Arzneimittel und Therapie

Schmerzmittelverbrauch im internationalen Vergleich: Deutschland an vorletzter S

Der Pro-Kopf-Verbrauch an Analgetika blieb in Westdeutschland seit 1980 auf ungefähr konstantem Niveau mit umgerechnet etwa 60 Einzeldosen pro Einwohner. Somit rangiert Deutschland im internationalen Vergleich beim Pro-Kopf-Verbrauch an vorletzter Stelle.

In einer retrospektiven Studie wurde der Schmerzmittelverbrauch in Deutschland im internationalen und zeitlichen Vergleich untersucht. Dazu wurden die Apothekeneinkäufe seit 1980 herangezogen und der Pro-Kopf-Verbrauch auf Zähleinheiten (1 Zähleinheit entspricht 1 Tablette, 1 ml Tropfen oder 10 ml Saft) umgerechnet. Die Analgetika wurden nach ihrer Zusammensetzung in verschiedene Substanzklassen unterteilt und für weitere Subanalysen in coffeinhaltige und phenacetinhaltige Analgetika gegliedert.

1995 waren die USA Spitzenreiter beim Schmerzmittelkonsum; der Pro-Kopf-Verbrauch lag hier bei 152 Zähleinheiten pro Einwohner. Es folgten Schweden mit 140, Frankreich mit 107, Australien mit 93, Kanada mit 65 und Belgien mit 73 Zähleinheiten. In Deutschland (West) betrug der Pro-Kopf-Verbrauch 63 Zähleinheiten; nur in der Schweiz wurden noch weniger Analgetika eingenommen (29 Zähleinheiten). Der Pro-Kopf-Verbrauch an Kombinationsanalgetika betrug in Schweden 50, in Frankreich und Australien je 25, in Deutschland (West) 19, in den USA 11, in der Schweiz 7 und in Kanada 3 Zähleinheiten pro Einwohner.

Kein gestiegener Schmerzmittelverbrauch in Deutschland

In einigen Ländern erhöhte sich der Schmerzmittelverbrauch in den vergangenen Jahren. So wurde in Australien ein Anstieg von 118%, in Schweden von 54%, in Frankreich von 53% und in Kanada von 51% registriert. Der Verbrauch an Analgetika in Deutschland (West), in der Schweiz und in Belgien hat sich nicht verändert. Der Pro-Kopf-Verbrauch coffeinhaltiger Schmerzmittel ist in Deutschland rückläufig. 1980 wurden noch 32 Zähleinheiten ermittelt, 1995 waren es nur noch 15 Zähleinheiten. Phenacetinhaltige Präparate haben seit Mitte der 80er Jahre in Deutschland keine Bedeutung mehr.

Coffein in Analgetika

Einige nichtsteroidale Analgetika, vor allem Acetylsalicylsäure und Paracetamol (Ibuprofen nur in geringem Ausmaß) werden durch den Zusatz von Coffein besser resorbiert, da Coffein den pH-Wert des Magens senkt. Aufgrund dieser verstärkten Resorption können Paracetamol und Acetylsalicylsäure in relativ niedrigen Dosen eingesetzt werden, was wiederum Ausmaß und Häufigkeit unerwünschter Wirkungen senkt. Bei vorschriftsmäßiger Einnahme sind Rebound-Kopfschmerzen eher unwahrscheinlich. Bei regelmäßigem Coffein-Genuss sind Coffein-induzierte Entzugskopfschmerzen möglich, die indes bei gelegentlicher Einnahme von Analgetika keine Bedeutung haben. In hohen Dosen kann Coffein zu einer physischen Abhängigkeit führen und geringfügige Entzugserscheinungen hervorrufen.

Drei neuere doppelblinde, multizentrische, plazebokontrollierte und randomisierte Studien, in denen Patienten mit episodischem Spannungskopfschmerz und episodischem Migränekopfschmerz eine Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein erhielten, bestätigen die Wirksamkeit von Coffein in Kombination mit Analgetika.

Quelle Dr. Bernhard Aicher, Biberach, Dr. Roland Schneider, Biberach, Jerome Goldstein, M.D., San Francisco; Pressegespräch "Coffein gegen Kopfschmerz", Wien, 28. August 1999, veranstaltet von Boehringer Ingelheim.

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