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Abrechnung des Saarländers: Lafontaine war für Dressler

BONN (im). Der frühere SPD-Vorsitzende und Ex-Finanzminister Oskar Lafontaine hat zum Teil vernichtende Kritik an Bundeskanzler Gerhard Schröder geäußert. Auszüge aus dem Buch "Das Herz schlägt links" hatte die "Welt am Sonntag" in ihrer jüngsten Ausgabe (am 3. Oktober) abgedruckt.

Darin finden sich auch negative Äußerungen über andere Politiker der Regierungskoalition, wie Joschka Fischer, Rudolf Scharping oder Bodo Hombach. In der Abrechnung des ehemaligen SPD-Spitzenmannes, der am 11. März völlig überraschend zurückgetreten war, bleibt der Gesundheitsbereich nicht ungeschoren. Ausführlich stellt Lafontaine die Regierungsbildung aus seiner Sicht dar. Hier der entsprechende Passus:

"Eine längere Diskussion gab es um das Gesundheitsministerium. Rudolf Dressler, der lange Jahre für die Fraktion federführend die Sozialpolitik gemacht hatte, war sehr interessiert, das Gesundheitsministerium zu übernehmen. Die Grünen schlugen Andrea Fischer vor. Gerhard Schröder hatte keine sonderlichen Sympathien für Rudolf Dressler. Persönliche Sympathien oder Antipathien sollten aber nicht allein Grundlage von Personalentscheidungen sein. Rudolf Dressler stand als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen für einen wichtigen Teil der SPD und hat, da er viele Jahre die Sozialpolitik beackert hat, einen hohen Sachverstand. Nach seinem tragischen Verkehrsunfall wirkte er auf mich manchmal etwas depressiv. Ich hätte es daher gerne gesehen, wenn wir ihm das Gesundheitsministerium übertragen hätten. Die neue Aufgabe hätte ihn sicherlich beflügelt. Aber da ich sowieso schon täglich lesen konnte, dass ich die Sach- und Personalentscheidungen dominierte, gab ich schließlich nach. Auch heute noch bin ich darüber nicht glücklich. Andrea Fischer wurde Gesundheitsministerin."

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