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Deutsche Diabetes Union: Frühe Behandlung des Diabetes mellitus erspart Leid un

RASTATT (mw). Die Kosten für die Behandlung der Volkskrankheit Diabetes mellitus sind schon heute mit über 24 Mrd. DM jährlich immens und werden noch weiter zunehmen, wenn nichts geschieht. Davor warnte Prof. Dr. Hellmut Mehnert, München, Präsident der Deutschen Diabetes Union (DDU) e.V. Derzeit seien mit rund fünf Prozent der Bevölkerung etwa vier Millionen Menschen in Deutschland von der chronischen Stoffwechselkrankheit betroffen. Darüber hinaus wüssten noch einmal zwei Millionen Menschen noch gar nichts von ihrer Zuckerkrankheit, obwohl sie dringend behandlungsbedürftig seien.

Genau darin bestehe aber das große Problem der Zuckerkrankheit, sagte Mehnert auf der zentralen Pressekonferenz der DDU in Rastatt anlässlich des diesjährigen Weltdiabetestages, der wie jedes Jahr am 14. November begangen wurde: "Schon seit Jahren baut sich eine immer größer werdende Dunkelziffer an zu spät diagnostizierten und deshalb unbehandelten Diabetikern auf, die uns aber stets wieder einholt."

Wenn dann diese in der ärztlichen Praxis schließlich doch entdeckten Diabetiker einer Behandlung zugeführt würden, so seien zugleich auch Folgekrankheiten der jahrelangen Versäumnisse mit zu behandeln. Die Kosten, die auf diese Weise durch die fehlende rechtzeitige Prävention der diabetischen Folgeschäden an Gefäßen und Nerven entstehen, seien enorm. Deshalb gelte es "allerorts Früherfassungsaktionen durchzuführen bzw. sich an Gesundheitsuntersuchungen zu beteiligen, die jedem gesetzlich Krankenversicherten ab dem 35. Lebensjahr regelmäßig zustehen", forderte Mehnert.

Diabetiker oft auch KHK-Patienten

Prof. Dr. Helmut Keller, Chefarzt der Inneren Abteilung des Kreiskrankenhauses Rastatt, Kardiologe und Diabetologe DDG, verdeutlichte die Problematik der späten Entdeckung der Diabetiker mit handfesten Fakten aus der Praxis des Klinikalltags. So seien fast die Hälfte aller neu diagnostizierten Diabetiker heutzutage schon von Anfang an zugleich Herz-Kreislauf-Patienten mit einer manifesten koronaren Herzkrankheit (KHK). Unter den gegenwärtigen Bedingungen seien Diabetiker in ihrem Herz-Kreislauf-Risiko ebenso einzuschätzen wie Nichtdiabetiker, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten.

Gefährdung durch Risikofaktoren

Die akute Gefährdung bestehe nicht nur in erhöhten Blutzuckerwerten, sondern vor allem in den meist zugleich vorliegenden Risikofaktoren Übergewicht, insbesondere mit Fettansatz in der Taille, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Eben in dieser Risikokonstellation liege aber auch die große Chance für Diabetiker, ermunterte Keller. Von einer frühzeitigen Behandlung der Zuckerkrankheit und einer gleichzeitigen Intervention gegen die Begleiterkrankungen könnten Diabetiker überproportional profitieren.

So zeigte sich zum Beispiel in der HOT (Hypertension Optimal Treatment)-Studie, in der die optimalen Zielblutdruckwerte für Diabetiker festgestellt wurden, dass Patienten, die auf einen sehr niedrigen Blutdruck von 130/80 mmHg eingestellt werden konnten, ihr Risiko, ein schwerwiegendes Herz- und Gefäßereignis zu erleiden, um mehr als die Hälfte senken konnten. Dies war allerdings in der Mehrzahl der Fälle nur möglich, wenn mindestens zwei blutdrucksenkende Medikamente in Kombination, darunter ACE-Hemmer und Calciumantagonisten, eingesetzt wurden.

Für den Einsatz des ACE-Hemmers Ramipril bei den wichtigsten Herz-Kreislauf-Risikofaktoren konnte in der HOPE (Heart Outcomes Prevention Evaluation)-Studie zudem gezeigt werden, dass das Sterberisiko jeweils um ein Drittel sinkt. Außerdem konnte (und das war eine Aufsehen erregende Neuigkeit) durch den Einsatz dieses Medikaments in etwa 30 Prozent der Fälle das Entstehen eines Typ-2-Diabetes bei nichtdiabetischen Hochrisikopersonen verhindert werden.

Arzneitherapie ist günstige Therapie

Bei aller Diskussion um steigende Kosten im Gesundheitswesen müsse man sich vor Augen halten, dass momentan nur ein relativ geringer Teil, nämlich etwa 27 Prozent, in der Diabetesbehandlung auf Medikamente entfällt. Dies konstatierte Gabriele Buchholz, Vorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB) e.V, Landesverband Baden-Württemberg. Der größte Anteil der Kosten entstehe mit 60Prozent durch Krankenhausbehandlung sowie Rehabilitation. Gerade durch eine verbesserte Behandlung und früher einsetzende Therapie, auch der Begleiterkrankungen, ließe sich aber nicht nur unnötiges Leid verhindern, sondern auch die Kostenstruktur von der teuren Behandlung der Folgeschäden verschieben auf die kostengünstige Frühbehandlung mit Medikamenten und Allgemeinmaßnahmen, so Buchholz.

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