Prisma

Cannabis für Krebspatienten

An der Charité werden 300 Krebspatienten im Rahmen der ersten in Europa ermöglichten Studie mit Cannabis-Tabletten behandelt.

Die Cannabis-Pflanze enthält mehr als 400 Einzelstoffe, die unterschiedliche Wirkungen haben können: In geringen Mengen führt der Konsum zu Beruhigung und euphorischer Stimmung, höhere Dosen verursachen Störungen der Wahrnehmung und des Zeitempfindens, noch stärkere können Halluzinationen hervorrufen. Die Inhaltsstoffe der Hanfpflanze haben aber auch Wirkungen, die bei Krebspatienten erwünscht sind: So fördern sie den Appetit, was insbesondere bei Patienten mit starker Gewichtsabnahme vorteilhaft ist. Denn Krebskranke im fortgeschrittenen Stadium ihres Leidens haben oftmals nur noch so geringen Appetit, dass sie letztlich durch Verhungern sterben. Neben der Appetitanregung sind außerdem auch schmerzlindernde Wirkungen zu erwarten. An der Charite soll nun herausgefunden werden, welche Patienten in besonderer Weise von den Cannabis-Tabletten profitieren und ob die in Aussicht genommene Dosis von 3 x 1 Tablette am Tag ausreichend ist.

Die eingesetzten Tabletten enthalten Delta 9 TC, Cannabidiol und Cannabionol in niedriger Konzentration. Da diese Substanzen unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, muss für jeden einzelnen Patienten eine Ausnahmegenehmigung bei der Bundesopiumstelle beantragt werden, die aber im Rahmen der Untersuchung in jedem Einzelfall auch bewilligt werden wird, wie der Leiter der Studie, Gernot Ernst, versichert. Krebspatienten, die an dieser Behandlungsart interessiert sind, können sich an die Schmerzambulanz der Charite wenden (Tel.: 0 30-4 50-5 11 38). s.sch

Quelle: Epidemiologisches Bulletin 39/99

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