Arzneimittel und Therapie

Lipodystrophie-Syndrom: Protease-Hemmer stören Fettstoffwechsel und Glucosetole

In einer australischen Studie war die Häufigkeit des Lipodystrophie-Syndroms bei HIV-Infizierten, die mit Protease-Hemmern behandelt wurden, im Vergleich zu Patienten ohne bisherige Therapie erhöht. Neben einer veränderten Fettverteilung und einer Abnahme des Körperfetts traten unter Protease-Hemmern häufig Hyperlipidämien und Störungen der Glucosetoleranz auf. Das Gewicht vor der Therapie, die Therapiedauer sowie Triglycerid- und C-Peptid-Konzentration sagten den Verlauf des Syndroms voraus.

Bei der Behandlung der HIV-1-Infektion mit Protease-Inhibitoren kann ein sog. Lipodystrophie-Syndrom auftreten. Dabei kommt es zum peripheren Fettschwund (= Lipodystrophie), häufig begleitet von zentraler Fettsucht, Hyperlipidämie und Insulinresistenz. In seltenen Fällen tritt das Lipodystrophie-Syndrom auch bei HIV-Infizierten auf, die keine Protease-Inhibitoren erhalten haben. Die Ursache des Syndroms ist bislang nicht bekannt.

Vergleich von behandelten und unbehandelten Patienten

In einer Untersuchung in Sydney wurden Häufigkeit und Schwere des Lipodystrophie-Syndroms an HIV-Infizierten mit oder ohne Protease-Hemmer verglichen. Zusätzlich wurde der Verlauf des Syndroms untersucht, um diagnostische Kriterien zu erarbeiten und Prädiktoren zu erkennen.

Teilnehmer waren 113 HIV-1-Infizierte mit Protease-Inhibitoren ("Therapierte") und 45, die noch nicht mit Protease-Inhibitoren behandelt waren ("Therapie-Naive"). Bei der ersten Untersuchung hatten die Therapierten im Mittel bereits 13,6 Monate lang Protease-Hemmer erhalten, die zweite Untersuchung fand acht Monate später statt. Von den Therapie-Naiven unterzogen sich 28 einer zweiten Untersuchung.

Alle Teilnehmer stuften in einem Fragebogen den peripheren Fettschwund in vier Körperregionen (Gesicht, Arme, Beine, Gesäß) und die zentrale Fettsucht (Bauch, Nacken) nach ihrem Schweregrad ein. Außerdem wurden die Patienten von zwei Ärzten untersucht. Bei einem Teil der Patienten wurden zusätzlich die Körperfettmasse und die regionalen Fettmassen mittels Röntgen-Absorptiometrie bestimmt. Bei beiden Untersuchungsterminen wurden Lipidparameter im Blut gemessen und bei den Therapierten ein oraler Glucosetoleranz-Test durchgeführt.

Lipodystrophie und Glucosetoleranz

92 Therapierte (83%) und ein Therapie-Naiver (4%) stellten bei sich eine Lipodystrophie fest. Diese Selbstbeurteilung stimmte gut mit der ärztlichen Untersuchung überein (zu 98%). In den meisten Fällen war die Lipodystrophie nur leicht ausgeprägt. 11% der Patienten stuften die Lipodystrophie als insgesamt schwer ein, 25% als schwer in mindestens einer Körperregion.

74% der Therapierten und 28% der Therapie-Naiven hatten eine Hyperlipidämie. Diese Häufigkeit blieb im weiteren Verlauf stabil. 7% der Therapierten wiesen einen Diabetes mellitus auf, weitere 16% eine gestörte Glucosetoleranz. Die Gesamtfettmasse nahm in den ersten 13,6 Monaten der Therapie monatlich um 0,4 kg ab (geschätzt), in den kommenden acht Monaten um 0,13 kg pro Monat (gemessen bei 39 Patienten mittels Röntgen-Absorptiometrie).

Die Körperfettmasse war um so niedriger, je länger die Behandlung mit Protease-Inhibitoren bereits dauerte und je weniger der HIV-Infizierte vor Therapiebeginn wog. Außerdem waren hohe frühere oder derzeitige Triglycerid- und C-Peptid-Konzentrationen mit einem schweren Verlauf der Lipodystrophie verknüpft.

Literatur; Carr, A., et al.: Diagnosis, prediction, and natural course of HIV-1 protease-inhibitor-associated lipodystrophy, hyperlipidaemia, and diabetes mellitus: a cohort study. Lancet 353, 2093-2099 (1999).

In einer australischen Studie war die Häufigkeit des Lipodystrophie-Syndroms bei HIV-Infizierten, die mit Protease-Hemmern behandelt wurden, im Vergleich zu Patienten ohne bisherige Therapie erhöht. Neben einer veränderten Fettverteilung und einer Abnahme des Körperfetts traten unter Protease-Hemmern häufig Hyperlipidämien und Störungen der Glucosetoleranz auf. Das Gewicht vor der Therapie, die Therapiedauer sowie Triglycerid- und C-Peptid-Konzentration sagen den Verlauf des Syndroms voraus.

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