Arzneimittel und Therapie

Mehr Beweglichkeit für Parkinson-Patienten: Add-on-Therapie mit Entacapon

Über 80% aller Morbus-Parkinson-Patienten entwickeln unter einer Langzeitbehandlung mit Levodopa motorische Spätkomplikationen, die einerseits auf den fortschreitenden Krankheitsprozess zurückzuführen sind, andererseits als Ausdruck der pharmakotoxischen Wirkung einer zu hoch dosierten und langwährenden Levodopa-Gabe gewertet werden müssen. Nach mehrjährigem Krankheitsverlauf kommt es, bedingt durch die abnehmende Speicherfähigkeit der nigralen Zellen für exogen zugeführtes Dopamin, zu einem Wirkungsabfall der Therapie mit nachlassender Beweglichkeit (Wearing-off-Phänomene). Schwankende Levodopa-Plasmaspiegel und die intermittierende Rezeptorstimulation führen zu On-off-Fluktuationen, Peak-dose-Dyskinesien, End-of-dose-Akinesien oder Dystonie.

Eine Add-on-Therapie mit dem peripheren Catechol-O-Methyltransferase-(COMT)-Hemmer Entacapon (Comtess®) hemmt den Abbau von Levodopa zu therapeutisch inaktivem 3-O-Methyldopa (3-OMD), verbessert die Resorption von Levodopa aus dem Darm und erhöht seine Bioverfügbarkeit am Rezeptor. Die Levodopa-Plasmaspiegel werden optimiert und die Antiparkinson-Wirksamkeit der Therapie verlängert.

Das teilte Orion Pharma jetzt mit. Dabei komme es nicht zu einer relevanten Veränderung der Levodopa-Spitzenkonzentration oder der Zeit bis zum Erreichen der Maximalkonzentration. Die verbesserte tonische Stimulation der Dopaminrezeptoren durch den COMT-Hemmer mache sich bereits nach 1 bis 3 Tagen positiv bemerkbar: Die Patienten profitierten durch eine signifikante Verlängerung der On-Zeiten, häufig könnten Dosis und Frequenz der Levodopa-Gabe reduziert werden.

Neue Studie

Der seit Oktober 1998 in Deutschland verfügbare COMT-Hemmer hat seine Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Parkinson-Patienten mit End-of-dose-Fluktuationen in mehreren plazebokontrollierten Doppelblindstudien demonstriert. Jetzt wurde in einer deutsch-österreichischen randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten Multicenterstudie (CELOMEN-Studie) die Sicherheit und Effektivität der Therapie erneut unter Beweis gestellt. Die Studiendaten wurden im Rahmen des XIII International Congress On Parkinsons's Disease in Vancouver, 24. bis 28. Juli 1999, erstmals von Prof. Werner Poewe, Innsbruck, präsentiert.

Insgesamt 301 Levodopa-sensible Parkinson-Patienten mit und ohne End-of-dose-Fluktuationen wurden in die Untersuchung aufgenommen und über einen Zeitraum von sechs Monaten entweder mit Entacapon (n = 197) oder Plazebo (n = 104) behandelt. In den letzten vier Wochen vor Studieneintritt benötigten die Patienten zwischen zwei und zehn Levodopa-Gaben täglich.

Hohe Sicherheit

Die Verträglichkeit der Add-on-Therapie war gut. Dopaminerge und nichtdopaminerge Nebenwirkungen, wie Hyperkinesien, Dyskinesien, Übelkeit oder Erbrechen bzw. Hyperkinesien, Diarrhö oder Tremor, wurden unter Entacapon nicht signifikant häufiger als unter Plazebo beobachtet und waren fast immer leichter bis mittelschwerer Natur. Über Diarrhö klagten 8% der mit Entacapon behandelten Patienten und 4% der Patienten in der Plazebogruppe. Lediglich ein Studienteilnehmer beendete die Entacapon-Behandlung wegen Diarrhö.

Insgesamt schieden 21% der Entacapon-Patienten aus der Studie aus, in der Plazebogruppe waren dies 10%. Schwere Nebenwirkungen waren insgesamt sehr selten und unter Entacapon und Plazebo vergleichbar häufig. Todesfälle traten unter der Therapie nicht auf. Ebenso waren keine Hinweise auf eine lebertoxische Wirkung von Entacapon, z.B. erhöhte Transaminasen, zu verzeichnen.

Gute Wirksamkeit

Insgesamt konnte die neue Untersuchung Entacapon als effektive und sichere Begleitmedikation für Parkison-Patienten bestätigen. Der COMT-Hemmer verbessert die Befindlichkeit der Betroffenen und bringt Patienten mit Wearing-off-Phänomenen einen deutlichen Zugewinn an Beweglichkeit und an Lebensqualität. Fluktuierende Patienten mit 5 bis 10 Levodopa-Dosen täglich profitierten von der Add-on-Therapie mit Entacapon durch einen Zugewinn an absoluter On-Zeit um 1,6 Stunden und eine Reduktion der Off-Phasen um 1,5 Stunden. Der Unterschied zu Plazebo (plus 0,5 Stunden On-Zeit, 0,6 Stunden weniger Off-Zeit) war signifikant.

Der positive Effekt der Therapie auf die Parkinson-Symptome wurde auch in einer signifikanten Verbesserung der Unified Parkinson's Disease Rating Scale für die Aktivitäten des täglichen Lebens (UPDRS II), die motorischen Fähigkeiten (UPDRS III) sowie auf dem UPDRS-Gesamtscore deutlich. Der Gesamtscore nahm um 4,2 Punkte ab, unter Plazebo dagegen um 0,4 Punkte zu. Die Verbesserungen auf der UPDRS erreichten sowohl bei fluktuierenden als auch bei nicht-fluktuierenden Patienten Signifikanz. Unter der Gabe von Entacapon benötigten die Patienten bei einer deutlichen Verbesserung des UPDRS-Gesamtscores durchschnittlich 40 mg weniger Levodopa täglich. In der Plazebogruppe musste die Levodopa-Dosis dagegen gesteigert werden.

Entacapon erfordert aufgrund seiner mit Levodopa vergleichbaren Pharmakokinetik kein eigenes Therapieregime, sondern wird in einer Dosierung von 200 mg bis zu zehn mal täglich simultan mit jeder Levodopa-Gabe verabreicht, so Orion Pharma.

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