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Robert Koch-Institut: Wichtiger Immunregulator entdeckt

BERLIN (rki). Dringen Viren oder Bakterien in den menschlichen Körper ein, vermehren sie sich stark und würden große Teile des Körpers befallen, falls die Immunabwehr sie nicht erkennen und unschädlich machen würde. Ohne ein effektives Immunsystem wären die harmlosesten Infektionen wie beispielsweise mit einer Erkältungskrankheit, für den Menschen tödlich.

Die Immunabwehr ist ein komplexer und vielstufiger Prozess. In der entscheidenden Phase des Immungeschehens bekämpfen die als T-Lymphozyten und B-Lymphozyten bezeichneten Zellen des Immunsystems den eingedrungenen Krankheitserreger. Die T-Lymphozyten müssen zunächst den Eindringling als fremd identifizieren. Dafür tragen sie auf der Zelloberfläche geeignete Antennen (Antigen-Rezeptoren).

Sobald T-Lymphozyten, die eine passende Antenne aufweisen, einen Erreger erkennen, werden sie aktiviert. Die Signale, die von der Antenne des T-Lymphozyten empfangen werden, sind jedoch zu schwach. Ähnlich wie Radiosignale müssen diese Signale erst verstärkt werden, damit die T-Lymphozyten in einen Aktivzustand versetzt werden.

Andreas Hutloff und Kollegen in der Forschergruppe von Richard Kroczek am Robert Koch-Institut haben jetzt ein Verstärkermolekül auf der Oberfläche der T-Lymphozyten entdeckt, das diese Funktion erfüllt (Nature, Bd. 397, 1999, S. 263-266). Das von den Forschern als "Induzierbarer Costimulator" (ICOS) bezeichnete Verstärkermolekül wird wirksam, wenn ein Krankheitserreger erkannt wird. ICOS versetzt die T-Lymphozyten daraufhin in den höchsten Alarmzustand. Sie bilden dann an der Zelloberfläche zusätzliche Ankerproteine aus, mit denen sie an die B-Lymphozyten andocken. Auch die B-Lymphozyten werden mit neu produzierten Botenstoffen alarmiert.

Die von den T-Lymphozyten so gesteuerten B-Lymphozyten werden zur Bildung von spezifischen Antikörpern angeregt, welche die eingedrungenen Krankheitserreger erkennen und unschädlich machen. Alle Befunde der Forschergruppe am Robert Koch-Institut deuten darauf hin, dass das Verstärkerprotein ICOS in diesem Prozess eine zentrale Rolle einnimmt. "Ohne die Beteiligung von ICOS", so vermutet Richard Kroczek, "könnten die B-Lymphozyten keine wirksamen Antikörper bilden und der Erreger würde ungehemmt den Körper überschwemmen."

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