Arzneimittel und Therapie

Virusgrippe: Schutzimpfung durch die Nase?

Eine intranasale Grippeimpfung schützt zwar nicht generell vor einer fieberhaften Erkrankung, führt aber zu einem wesentlich milderen und kürzeren Krankheitsverlauf, so das Ergebnis einer multizentrischen Studie aus den USA.

In einer randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie wurden Wirksamkeit und Sicherheit einer intranasalen Grippeschutzimpfung untersucht. Für diese Studie wurden 4561 gesunde, berufstätige Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren ausgewählt. Die Patienten der Verumgruppe (3041 Probanden) erhielten zwischen September und November 1997 eine einmalige intranasale Applikation eines abgeschwächten Lebendimpfstoffs, die Patienten der Vergleichsgruppe (1520 Teilnehmer) ein intranasal anwendbares Plazebo. Der Lebendimpfstoff (FluMist®, Aviron) bestand aus drei abgeschwächten Influenzavirusstämmen (A/Shenzhen/227/95 (H1N1), A/Wuhan/359/95 (H3N2), B/Harbin/7/94), denselben Virusstämmen, die in jenem Jahr auch im inaktivierten Grippeimpfstoff zur subkutanen Anwendung verwendet wurden.

Die Patienten wurden bis zum März des folgenden Jahres beobachtet. Insbesondere wurden das Auftreten einer Impfreaktion und unerwünschter Wirkungen, erforderliche Arztbesuche, Häufigkeit und Ausmaß einer fieberhaften Erkrankung und eine eventuell damit verbundene Arbeitsunfähigkeit festgehalten.

Leichterer Krankheitsverlauf durch die Impfung

Die Probanden der Verumgruppe erkrankten ungefähr gleich häufig an einer fieberhaften Infektion wie die Probanden der Plazebogruppe (13,2% vs. 14,6%). Allerdings verlief die Erkrankung bei den Patienten der Verumgruppe wesentlich leichter als bei den Patienten der Plazebogruppe. So konnte z.B. durch die Impfung die Häufigkeit einer starken fieberhaften Erkrankung zwischen 18,8 und 23,6% (je nach Schwere der Erkrankung) gesenkt werden. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit konnte durch die Verumimpfung gleichfalls deutlich reduziert werden, und zwar je nach Schwere der Erkrankung um 17,9 bis 28,4%.

Weniger Antibiotika

Eine Impfung mit der Verumvakzine verringerte die Notwendigkeit von Arztbesuchen und reduzierte die Häufigkeit von Antibiotikaverordnungen um mehr als 40%. Auch griffen geimpfte Probanden weniger häufig zur Selbstmedikation als Probanden der Plazebogruppe (Reduktion um 23,3 bis 28,0%). Die Impfung mit dem abgeschwächten Lebendimpfstoff führte innerhalb der ersten Woche häufiger zu einer laufenden Nase und Halsbeschwerden als die Plazeboimpfung; ernsthafte unerwünschte Wirkungen traten aber nicht auf.

Besserer Erfolg bei optimaler Zusammensetzung der Vakzine?

Der im Winter 1997/1998 aufgetretene Grippevirus A/Sydney/05/97 (H3N2) zeigte wenig Übereinstimmung mit dem bei der intranasalen Impfung verwendeten Virus (A/Wuhan/359/95 (H3N2). Dass dennoch ein Impfschutz erzielt wurde, deutet darauf hin, dass die Impfung auch einen Schutz bei veränderten Virustypen bietet. Es ist anzunehmen, dass bei einer Übereinstimmung mit dem im Impfstoff verwendeten und dann während der Grippezeit tatsächlich auftretenden Influenzavirus die intranasale Grippeimpfung noch erfolgreicher sein wird.

Eine intranasale Grippeimpfung schützt zwar nicht generell vor einer fieberhaften Grippeerkrankung, führt aber zu einem wesentlich milderen und kürzeren Krankheitsverlauf, wie eine multizentrische Studie aus den USA zeigte.

Möglichkeiten der Grippeimpfung

Gegenwärtig werden in Deutschland nur Grippeimpfstoffe aus inaktivierten Krankheitserregern (Spalt- und Subunitimpfstoffe) verwendet. Sie enthalten die jeweiligen von der WHO und der Europäischen Gemeinschaft festgelegten Influenza-Virus-Antigene und werden intramuskulär oder tief subkutan appliziert. In den USA steht bereits eine intranasal anwendbare Vakzine zur Verfügung. Sie enthält abgeschwächte Influenzavirusstämme (LAIV-Vakzine; live attenuated influenza virus vaccine) und wird in Form eines Einmal-Dosen-Nasensprays angewandt.

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