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Tag der Apotheke: Apotheken möchten ihre Leistungen stärker nach außen tragen

HAMBURG (tmb). Apotheken beraten gerne, doch sollten Kunden dieses Angebot auch verstärkt abfordern. Diese Botschaft war die Kernaussage der zentralen ABDA-Pressekonferenz zum Tag der Apotheke, die am 13. September in Hamburg stattfand. Neben den aktuellen Informationen zum Tag der Apotheke zeigten ABDA-Vizepräsident Werner Trockel und der Hamburger Kammerpräsident Dr. Hans-Jochen Gelberg den Nutzen auf, den Apotheken tagtäglich für die Gesundheit der Bevölkerung erbringen.

Mit der Veranstaltung sollten insbesondere die Publikumsmedien auf den Tag der Apotheke aufmerksam gemacht werden. ABDA-Vize Werner Trockel erläuterte, dass unter dem Motto "Ihre Gesundheit in guten Händen" am 16. September die Apotheken in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Südtirol und der Tschechischen Republik gemeinsam die Leistungen des Berufsstandes verdeutlichen wollen. Für die Veranstaltung übernehme Gesundheitsministerin Andrea Fischer die Schirmherrschaft, was die Bedeutung erkennen lasse, die die Politik den Apotheken beimesse. So gebe es an der Unverzichtbarkeit der Institution Apotheke für das Gemeinwesen keinen Zweifel.

Volkswirtschaftliche Bedeutung der Apotheken

Um die Bedeutung der Apotheken zu unterstreichen, ging Trockel auch auf volkswirtschaftliche Aspekte ein. Er verwies auf die 135000 Arbeitsplätze für hochqualifizierte Arbeitskräfte in deutschen Apotheken, die häufig sehr flexibel gestaltbar und wohnortnah gelegen sind. An monetarisierbaren Leistungen der Apotheken für die Allgemeinheit wurden die Bruttolohnsumme aller dort beschäftigten Mitarbeiter mit 4 Mrd. DM, Sozialversicherungsbeiträge von 2 Mrd. DM, Steuern in Höhe von 9 Mrd. DM und der gesetzliche Kassenabschlag von 2 Mrd. DM genannt. Hinzu komme der Wert für die Volksgesundheit, der durch jährlich etwa eine Milliarde Kundenkontakte entstehe. Daher könne die Apotheke nicht auf ihre pure Logistikfunktion reduziert werden. Eine solche Betrachtung vernachlässige die gesellschaftlichen Folgekosten.

Sparen mit Arzneimitteln statt an Arzneimitteln

Weiterhin wurden die Medienvertreter auf die Bedeutung der arzneimittelbezogenen Probleme hingewiesen. So ließen internationale Studien bei jeder zweiten Medikation irgendeine Form von Compliance-Problemen befürchten, was letztlich die Gesamtkosten der Behandlung unter Berücksichtigung aller Komplikationen und Folgekosten erhöhe. Etwa 5% aller Krankenhauseinweisungen stünden hiermit im Zusammenhang. Würde die Zahl dieser Einweisungen durch geeignete Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen halbiert, ließen sich jährlich etwa 2 Mrd. DM einsparen. Entscheidend sei, die Beratungskompetenz verstärkt zu nutzen, um Arzneimittel effektiv einzusetzen und damit insgesamt Behandlungskosten zu sparen.

Vor diesem Hintergrund habe die Apothekerschaft ihre Beratungsintensität erhöht und die pharmazeutische Betreuung im Rahmen von Modellversuchen erprobt. Die Apotheke wolle im Zusammenwirken von Arzt, Apotheker und Patient eine stärkere Mitverantwortung übernehmen. Hierzu gehöre beispielsweise auch die verstärkte Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen.

Dienstleistungsangebot bekannt machen

Doch sei das Dienstleistungsangebot der Apotheken in seiner großen Spannweite in der Bevölkerung noch weitgehend unbekannt. So wüssten gemäß Umfrageergebnissen nur etwa 30% der Bevölkerung, dass Apotheken Gesundheitstests anbieten. Auch die Leistungen im Bereich der Arzneimittelprüfungen seien kaum bekannt. Dagegen vermittle die durch Generikaverordnungen teilweise hohe Defektquote ein falsches Bild von den Lagerkapazitäten und der Leistungsfähigkeit der Apotheken. Darum wolle die Apotheke den 16. September nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und die Kunden aufzurufen, verstärkt die Beratung in der Apotheke nachzufragen.

Situation in Hamburg

Der Hamburger Kammerpräsident Dr. Hans-Jochen Gelberg ging zunächst auf die besondere Situation der Hansestadt als Metropole ein. Durch die hohe Zahl der Pendler würden dort im Verhältnis zur Einwohnerzahl viel mehr Leistungen nachgefragt als anderswo. Bei den vorgesehenen Budgetierungen im Gesundheitswesen führe dies zwangsläufig zu Budgetüberschreitungen. Dies werde durch die höhere Zahl der Spezialisten in einer Metropole verstärkt.

Mit Blick auf den Tag der Apotheke verwies Gelberg auf die Individualität der Apotheken, die trotz einheitlicher gesetzlicher Mindestanforderungen, verschieden seien. Dies gelte auch für das Dienstleistungsangebot, das zum Tag der Apotheke und darüber hinaus ganzjährig geboten werde. Als Beispiele wurden u.a. Hauttyp-Tests, Interaktions-Checks, Trinkwasser-Untersuchungen und die intensive Betreuung von Diabetikern und Asthmatikern genannt.

Beratung anbieten und einfordern lassen

In der anschließenden Diskussion stellten sich außer den Referenten auch der Vorsitzende des Hamburger Apothekervereins Dr. Jörn Graue, ABDA-Pressesprecher Elmar Esser, ABDA-Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales Dr. Frank Diener sowie die ABDA-Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Kirsten Kuhl den Fragen der Journalisten. Diese zeigten sich an der wirtschaftlichen Situation der Apotheken und der Entwicklung des Arzneimittelmarktes interessiert.

Einen Diskussionsschwerpunkt bildete die Selbstmedikation, die in diesem Jahr im Mittelpunkt der Aktionen um den Tag der Apotheke steht. Dabei wurde herausgestellt, dass etwa 30% der Apothekenkunden teilweise aus Zeitgründen keine Beratung wünschen. Wenn der Beratungswunsch in der Apotheke nicht erkennbar sei, könne dies bei Testkäufen fairerweise nicht gegen die Apotheken ausgelegt werden. So wurde um Verständnis für die Bitte geworben, die Kunden sollten ihre Beratungswünsche zu erkennen geben. Andererseits böten auch die Apotheken mittlerweile ihre Beratung offensiver an als früher.

Ein weiteres Thema bildeten die vorgesehenen Arzneimittelbudgets, die die Ärzteschaft verunsicherten. Nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Graue sei in Hamburg mit einer durchschnittlichen jährlichen Budgetüberschreitung von DM 15000 für jeden Arzt zu rechnen. Diese Situation führe vermehrt zu Verordnungen besonders billiger, aber damit nicht unbedingt preiswerter Generika, was verstärkte Compliance-Probleme aufwerfe.

Zur Zukunft der Institution "Tag der Apotheke" erklärte Pressesprecher Esser, dass dieser auch in den kommenden Jahren veranstaltet werde. Sofern die ausländischen Partnerorganisationen einverstanden seien, werde es möglicherweise eine Verschiebung in den Frühsommer an einen dann alljährlich wiederkehrenden festen Termin geben.

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