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Derzeit leben sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Hochrechnungen gehen für die Zukunft weiterhin von einer exponentiell wachsenden Zunahme der Weltbevölkerung aus. Wir können heute nur erahnen, welche Probleme damit auf die Gesellschaft zukommen, zumal sich gerade die Bevölkerung der Länder stark vermehrt, die heute schon unter Hungersnot und Armut leiden.

Reproduktionskontrolle - sicher, ein furchtbar technisch klingendes Wort, aber dahinter steckt eine der größten "Erfindungen" der Menschheit, die angesichts der rasanten Zunahme der Bevölkerungszahlen in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Die Erfindung, die auf diesem Gebiet in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts den Durchbruch brachte und vermutlich weit in Zukunft des nächsten reichen dürfte, sind die hormonalen Kontrazeptiva. Während sie in den meisten Industrienationen akzeptiert sind und eine kontrollierte Familienplanung unterstützen, ist ihr Einsatz in den Entwicklungsländern so gut wie nicht verbreitet. Dabei könnten die Ovulationshemmer gerade dort auf kostengünstige und einfache Weise helfen, viele Schwierigkeiten dieser Länder zu lösen. Für eine weltweite Familienplanung beispielsweise werden nur drei US-Dollar pro Paar und Jahr benötigt - in China kostet die Pille zehn Pfennige pro Monat.

Empfängnisverhütung ist auch bei uns ein Thema. Etwa vierzig Prozent (sechs bis sieben Millionen) der Frauen in Deutschland, die sich im reproduktionsfähigen Alter befinden, wenden orale hormonale Kontrazeptiva an. Auf der anderen Seite werden jährlich 200 000 legale Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Daraus lässt sich schließen, dass auch bei uns noch ein großes Aufklärungsdefizit in Sachen Empfängnisverhütung besteht, insbesondere über die richtige Anwendung der Pille, aber auch über andere Empfängnis verhütende Mittel. Der Beitrag von Dr. Rabe in dieser Ausgabe befasst sich mit dem heutigen Stand und Zukunftsperspektiven der Kontrazeption. Der Autor ist davon überzeugt, dass auch die Apotheke einen gewichtigen Beitrag leisten kann, das Wissensdefizit in der Bevölkerung zum Thema Kontrazeption zu verringern.

Sie haben in der vergangenen Woche einen Brief des Herstellers von Mifegyne bekommen. Obwohl die Apotheken per Gesetz vom Vertrieb des Abtreibungspräparates ausgeschlossen sind, informiert die Firma über ihr Präparat und verschickt die Fachinformation. Ich halte es für richtig, dass wir auch darüber Bescheid wissen, denn Fragen werden in diesem Zusammenhang wohl auch an die Apotheken gerichtet werden. Und noch ist es nicht ausgeschlossen, dass der Vertrieb - nach einer Beobachtungsphase von zwei Jahren - doch noch in die Apotheken zurück kommt.

Themawechsel. Der neue Arzneiverordnungs-Report ist erschienen. Die Autoren sehen noch Sparpotentiale von etwa 2,5 Milliarden Mark, wenn Ärzte konsequent auf Generika umsteigen. Und bei Verzicht auf "umstrittene" Arzneimittel könnten zusätzlich 2,8 Milliarden Mark gespart werden. Anmerkung am Rande dazu: Es gibt einige, die die Autoren des Reports auch mit dem Adjektiv "umstritten" versehen.

Peter Ditzel

Reproduktionskontrolle

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