicht wieder erreicht.

Eine dauerhafte Gewichtsreduktion ist mit Botulinus-Toxin - ohne gleichzeitige Ernährungsumstellung - demnach auch nicht möglich. Die italienischen Forscher sehen in ihrem Therapieansatz dennoch eine sinnvolle Alternative zur derzeit bei krankhaftem Übergewicht üblichen Magenverkleinerung. Die Giftspritze wäre verglichen mit dem Eingriff deutlich schonender und risikoärmer. Erste klinische Studien sind bereits geplant. Ob und wann Botulinus-Toxin für die Indikation Adipositas zur Verfügung stehen wird, ist allerdings noch völlig offen.

Quelle: www.wissenschaft.de, Meldung vom 2.12.1999

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