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Influenzavorbeugung: Grippeimpfung ist nicht zu ersetzen!

MÜNCHEN. Mit großer Sorge befürchtet die Bayerische Gesellschaft für Immun-, Tropenmedzin und Impfwesen e.V., dass durch die Bereitstellung eines neuen Medikaments gegen Grippe (Neuraminidasehemmer) in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen könnte, die Grippeimpfung sei nicht mehr notwendig. Dieser Eindruck ist falsch. Die Grippeimpfung, so die Bayerische Gesellschaft für Impfwesen, ist aus epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Überlegungen heraus nicht zu ersetzen.

In dieser Saison ist eine neue Medikamentenklasse zur Behandlung der Virusgrippe auf dem Markt. Auch nach Auffassung der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e.V. sind die Neuraminidasehemmer (Zanamivir, Osetamavir) eine weitere, wichtige Ergänzung im therapeutischen Spektrum. Der Einsatz der Neuraminidasehemmer wird aber primär Einzelfällen bei Infektion mit Influenzaviren vorbehalten bleiben. Es wird daher vorgeschlagen, Anwendungsempfehlungen für den praktizierenden Arzt an der Basis zu erarbeiten unter Berücksichtigung der unbestreitbar positiven Aspekte des Medikaments wie auch der Fragen nach den praktischen Einnahmemodalitäten und möglicher Resistenzentwicklungen.

Die Bayerische Gesellschaft für Impfwesen sieht dabei folgende Problematik im unkritischen Vertrauen alleinig auf das Medikament: Nach allen Erfahrungen, die man mit der Compliance der Patienten habe, erscheint die richtige und rechtzeitige Einnahme des Medikaments problematisch. Erfahrungsgemäß erscheinen die Patienten erst nach mehreren Tagen und der Zunahme von Beschwerden beim Arzt. Dann dürfen Neuraminidasehemmer zulassungsbedingt nicht mehr eingesetzt werden. Die Forderung nach einem Arztbesuch jedesmal bei den ersten Anzeichen von Erkältung ist illusorisch. Der Aufwand wäre nicht zu bezahlen.

Für den Nutzen eines Medikaments sei eben nicht nur die Wirkung im Erkrankungsfall eines Individuums wichtig, sondern auch seine Wirkung auf die Erkrankungshäufigkeit (Morbidität) und Übersterblichkeit durch die Krankheit (Letalität) in der ganzen Bevölkerung. Die positiven Auswirkungen der Grippeimpfung seien jahrelang gründlich untersucht. Die Anwendung sei nebenwirkungsarm und bewährt, so die Bayerische Gesellschaft.

Neuraminidasehemmer müssen, um entsprechend der Zulassung optimale Wirksamkeit zu gewährleisten, in den ersten 48 Stunden nach Eintritt der Symptomatik über 5 Tage gegeben werden. Zu diesem Zeitpunkt ist eine sichere Diagnostik, ob es sich um eine Influenza oder um eine normale Erkältung handelt, für den niedergelassenen Arzt praktisch nicht möglich, bzw. sie ist nicht bezahlbar. Nur ein Bruchteil aller Infekte der Atemwege wird durch Influenzaviren verursacht. Damit würden bei Einnahme ohne Diagnostik bis zu 90% aller medikamentösen Therapien "umsonst" sein, da kein Influenzainfekt vorliegt, heißt es in einer Pressemitteilung weiter.

Medikamentöse Therapie ist teurer

Die Kosten einer medikamentösen Therapie mit Neuraminidasehemmer belaufen sich derzeit auf ca. DM 50,- pro Therapiezyklus, der gegebenenfalls mehrmals pro "Saison" durchgeführt werden muss. Die Impfstoffkosten belaufen sich dagegen nur auf ca. DM 10,-. Selbst bei nur einmaliger Einnahme pro Saison, um so mehr aber bei den zu erwartenden mehrmaligen Erkältungskrankheiten, ergeben sich nach Ansicht der bayerischen Impfmediziner im Vergleich zur Impfung vermutlich unvertretbar höhere Kosten für die Solidargemeinschaft der Krankenversicherten. Auch für den Patienten falle die Ersparnis ins Gewicht. Bei Impfungen fallen im Gegensatz zur Einlösung eines Rezepts keine Zuzahlungen an.

Die Bayerische Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e. V. befürchtet mit großer Sorge, dass durch die Bereitstellung neuer Medikamente gegen Grippe (Neuraminidasehemmer) in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen könnte, die Grippeimpfung sei nicht mehr notwendig. Nach Ansicht dieser Gesellschaft ist die Grippeimpfung aus epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Überlegungen nicht zu ersetzen.

Die Bayerische Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e.V. empfiehlt die Grippeimpfung für Risikopersonen dringend aus folgenden Gründen:
  • Die Impfung reduziert in der ganzen Saison die Erkrankungshäufigkeit und Schwere der Influenza (Virusgrippe).
  • Die Impfung kann bei einem Routinebesuch beim Arzt durchgeführt werden. Es ist kein Gang zur Apotheke nötig.
  • Für Geimpfte ist im Gegensatz zur Therapie keine aufwendige Frühdiagnostik auf Influenza bei jedem Erkältungsinfekt mehr notwendig.
  • Die Grippeimpfung verursacht weniger Kosten. Für den Patienten entstehen keinerlei Zuzahlungen.
  • Die epidemiologische Wirksamkeit der Grippeimpfung ist in vielen umfangreichen Studien über Jahrzehnte nachgewiesen.
  • Impfungen sind eine natürliche Medizin: Praktisch frei von schweren Nebenwirkungen induziert die Gabe eines Fremdmaterials die Bildung der Abwehrkörper. Dies ist ein Vorgang, der sich natürlicherweise täglich mehrmals in unserem Immunsystem abspielt.

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